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Zschopauer Tageblatt : 22.08.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780081065-194408221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780081065-19440822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780081065-19440822
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-08
- Tag 1944-08-22
-
Monat
1944-08
-
Jahr
1944
- Titel
- Zschopauer Tageblatt : 22.08.1944
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»d Her- t steigen- nglnnd »e Bil- 'fe go- rur im rd mit erwer- imnisft mtspr»- intrieL, rngsov- «nklllig Ihetteq rr all- Waffe n. Dev r, Pro- chaftti- 'n. Je» solcher it be» Batte« Mpov- n und m Ssi- voldat, > LH« so mutz MN sie lichrett st m«l- ikelhett 1-G«« ronvon Vev- sckor rlichen t, datz n An- unter» utung, revika- :. Der r nach m ist, ein ev< bete!» :. Ns- lngrtff Nischen Bomber cgking- rovinz : nach le von es ja duräh inesen ' nach n Ja ch bÄ rischen .Flug» odurch s nu» r Aw i 'und öegnll» er ja- darin, 'Flug, chtne» m Vo- Illg . D«! fernen Gosel« rndeur " und Kom- „Das r Ost- . Der fernen rndeur grena» Luck, anzer. > Kol- Pan- i g est» mitge. Bia. adier- >aupb- nfklä- baupt ) küh. «Sir n UI schnitz Ernt« »n non weide- l nock n der 'ita^t »gern! n 're» infseo Nr. 196 Zjchopauer Tageblatt Dienstag, 22. August 1811 lchopau *'und demöachsenlanbe. Am 22. August 1044 VerüuukelunL 8«gtaa: N. ^oeust Ll.l« VUr eose: 2z. ^ueuet S.3L VNr Wir Toten find nicht tot: ich gehe mit. Unsichtbar bin ich nur, unhörhar ist mein Tritt. Eorch Fock, geb. 22. 8. 1880. kshiykvil kl keine kdsrakwrtngvaä Es ist stets «in herzerfrischende« und wohl tuendes Erlebnis, einem Menschen von knorriger Ligenwüchsigkeit zu begegnen. Der dressierte Pudel ist gewiß kein menschliches Erziehungs- tdeal. Es wird von niemandem verlangt, datz er sich wie ein Schilfrohr geschmeidig in jedem Winde biegt. Die allzu Freundlichen und Hilfs bereiten erregen mit Recht leicht den Verdacht, datz sich hinter ihrer polierten Glätte eigennützi ge Absicht versteckt. Jedenfalls tut man gut, sich gegenüber der elenden Gilde der Schmeichler mit einer gehörigen Portion Mitztrauen zu wappnen. Manch einer aber verwechselt Charakter und Originalität mit Patzigkeit und glaubt, Eigen art und Unart beweisen zu müssen. Ist er gleich ein dressierter Pudel, so ähnelt er einem bär tigen Igel. Er bildet sich etwas «in auf seine Ungenießbarkeit und redet sich, wenn man ihm ein grobes Benehmen zum Vorwurf macht, gern ins den „guten Kern" heraus, der angeblich in >er rauhen Schale steckt. Weil wir aber nicht tändig mit einem Nutzknacker herumlausen kön- -en, diesen Kern aufzubrechen, bleibt der ver- >orgene Inhalt von geringen: Nutzen. Es 'ommt für uns ausschliesslich die bärbeißig« grille in Betracht. Der Krieg, der einem jeden sein schweres Ar- wjts- und Sorgenbündel auflädt, führt ohnehin u einer Verknappung der Umgangsformen. So- veit es sich dabei um überflüssiges Wortgerank rnd nichtssagende Redefloskeln handelt, wird nan solchen Ballast bereitwillig und gern über 6srd werfen. Um so mehr aber mutz darauf be- tanden werden, datz Anstand und Entgegenkom- nen, Takt und Höflichkeit des Herzens im Ver kehr miteinander nicht verlorengehen. Gesell- chaftlichs Regeln bedeuten für das Zusammen eben der Menschen dasselbe, was das Versmaß iür eine Dichtung ist: einen heilsamen Zwang zu Ordnung, Wohllaut und Reinklang. Man braucht durchaus nicht zu grunzen, weil man nicht schmeicheln möchte. Vor allem aber soll nan nicht in seine eigenen Fehler auch noch verliebt sein und offenbare Mängel als Tugen den ausstaffieren. D«r Grobian