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Zschopauer Tageblatt : 05.08.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780081065-194408051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780081065-19440805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780081065-19440805
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-08
- Tag 1944-08-05
-
Monat
1944-08
-
Jahr
1944
- Titel
- Zschopauer Tageblatt : 05.08.1944
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1 San«ade»d/S«»«t«^ »./I. A«g»st 1»44 -i,. i« Nr. 18Z S/rS/L</s sZ/s LF^/-e i W^WWWWWWWWM,WWW^M^W,,WD^MMW^M^WWWWM^MDW,WWWWWW^^^ SeeMa^iSü-i M Der k S Ein« Geschichte von Friedrich Franz Goldau. 'M »L 1 Auch in unserem Sonnensystem finden sich fußenden Reich", entgegnete er. „Die Bezie- allerhand Merkwürdigkeiten. Da ist zunächst^ Hungen Ihres Herrn Sohnes zu jenem Wöhler, ! der die Lebenskraft leugnet, ferner zu jenem einmal unser Tagesgestirn selbst. Es dreht sich !dj Ende — mermann, ob er seinen sessor Liebig, antreff«. Gelehrte: „Hier nicht." freundlicher und länger Liebigs: „Kann ich ihn um seine Achse, und um die Sonne wieder ziehen die Planeten ihre Bahnen. So haben wir das wenigstens in der Schule gelernt. Aber meist stimmt es nicht! Das ganze System dreht sich vielmehr um den gemeinsamen Schwerpunkt, und der liegt wohl immer innerhalb des Son nenkörpers vermöge seines Massenreichtums, aber meist nicht im Mittelpunkt. So kommen am 13. April 1915 Merkur und Venus wenige Stunden nacheinander in sogenannte untere Konjunktion zur Sonne. Merkur, Venus und Am 4. Gauleitei rer in fe Reichst sich zum er mit b gab, den LV. Juli kraft zu Der F- Führer!» und Zuso urteilunc rer erkli Verräter schon seit fung fo Kampf d sei zahle, deutend zelnsn, v Widersta ausging, an der k, Sabotaq, überwält oer Offi Klüngel . Der Darmstädter Drogen- und Farbenhändler Johann Liebig, «In annähernd sechzigjähriger Herr, hatte das Laboratorium der Universität Gießen betreten und fragte den Professor Zim- Sohn, den Chemiepro- Kurz antwortete der Und auch nicht viel war die Frage Herrn erwarten?" vor ,,^j und enthä! geblich, überschrc Uebersetz wurden Bei italienis 1. bis 5. im Kam Deutsi matinist und best 2m ! nordwes abgewie liche Kr östlich » wisten » Nord« Von sllerlei sstrononuscken Uerk^vürckLkeitsn Von Gerhard Schindler. Daguerre, der uns weismachen will, Spiegel bilder für alle Zeit festhalten zu können, bewei sen .eindeutig, daß er die göttliche Schöpfung verneint, ein umstürzlerischer Kopf ist. Die Universität Gießen aber fördert den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit." Diese Antwort schien Herrn Liebig weder sehr weise noch folgerichtig zu sein, und er fragte zu- , rück: „Um eines Vorurteils willen wurde m«i- ! nem Sohne die weiter« Arbeit im Labor unter sagt?" I)6ut8c1 Aus d Das ! kannt: Westli lung uns örtliche gewiesen westlich Gegner starker l schweren sich in i Erst nat Gegner, lungen « den avgc se sind Bei S satzunge, tcn Krö im Bere se entvr den hier Bretagn schlossen« Torp»' drei sei, ein Zers <ooa VS 2m fr roristen Schwc don. Es gibt Leut«, di« sich kaum vorstellen können, daß «s am Nordpol nur ein« Himmelsrichtung, nämlich Süden, gibt. Wohin man auch blickt, überall ist Süden. Alle Winde kommen aus Süden