kann sich nur deshalb unter gesitteten Menschen so breit machen, weil innere Höflichkeit ihnen verwehrt, laut zu sagen, was sie insgeheim über sein un- slätiges Betragen denken. Doch könnte einmal sehr wohl die Stunde kommen, wo auch uns der Kragen platzt. gend, di« sich an die besonderen Kriegsverhält D«r Rundfunk am Mittwoch . Reichsprogramm: 7.30 Zum Hören und dieses Zieles wird ein Zustand geschaffen, der jedem jungen Deutschen die Möglichkeit gibt, die in ihm schlummernden Kräfte bestens zu verwer ten und seine beruflichen Fähigkeiten im Sinne der höchsten Verantwortung zu verwerten, die zu tragen er in der Lage ist. Das ist, wie On Ley immer wieder erklärt hat, echter deutscher Sozia lismus der Leistung. Postpaletdienst »ach der Türkei eingestellt. Der Postpackitdienst nach der Türkei ist ein gestellt worden. Postpakete dahin werden vo» den Postämtern nicht mehr angenommen, unter, wegs befindlich« an die Absender zurückgeleitet Handwerks erhalten gleichzeitig di« Gewähr, datz ihnen eine hervorragende Berufsausbildung zu teil wird. Bei der gleichen Eel«genheit berichtete der Leiter des Amtes Berufserziehung und Begab tenförderung in der DAF., Hauptbannführer Wiese, über die Ergebnisse, die bei dem zurzeit laufenden Reichslehrgang der Ausbildungsleiter erzielt worden sind. Er vertrat die Ausfällung, datz der Nachwuchs künftig ausschließlich in solche Betriebe gehöre, die nachweisen können, daß bei ihnen di« Berufserzirhung vorbildlich gestaltet ist. Es wird übrigens dafür Sorge getragen, daß überall da, wo aus kriegsbedingten Gründen die Berufsschulen zurzeit nicht für eine aus reichend» theoretische geradestehen können, in den Betrieben selbst «in zusätzlicher Fachunterricht durchgeführt wird. Man will es aber erreichen, datz in Zukunft kein Jugendlicher mehr als un gelernter Arbeiter beschäftigt werden kann. Eine Forderung der DAF. lautet, daß jeder junge niss» anzupassen hat, spielen zwei Fragen eine wesentliche Rolle: einmal die Gewinnung der ersorderlichen Anzahl von Ausbildungsleitern, zweiten» die Errichtung von Lehrwerkstätten, in denen die Berufsausbildung der Jugendlichen auf der Grundlage der Gemeinschaft erfolgen kann, lieber die Grundsätze der Berufserziehung der deutschen Jugend hat Reichsorganisations leiter Or. Ley sich kürzlich vor d«n Leitern der Lehrwerkstätten in der gewerblichen Wirtschaft geäußert und dabei betont, daß di« DAF. sich bevorzugt um die Entwicklung der beruflichen Fähigkeiten der Jugend kümmere und damit entscheidend zur Lösung der sozialen Frage bei zutragen hoff«. Der Reichsorganisationsleiter bezeichnete dis Berufserziehung geradezu als das Kernstück der deutschen Sozialpolitik überhaupt. Damit fei sie auch zu einem Eckpfeiler des Wir kens der Deutsche» Arbeitsfront geworden. Es bestehen bi« ins einzelne gehende Pläne über di« künftige Gestaltung der deutschen Lehr werkstätten. Or. L«y hat den Leitern der Lehr werkstätten und den Ausbildungsleitern Ein blicks in die Ziele der Berufserziehung gegeben, wie sie von der Deutschen Arbeitsfront für di« Nachkriegszeit aufgestellt worden sind. Es ist das Verdienst der DAF., daß sie gegen alle mög lichen liberalistischen Strömungen den Ausbau der Lehrwerkstätten fortgeführt hat. Er wird demnächst in erheblichem Umsange dadurch er gänzt werden, daß Eemeinschaftslehrwerkftätten der Sozialgewerke geschaffen werden. Damit wird auch die Ausbildung des handwerklichen Tisch. 15.00 Kleines Konzert. 15.30 Klavier trio g-moll von Herman Götz. 16.00 Operetten- klängs., 17.15 Bunte Musik zur Unterhaltung 18.00 Konzert des Wiener Rundfunkorchester». 18.30 Der Zeitspiegel. 19.15 Frontbericht«. 20.1k Komponisten Lei froher Laune. 21.00 Zweimal zwei vier". Ein Spiel um Liebe Deutschlandsend« r: 17.15 Schöne Mu sik zum späten Nachmittag. 20.15 Meisterwerk» deutscher Kammermusik. 21.00 Mbendkonzert. Für die Berufserziehung der deutschen Ju-s Nachwuchses zu einer Angelegenheit der Ee- ..... meinschafisarbeit erhoben. Di« Lehrlinge des Kemviii8äiAil8iivrIi8l«lI«n kins vlcktigs K6ruk86rrl6livrt8(ji8 Xlaünsftine ftir 61s Xri6U8- un6 Mensch eine Grundausbildung erhalten muß, England im Zeitalter des Jmperia- und daß es deshalb notwendig sei, alle ungelern- lismus. 11.30 Die bunt« Welt. 12.35 Der Be. ten in die Eesamterziehung der schaffenden Ju-.^^ zur Lage. 14.15 Beschwingte Musik nach gend «rnzubeziehen. Mit der Verwirklichung - - ... s vom König selbst verliehen. Lon sämtlichen sächsischen Mitkämpfer« ' sind im ersten Weltkriege ausgezeichnet wo» den: mit dem Kommandenrkrenz .1 Klaff ! 14, 2. Klasse 153, Ritterkreuz rund 2501 ! Offiziere, etwa die gleich Zahl wie mit deu - EK. 1. mit der Goldenen Medaille 160 der Silbernen rund 8400 Unteroffiziere uM Mannschaften. Selbstverständlich würde vm diesen jetzt eine größer« Anzahl das her» tige Ritterkreuz des EK. erhalten haben Sonst ist ein Vergleich nicht möglich, da dH damalige sächsische Auszeichnung manche all überhaupt erste Auszeichnung, eine größer» Anzahl vor dem EK. 1 oder 2 erhielten einige wenige für eine besondere tapsen Tat die Goldene Medaille verliehen bs kommen haben, ohne vorher im Besitz der Silbernen gewesen zu sein. Generalmajor a. D. Bock von Wülfingen Vas M. «mä sU« 8«ck8i8cks Lrjvg8Sii8rvick»ailgvn Geltester äeukcker Krteßsoräen von Zem Starken Auf eine fast genau so lange Geschichte wie das „Hurra" als Schlachtruf, bis auf den Beginn der Freiheitskriege, kann das Eiserne Kreuz zurückblicken. Als preußisch« Kriegsauszeichnung im Kampfe gegen das er ste französische Kaiserreich wurde es vom König Friedrich Wilhelm 3. am 10. März 1813 gestiftet, also am Geburtstag der Kö- nirin Luise, der drei Jahre zuvor das Ungiück des Vaterlandes das Herz gebrochen hatte. Es sollt«, nach des Königs Worten, an die „eiserne" Zeit mahnen, „aus der nur Ei sen und Standhaftigkeit errette» kann". Nach dem ersten, vom König selbst stammen den Entwurf ist das Kreuz von dem berühm ten Architekten Schinkel gestaltet worden. Laut Stiftungsurkunde konnte cs ckls EK. 2 und 1 an Offiziere, Unteroffiziere, u,id Mannschaften, als „Halsorden" nur als Groß kreuz nach gewonnener Schlacht, Eroberung oder erfolgreicher Verteidigung täner Fe stung an den Oberbefehlshaber verliehen werden. Dreimal ist seitdem das Eisern« Kreuz in alter Gestalt, nur mit neuer Jahres zahl, 1870, 1914 und 1939, wieder erstan den, im Sim re seines Gründers nur in den Kriegen, in teilen Frankreich auf Seiten unserer Feinde stand. Erst im jetzigen Krieg ist für alle Front kämpfer, ohne Unterschied des Dienstgrades, als neuer „Halsorden"" das Ritterkreuz ge schaffen worden, zu dem bei fernerer -Zon- derer Bewahrung hinzutreten können das Eichenlaub, dann dieses mit Sluvertern und und schließlich dasselbe mit Schivertern uno Brillanten. Als weiteren Kriegsorden, im, Range zwischen EK I und Ritterkreuz, hat! dann der Führer noch das Deutsche Kreuz in Gold gestiftet. I Bis 1918 konnte sich somit der deutsch« Soldat wie auch der Offizier als Unterführer, nur das EK. 2 und 1 verdienen, hatte aber dafür die Anwartschaft auf eine der anderen Kriegsauszeichnungen, in erster Linie des eigenen Bundesstaates, die sich, da sie zu meist aus eine erhebliche ältere Geschichte als das Eiserne Kreuz zurückblicken konnten, der gleichen Achtung erfreuten. Erinnert fei an den von Friedrich dem Großen gestifteten Pour le merite, als damals begehrteste Aus zeichnung für Offizire. Der älteste deutsche Kriegsorden aber Klar — laut „Sachsen post", Folge 70, August — der von August dem Starken geschaffene, 1768 erneuerte Mi- litäv-St.