und gehen nach Süden. Lin kleiner Sprung: Wir bewegen uns inner halb bestimmter Grenzen um einen der beiden Erdpole. Da sehen wir, daß die Sonne wäh rend der Zeit Ihrer Sichtbarkeit — und sie ist dort jeweils rund «in halbes 2ahr sichtbar — stets wo anders, nur nicht im Süden ihren höch sten Stand erreicht. Von März bis zum Juni steigt st« für den Pol am höchsten um 24 Uhr. Vom Juni bis zum Verschwinden im September dagegen bewegt sich die Sonne abwärts. Wie derum steht st« dann um Mitternacht am höch sten, und zwar jetzt um null Uhr des neuen Tages! 2m Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden sinkt sie ständig weiter abwärts. Reisen wir jetzt einmal nach der anderen Richtung über den Erdgleicher nach Süden: Zwar gehen auch für diese Gegenden die Gestirne im Osten auf und im Westen unter. Di« Rich tungen sind aber vertauscht. Das alte latei nisch« Sprichwort von der „luna mendax" dem lügenden Monde, wird jetzt Wahrheit. Hier nimmt unser Trabant nämlich als Erstes Vier tel scheinbar ab, zumindest könnten wir aus sei ner Gestalt kein Z herauslesen. Nein, wir wür den anderntags s«hen, daß er auch da unten im Süden zunimmt, nur auf der „verkehrten" Sei te, nämlich links! Di« Finsternis endet einen Tag vor ihrem Begin«. Interessant.war die Mondfinsternis vom 2./3. März 1942. Si« endete nämlich früher, als sie begonnen hatt«! Der Widerspruch ist aber nur scheinbar. 2hr Anfang war sichtbar in weiten Gebieten Asiens, und dort schrieb man den 3. März. 2n dem Maße wie der Mond von Osten her aufging, kamen immer weiter westlich ge legen« Eegenden in den Sichtbarkeitsbereich der Finsternis. Als man das Ende im östlichen Amerika beobachten konnte, schrieb man erst den 2. März. Für den Kosmos gibt es keine Da- tumsgrenze, hier entscheidet allein die „Welt zeit", und nach der verlief die Finsternis ganz normal, st« begann abends und war nachts zu Ende! Blättern wir in einem astronomischen Jahr- Luch, so finden wir unter den mannigfachen An- gaben eine Notiz, die besagt, daß die Schiefe der Erdbahn sich jährlich um 9.47 Vogensekunden verringert. Das ist sicherlich «in sehr kleiner Betrag, wenn man bedenkt, daß ein 59-Pfennig- stück aus rund «inhalb Kilometer Entfernung noch immer annähernd doppelt so groß ist! Ver suchen wir aber zu berechnen, wieviel das in der Praxis für die Erde ausmacht, so sind wir er staunt: die Wendekreise rücken jährlich um fünf zehn Meter gegen den Gleicher vor, der Tropen» gllrtel wird dadurch kleiner! „Vorurteil sagten Sie?" Professor Zimmer mann deutete auf «in bestimmtes Glas auf dem Tisch. „Dis Wissenschaft kennt keine Vorurteile. Sie kennt nur Gesetze, Herr Liebig. 2n diesem Elas« ließ Ihr Herr Sohn Chlorkalk auf orga nische Säuren einwirken. Als er sie mit Alko hol vermischte, gewann er «ine klare, süßlich riechende Flüssigkeit, di« l«icht verdampfte und ihn schwer berauschte. Professor Liebig wurde mit starken Vergiftungserscheinungen im Labor bewußtlos gefunden. „Davon weiß ich nichts. Es war wohl ein weiterer Versuch für di« Agrikulturchemie, Herr Professor?" „Für die Dungwirtschaft der Bauern wollen Si« sagen..." Der gelehrte Herr brauste auf. „Das Herumdoktern an dem von Gott gegebenen und geheiligten Boden ist eine Gotteslästerung übelster Art. Adjutorium nostrum in nomine Domini, qui fecit coelum et terram! Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Wir erwarten die Frucht barkeit des Ackers von Gott und nicht von 2hrem Sohne, Herr Liebig. Und wenn der Acker nicht Frucht trägt, so will Gott es so." „Will er auch, daß Menschen verhungern?" „Man soll, wenn man von Gott spricht, den Hut absetzen, Herr Liebig. Quis ut Deus, Herr Liebig? Wer kennt Gottes Wege?" Der alte Herr sah ein, daß es zwecklos war, sich mit dem Gelehrten weiter zu unterhalten. Er ging in die Stadt, um seinen Sohn in dellen Privatwohnung zu besuchen. Der alte Herr dachte an die 2ugend seines Sohnes. Justus war fröhlich herangewachsen Bei den Drogen und Farben seines Vaters wur de sein Geist rege; und da er beobachtete und las, stellte «r sich bald mancherlei Fragen. Aar- um brachte man den Dünger aus den Viehstallen auf di« Aecker? Hungerte der Acker auch? Brauchte er Nahrung? Der willensdurstige Knabe überflügelte seine Mitschüler. Mit einem Stipendium ging er an düngen versanken in die Tiefe des Unbewußten. „Weiß Professor Zimmermann von alledem nichts?" „Er will es nicht wissen!" „Möge der Ewige ihm die Erleuchtung sckicn- len!" Am folgenden Morgen reiste der alte Herr ab. Als er nach drei Monaten wiederkam, wurde er von Professor Zimmermann als erstem be grüßt: „Der Geist der Willenschaft hat Wunder vollbracht. Ich habe mich kurz nach Ihrer Ab reise einer schweren Operation unterziehen müs sen und von der Operation nicht das geringste verspürt. Die Verdienste Ihres Sohnes um die Ernährung des Ackers und die Besiegung des Schmerzes sind ungeheuer. Ich habe die Ehre, Ihnen, Herr Liebig, die freudige Mitteilung zu machen, daß Ihrem Sohne der kaiserliche Ade' brief überreicht worden ist." Zs seine Phase ändernd, so daß man den Lichtge- staltwechsel beinahe mit bloßem Auge lausend verfolgen kann. Der langsame Deimos hat da gegen eine Umlaufszeit, die fast so lang wie der Marstag ist, «r bleibt daher lang« an der gleichen Himmelsstelle stehen und läßt die Ster ne „hinter sich" vorbeiziehen. Für Phobos be deckt Mars, wenn er aufgegangen ist, nahezu «in Achtel des Himmels! — Bei Saturn ist, ab gesehen von den zahlreichen Monden, der Ring das Objekt, das interessiert. In seinen Aequa- torgegenden zieht er als schmales Band quer durch den Zenit, von mittleren Saturnbreiten aus erblickt man ihn als Bogen; aber polnahe Gegenden willen gar nichts von seinem Vor handensein, weil sie nicht über die Eaturnkrüm- mung hinwegsehen können. Der nächst« Planet, Uranus, hat eine stark geneigte Bahn, so daß für ihn die Sonne auch am Nord- oder Südpol im Zenit stehen kann. Die Monde umlaufen ihn verkehrt und gehen daher auch für diese fer ne Welt im Westen auf und im Osten unter. -Machen wir einen weiteren Sprung! Auch der Sirius birgt einige Rätsel. Er wird von einem kleinen Begleitstern umkreist, dellen Dich te man aus der Bewegung errechnet hat. Da nach wiegt ein Kubikzentimeter dieser Malle et wa einen Zentner! Wir kennen auf der Erde bisher keinen einzigen Stoss, der an Schwere dem Sirusbegleiter auch nur annähernd gleich käme. Erde stehen dann säst in einer Lin!