-Heinrichs-Orden, dem der König dann 1796, für Unteroffiziere und Mann schaften, die Goldene und Silberne Militär- St.-Heimrich -Medaille anschbHß. Orden wie Medaille haben ihren Namev Aon dan letzten deutschen Kaiser aus allerdings niedersäch sischem Stamme, Heinrich 2., vem Heiligen <1002—24). Während die Verleihung der anderen säch sischen Kriegsauszeichnungen, wie Albvocht- und Verdienstorden mit Schwertern, bron zene und silberne Friedrich-August-Medaille, in der Hand der betreffenden höheren sächsi schen Truppenkommandeure lag, wurden die vier Klassen des Heiirrichs-Orden — in der Reihenfolge Ritterkreuz, das auf der Brust getragen wurde, die als Halsorden zu tra genden Kommandeurkreuze 1. und 2. Klasse, Großkreuz (Hindenburg und Ludendorff), das an einem blauen Bande mit gelber Einfas sung, nach Art der alten Adjutantenschärpe, von der rechten Schulter zur linken Hüfte airgelegt wurde —, ebenso dis beiden Me daillen auf Antrag der Vorgesetzten Stelle Löba». Bös« Folgen einer Ohn macht. In Ostritz wurde «ine am H«rd stehend« Frau von ein«r plötzlich«» Ohnmacht befallen Sie fiel auf dis heiße Ofenplatt« und zog sich s« erheblich« Verbrennungen im Gesicht, am Kör per und an den Händen zu, daß sie ins Krank«». Haus gebracht werden mußt«. Pirna. Todessturz auf abschüssiger Straß«. Auf der abschüssigen Straße von Sürßen nach Dohna wurde der Gastwirt Hau schild aus Heidenau neben seinem Fahrrad toi aufgefundsn. Der Verunglückte ist nach de» Feststellungen vom Rado gestürzt und einer Ge hirnblutung erlegen. f Dresden. Kofferdiebin htngerich- tat. Am 16. August ist di« 32jährige Klara Porst aus Dresden hingerichtet worden, die da» Sondergericht in Dresden als Volksschädling und gefährliche Gewohnheitsverbrecherin zum Tod« verurteilt hat. Sie hat auf dem Dresdner Hauptbahnhof in der Dunkelheit und im Ge dränge zahlreichen Reisenden, darunter auch Sol- daten, die Koffer gestohlen. ?srtvr«miMv M- tvSIimgvnä.!V8VM Mädelfingschar. Die Angehörigen der Mädel- singschar treffen sich morgen Mittwoch, den 2». August 1944, pünktlich um 19.30 Uhr am Hinden- burgplatz zum Kräut«rsammeln. Di« Mäd«l wollen bitte Taschen und Körbe mitbringen. Die Leiterin. Jugendgrupp« der NSF. Heimabend am Donnerstag, 24. 8., 8 Uhr im „Stern". Bitt« pünktlich da sein! Dis Jugendgruppenf. 13. Fortsetzung. ' 7..:....«wehen halber wurde es nicht hell un Zimmer Wenn es nicht der Kerzen und des Petroleums wegen gewesen wärr hätte ich gar nichts gegen diese ^Finsternis einzuwenden aehab' Aber wir mußten unbedingt sehen, daß uns das Tageslicht Ve leuchtungsmaterial sparen half. Der Winter war noch lang, w-- standen erst im zweiten Viertel des Dezember. Da ich hauswirtschaftliche Tugenden erheblich vermißen ließ Hielt ich mich von dem Dienst in der Küche zurück und machte mich daran, die Schneemauer vor meinem Fenster zu durchbrechen. Ich mußte einen förmlichen Tunnel graben und stieß einen lauten Freudenschrei ans, als mir mein Vorhaben endlich gelungen war. . Der alte Herr kam sofort herbeigelaufen. Wir schnupperten mit Lehagen die srische Luft ein, es machte uns nichts aus, daß wir ?aum die Hand vor den Augen sahen, so wild war das Flocken treiben. Bonner Eosauwand war nichts mehr zu entdecken, keine Spur mehr vom Wald, vom Dachstein gar nicht zu reden. „Ich glaube, Sie freuen sich sogar noch darüber", meinte Herr Lupitsch, als ich am Mittag so vergnügt meine Suppe lösselte und auf das Heulen im Kamin lauschte. Es war eine ganze Skala von Lönen, hinaus und hinunter, bei den höchsten immer wie mit einer besonderen Lust verharrend. Am Nachmittag schliefen wir erst etwas, dann schaufelten wir wieder. Die Schnecwand wurde sonst bis zum andern Morgen zu Hoch und zu dick, denn es stand fest, daß wir uns erst wieder durch- zraben mußten, wenn wir Licht sehen wollten. Als am Abend das Heulen und Orgeln draußen zum Getöse einer wilden Jagd anschwoll, ging ich nach der Vorratskammer und holt« eine Flasche Chianti. Der alte Herr sah mir aufmerksam zu, wie sich die Glaser dunkel färbten. „Ist heute ein besonderer Erinnerungstag?" kragte er. „Wir wollen Wiedersehen mit Agnese feiern , erwiderte ich und zing noch einmal nach der Speisekammer, um eine Dose Hummer m holen. Man brauchte doch nicht immer erst in den Kalender zu sehen, um einmal einen Festtag zwischen die Wochen zu schieben. „Auf Agnese, Herr Lupitsch!" Sogar der Sturm setzte kür einen Augenblick au», als wolle er »as feine Klingen nicht übertönen, mit dem unsere Glästr an« Knanderstießen. „Chianti!" sagte der alt« Herr und trank in langsamen, andäch- figen Schlucken. „Zu Bataillonen aufgereiht stand er in den Kel« «rn von Agneses Vater. In den großen Schaufenstern des Geschäft !r« laa er dekorativ übcreinanderaetllrmt. Kein Mittaaekke» vev ging, ohne daß eine der großen Korbflaschen geleerswürfiel Agnes« hatte beim Abschied in Hallstadt meine Hand gepreßt — mehr durste sie nicht, denn die andern standen alle daneben — und ge beten: „Ihr kommt doch! Ihr kommt bestimmt, nicht wahr? Du auch, Johannes! Sag doch ein Wort, Vater, daß sie kommen sollen! Die üppige Signora Elena Lupitsch hatte gelächelt und uns für den Winter eingeladen. . . . , Wir konnten ebensogut in Rom die Hochschule beziehen, wie in Innsbruck. Mein Vater erhob zwar eine Menge Einwände, und auch die Mutter sah uns ungern ziehen, aber den Ausschlag gab diesmal mein Großvater. Unter den vielen Geschäftsleuten, mit denen er in Verkehr stand, befand sich auch ein Wirt aus Camogli, der seit mehr als zwanzig Jahren regelmäßig im Frühjahr nach Innsbruck kam und sich bei ihm einguartierie. Großvater verstand sich be sonders gut mit ihm und hatte sich vorgenommen, endlich dessen Einladung zu folgen und ihn aufzujuchen. Allein wollte er nicht reisen, aber mit uns beiden wäre es zu riskieren, meinte er. Und jo fuhren wir schließlich. Diesmal trugen uns nicht die Pserde über den Paß, sondern die - Brennerbahn. Mein Großvater, der seit Jahrzehnten keine Reiss I mehr gemacht hatte, war begeistert. Er sparte nicht mit Lob und i Anerkennung sür die Fortschritte der Zeit und wurde erst schweig sam. als wir nach zweimaligem Umsteigen nach Camogli kamen. >!, Freund. Er hatte sich das anders gedacht. War Innsbruck schon ko bergig gelegen, Camogli glich einer Fei- senwildnis. Zehn Stockwerk hoch türmten sich die Häuser. Nestartig klebten sie am Gestein. In den engen Gassen balgten sich braune Kinder, die uns mit offenem Munde nachsahen, um dann slucht- rrtig im dunklen Torbogen oder in finsteren Eingängen zu ver- chwinden, wenn wir Auskunft von ihnen haben wollten. Wir hielten uns dicht aneinander. Jeder Schritt über die aus- zetretenen Steinflietzen, die treppenariig nach oben führten, gab einen gespenstigen Hall. Aus einem Tcrrassengarten kam uns ein Mädchen mit einem Korb voll Veilchen auf dem Kopf entgegen. Die fragten wir nach Signor Giuseppe Alvadcre. Sie wies nach unten, die vielen Treppen hinab, die wir eben