« auf der gleichen Seite des Zentralgestirns. Di« drei Planeten werd«n bestrebt sein, den Schwerpunkt des Sonnensystems zu sich ziehen. Die Sonne muß dem nachgeben und dreht sich jetzt um «inen Punkt, der näher ihrer Oberfläche liegt. Aehn- lich lagen die Verhältnisse im Jahre 1949/41, als Jupiter und Saturn fast gleichzeitig in Op position zur Sonne „zogen". Solche Falle kön nen vielleicht, wie manche Forscher das ver muten, zu einer erheblichen Störung im Son- nenfleckenzyklus führen. Venus kennt die Sonne nicht. Auf M«rk»r und Venus dauert der Tag ver mutlich ein ganzes Jahr! Man nimmt an, daß sie der Sonne stets dieselbe Leit« zukehren. Einen Sternenhimmel kennt man also auf der Tagseite nicht, die Nachtseite wiederum hat kein« Ahnung, daß es ein« Sonn« gibt. Bet Mars sind es die beiden Monde, die auffallen. Der behende Phobos kreist so nahe dem Haupt planeten, daß seine Bahn nur rund 9999 Kilo meter von der Marsoberfläche absteht. Phobos läuft deshalb schneller, als Mars sich um seine Achse dreht. Er geht deshalb für Marsorte im Westen auf und im Osten unter, dabei ständig Der Gelehrte sah den alten Herrn von der Seite her an, hielt es dann für nötig, sich zu erhebe«. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lie ben, Herr Liebig. An diesem christlichen Funda- mentalsatz halten wir fest, und er verbietet'uns, die Schöpfung bester machen zu wollen, als Gott st« gemacht hat. Die Arbeitsweise Ihres Herrn Sohnes widerstrebt unseren Maximen. Ich habe aus diesem Grund« Professor Liebig schon vor einigen Jahren jede weitere Arbeit im Labor untersagt." „Bitte?" Hatte der Besucher den Unfreund lichen verstanden? „Mit Zustimmung des Herrn Dekan?" fragte er. „Allerdings!" „Ist der Herr Theologe?" Professor Zimmermann blitzte ihn an: „Wir befinden uns nicht im atheistischen Frankreich, sondern im — dem Himmel sei dank! — immer noch frommen und auf der christlichen Tradition s«M ' «mm - L; Mi - die Sorbonne nach Paris. In der französischen » Hauptstadt, wo der Botaniker Eaussur« ähnliche ' Wege ging, stellte der Deutschs unzählige Ver suche an, und als man den jungen Professor auf Empfehlung Alexander von Humboldts nach Gießen berief, trugen seine Aecker schon vielfäl tige Frucht. Der alte Herr traf seinen Sohn im Garten des Hauses. Sein langwelliges Haar flatterte sanft im herbstlichen Winde, und die großen, entschlos senen Augen waren voll Glanz wie die Beeren, die er in ^inen kleinen Korb pflückte. Dabet lag ein zufriedenes Lächeln aus dem sonst ge schlossenen, energischen Mund. Professor Liebig trug einen krausen Bart, das Kinn ausrasiert und war im Biedermeierrock mit weißer Hals krause und schwarzer Krawatte. Seinen Vater erkennend, kam er auf ihn zu. „Siehst du, da haben wir es", begrüßte er ihn, ihm warm die Hand drückend und auf den Korb deutend. „Der volle Erfolg! Ich habe in Pa ris Roggen und Weizen, Mais und Hafer ver brannt und in der Asche Phosphor wie in den Fischen der Indianer gefunden. Damit wußte ich endlich, was die Pflanze durch ihren Aufbau dem Boden entzog und was er brauchte, um wieder Frucht bringen zu können. Wie du weißt, Vater, hat man mich «inen Mistbauern genannt. Aber der erste Schritt gegen den Hun ger war getan." Er führte seinen Vater in den Garten. „Sieh dir diese Erdbeeren, diese Möh ren und diesen Blumenkohl an! Ich habe schon zahlreiche Dankschreiben von Bauern gesammelt, und es wird täglich bester. Im kommenden Jahrs trägt, wenn man mir folgt, der Boden unseres Landes die dreifache Frucht." Der alte Herr begrüßt« den Pariser Chemiker Jean Baptist« Dumas, der bei seinem Sohne zu Besuch war. „Haben Sie schon von der letz ten großen Entdeckung Ihres Sohnes gehört? Vor Jahren verbot ihm Professor Zimmermann, das Labor zu betreten. Aber der Stein, den dieser Baumeister verwarf, ist zum Eckstein ge worden, und- trägt das Eebäud« der Chirur gie ..." Professor Liebig nahm seinen Vater beim Arm und führt« ihn in seine Wohnung. Du mas ging mit. Beim leuchtenden Rheinwein sprach der junge Gelehrte von der betäubenden Flüssigkeit, die er entdeckt hatte. Dumas habe die chemische Formel für diese Entdeckung gefun den, erläuterte er. „Chloroform, Vater." „Und wozu ist es gut?" Professor Liebig holte aus seinem Schreibtisch einige Blätter. Der alte Herr las mit sichtlicher Bewegung, daß sich viele Aerzte mit der Ent- dechung befaßten. Der Edinburger Chirurg Simpson hatte das einschläfernd« Mittel mehr fach erprobt. Die Kranken schliefen tief und fest ein. Der Schmerz und alle anderen Empfin- ß - Alexander stand auf und sah lange wortlos nach der SleUe des Parks hinüber, wo unter mächtigen alten Bäumen die Gruft lag. Auch Fredegard blieb still, aber besorgt blickte sie auf Alexander. Dieter wandte sich nach einer Weile langsam um und sagte: „Ich weiß, was du denkst, Fredegard. Aber es Ist nicht so. Ich gehe heute nicht noch einmal hinüber und auch nicht morgen. Ich will nicht eher wieder vor Edda und ihr Kind treten, bis ich ein an derer geworden bin. Dann aber werde ich nicht allein zu ihr gehen, sondern wir beide. Glaube mir, Fredegard, ich werde es mir nicht leicht machen, an mir zu arbeiten, damit ich anders, besser werde, aber ich ahn« die Kraft dazu in mir, und wenn es einmal zu schwer erscheinen sollte, wird mir de» Gedanke an dich weiterhelsen..." Auch Fredegard war ausgestanden, und wte ne nun gemeinmm dem Ende des Parkes zuschritten, strahlte aus Fredegards tränen^ feuchten Augen schon Freude und Zuversicht. Ihr Blick traf de» Alexanders, der sie sanft in die Arme nahm: „Dank, Fredegard, dz Liebe, Dank! Ich glaube, heute hast du einer Toten zu ihrer Ruh» verhalfen und einem Verzweifelten das Leben gerettet...!" Empört stand Fredegard auf, ihre sonst so sanften, braunen Ak« gen blitzten, als ne sich heftig Alexander zuwandte: „Ich beleidige dich in deiner Trauer? Ja, trauerst du denn wirk- lich um Edda? Nein, du Egoist, dich selbst bedauerst und betrauerst du von ganzem Herzen, daß du Edda verloren Kast, daß dir Edda kein« neuen Opfer bringen kann. Du bist ja viel zu selbstgerecht und eigensüchtig, um wirkliche Trauer empfinden zu können. Du fühlst dich von aller Welt nicht verstanden, während es dir über haupt nicht in den Sinn kommt, zunächst einmal bet dir selber nach Fehlern zu fachen. Du wirst wohl wissen, wie hoch auch ich Edda Ichätz«, aber das glaube mir: Du ehrst das Gedenken an der Toten »chleibt. wenn du so ein sinnloses, untätiges Dasein führst. " Was hast du denn bislang in deinem Leben geleistet? Ich fürchte, Alex, es ist nicht viel, im letzten Jahr« schon gar nichts. Und was weiht du eigentlich von deinem Besitz, was von den Menschen, die dort schaffen, empfindest du wohl auch nur eine Spur von der schweren