heraufgekommen waren, und lächelte über unsere mißvergnügten Gesichter. Entmutigt kletterten wir wieder hinab und sanden end lich nach nochmaligem Fragen die Albergo Aivndere, die sonnen- Lberschuttet über dem kleinen runden Eols schwebte. Als wir die steingepslasterte Terrasse betraten, schrie ein Mann, der eben Fische in einen Korb zählte, hellauf, warf das zappelnde Schuppenzeug ins Wasser und kam mit ausgebreiteten Armen aus meGen Eroß- valLk Die HeHlichkeit dieser Begrüßung machte Camog» aus einmal »r ei»em Paradies. Wir wurden mit dem Besten bewirtet; da» da» i Haus zu geben hatte, und auch sonst legte man es daraus an, un« ' zu verwöhnen. Nur des Nachts schob sich mein Großvater seine» ! Rock unter dm Kopf, tveil u die Harken Rollen, die statt der un» » gewochnien Kissen äks Kopfstütze bienten, zu unbequem sanv. Wir blieben zwei Tage. Dann begleitete uns der Wirt nach La Mortola, wo er eine Ölpresse besaß. Hier erst sah es wirklich so aus, wie wir uns Italien gedacht hatten. Es war «in wahr« Eldorado. Zu Füßen des naq Süden geöffneten Gebirges breitet» sich das warme blaue Meer aus, daß die Luft mit ihrer wunder vollen Milde in alle Buchten strömen konnte. Ich begriff, daß lang« Zeiten hindurch hier der Lieblingsaufenthalt der europäischen Menschen gewesen war und daß nach ihm vielfach auch heute noch ihre Sehnsucht ging. Wir standen schon tief im Oktober, und noch immer blühten di» Veilchen in Überfülle, floßen die Geranien in überreichem Farben- spiel über die Terraßenbrüstunaen. Die Schwalben kreisten in küh nem Bogen um Giebel und Türme und schwangen sich voll Lui über die Brandung. Die Eidechsen vergaßen ihren Winterschlaf Bienen und hunderterlei anderes Jniektenzeug schwärmte, wie b« uns zu Hauss im Hochsommer, durch die warme Luft. Kaum bekleidete Männer flickten ihre Netze am User, Frau«, und Mädchen kamen aus den Terraßengärten und trugen Körb» voll Blumen nach dem Markte. Vom Renntiermoos der Tundra bis zu den Dattelpalmen der Sahara, von den Wiesenblumen und Gräsern unserer Tiroler Heimat bis zu den Riesensprossen d«< Bambuße war alles hier zu sehen und zu bewundern. Ich erblickt» zum erstenmal in meinem Leben Zypressen und zitternd« Eukalyp ten, Zuckerrohr uüd Zimtbäume. Orangen und Myrten. Die Ölpreße von Signor Alvadere schien eine Goldgrube zu sei» denn er besaß ein großes Landhaus, mit-zahlreichem Persona! darin, und mehrere Hektar Felder, die mit silbergraurn Oliven bäumen bepflanzt waren. Im Garten seines Landhauses aber ge dieh, was nur irgendwie aus südlichem Boden wachsen wollte. Die Albergo Camogli war sein Geburtshaus, das «r nur »« Pietät nicht veräußern wollte. Hier In La Mortola gefiel es meinem Großvater so aut, daß er der Einladung, noch länger zu bleiben, nicht widerstehen könnt«. Wir hatten zwar Bedenken, ihn allein zurückzulaßen, aber Signor Alvadere versprach, ihn selber nach Innsbruck zu bringen, so dah wir beruhigt nach Rom Weiterreisen konnten. Die Verwandten waren verständigt, und Agnofe empfing un» am Bahnhof. Ich sah es ihrem ängstlichen Blicke an, daß sie sich mühte, uns auseinanderzuhaltcn. Es machte mir Spaß und quält« mich zugleich. Ich hatte mich noch nicht entschließen können, Johan nes etwas von unserer Liebe zu sagen. Ich sllrchtete, ihm wehe zu tun. Wenn schon ein Geständnis sein müßte, dann hätte ich ihm gleich am Anfang davon sprechen müsien, jetzt würde er mir mein Schweigen bestimmt als Falschheit anslegcn. Also mußte ich war ten, bis sich einmal eine günstige Gelegenheit bot, mit ihm aus- jährlich davon zu jxrechen. lFortsetzung folgt)
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