Verantwortung, die eigener Grund und Boden mit sich v ingen? So, wie du seit deiner Hochzeit mit Edda gelebt hast, müß- rest du dir höchst überflüssig auf der Welt Vorkommen. Auch Edda hält« es gern gesehen, wen« du tätiger gewesen wärest, wirklich «Uva» geschafft hättest. Auch du wirst einmal vom Schicksal zur -lechenschaft gezogen. Gib bei»«» Leven einen negey Sinn.Aiex, mußtest. Nun aber konnte sich das Gute in dir von der bisherigen Umklammerung durch die übermächtige Ichsucht lösen. Das empfan dest du als Befreiung. Und da dir die Freundin wenn auch keinen bestimmten Weg, so doch eine sichere Richtung wies, wie du dein Leben neu und lebenswert gestalten kannst, leuchtete in dir auch ein leiser Schimmer der Freude, dem Künftigen zugewandt, auf. Du warst sehr krank, Alex, und glaube nicht, daß das Eesundwer- den schnell geht und ohne Mühe für dich ist, Du hast nur eben erst die Krise überstanden, so daß man wieder hoffen kann. Es liegt nun vor allem am Nati»ntcn. wie lange Geneiuno dauert." bekämpfe mit dem Rest der Energie, der dir vielleicht noch ver blieben ist, deine weichlichen, ungesunden Gedanken, setze dir ein Ziel und kein zu geringes, damit du vor dem Schicksal doch noch bestehen kannst. Nur schaffend, wirkend, kannst du dich Eddas Opfer für wert erweisen. Denke nicht nur zurück. Niemand, auch du nicht, wirst je ergründen, was bei euch Schuld und was Schicksal war. Aber du mußt endgültig einen Strich unter das Vergangene ziehen und nun, vorwärtsblickend, mit allen Kräften schassen. Damit kannst du dich auch, wenn du es so nennen willst, entsühnen." Hatte Alexander erst jähzornig auffahren wollen, so war diese Erregung bald einem anderen Gefühl gewichen. So hatte noch kein Mensch je zu ihm zu sprechen gewagt, und doch tat ihm das, was er da zu hören bekam, auf eine seltsame Art wohl. Es war ihm, als rechne das Schicksal selbst mit ihm ab. Hier sprach ein Mensch das aus, was sich in Stunden endlosen Grübelns immer wieder an ihn heranschieichen wollte, und das er doch stets wieder von sich gewiesen hatte, um sich seine Schwächen und Fehler nicht selbst eingestehen zu müssen. Und nun hatte ihm Fredegard plötzlich den Spiegel oer Wahrheit vor das Gesicht gehalten. Das Bild, oas sich ihm bot, hatte ihn zutiefst erschreckt. Fredegard machte eine verabschiedende Bewegung, wortlos wollte sie gehen. Aber Alexander zog sie sanft neben sich. „Fredegard", sagte «r, und seine Stimme klang rauh und schwer- fällig, „das also wäre die Wahrheit über mich!? — Antworte nicht. — Es ist alles nur zu wahr, ich fühle es selbst. Nichts hat mein Ich jemals so vernichtend getroffen, war so niederschmetternd wie die Wahrheit deiner Worte. Und trotzdem, Fredegaro, verstehst du das?, »st auf einmal ein unbeschreiblich freies Gefühl in mir, fast wie ein seit langer Zeit nicht mehr gekanntes Empfinden einer Freud« auf Künftiges. Erklären kann man das nicht recht." Prüfend schaute Fredegard Alexander an und erwiderte: „So seltsam Ist das gar nicht, Alex. Was dich so unvermutet und vernichtend traf, ist die Wahrheit über dein Ich. Alles, was nur diese« Ich vorherrschen li«h und rr unschön machte, zerbrach vor der Wahrheit, Da» war da» vernichtend« Gefühl, das du empfinden Schluß
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