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6. PHILHARMONISCHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 2. Februar 1980, 20.00 Uhr Sonntag, den 3. Februar 1980, 20.00 Uhr resdner e HilHiSimnioniio Dirigent: György Lehel, Ungarische VR Solist: Petru Csaba, SR Rumänien, Violine Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Konzert für Violine und Orchester D-Dur KV 218 PAUSE Allegro Andante cantabile Rondo (Andante grazioso — Allegro ma non troppo) Gustav Mahler 1860-1911 Sinfonie Nr. 5 cis-Moll Trauermarsch — Stürmisch bewegt Scherzo Adagietto Rondo — Finale GYÖRGY LEHEL, einer der prominentesten ungari schen Dirigenten unserer Tage, wurde 1926 in Budapest geboren. Seine musikalischen Studien absolvierte er bei den Professoren Peil Kadosa und Ldszlö Somogyi. Er ist seit 1947 Dirigent und seit 1962 als Generalmu sikdirektor Chefdirigent des Sinfonieorchesters des Un garischen Rundfunks und Fernsehens in Budapest. Außerdem konzertiert er bei internationalen Festivals. Konzertreisen führten ihn u. a. nach Finnland, Norwe ¬ gen, der Schweiz, nach Frankreich, Jugoslawien, Ita lien. der DDR und der BRD, nach Japan, Rumänien, Großbritannien, Österreich, in die Sowjetunion. Bei der Dresdner Philharmonie gastiert er bereits zum sechsten Mal. Zahlreiche von ihm dirigierte Schallplat tenaufnahmen wurden bei Qualiton, Supraphon, bei Westminster und der Deutschen Grammophon-Gesell schaft aufgenommen. 1955 und 1962 wurde dem Künst ler der Liszt-Preis verliehen. ZUR EINFÜHRUNG Wolfgang Amadeus Mozart, wie Haydn eines der großen Vorbilder Webers, schrieb im Jahre 1775 im Laufe weniger Mo nate eine Gruppe von fünf Violinkonzer ten, von denen das vierte in D-Dur KV 2 18, heute erklingt. Zu jener Zeit war der 19- jährige als Konzertmeister im Hoforchester des Salzburger Erzbischofs angestellt und schrieb daher diese Konzerte vermutlich für den eige nen Gebrauch, da man von ihm natürlich auch solistische Leistungen auf seinem Dienstinstru ment verlangte. Obwohl Mozart schon als Kind gut Geige spielte, wandte er sein Interesse — gerade auf dem Gebiet des Solokonzertes — späterhin doch mehr und mehr dem Klavier zu, für das er kennzeichnenderweise bis zu sei nem Lebensende immer bedeutendere Kon zerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke vorliegen (zwei wei tere Konzerte blieben in ihrer Echtheit umstrit ten). Die Violinkonzerte zeigen die Bekannt schaft des jungen Musikers mit den Schöpfun gen italienischer Meister wie Boccherini (so erinnert übrigens gerade das D-Dur-Konzert KV 218 nach musikwissenschaftlichen Forschun gen in wesentlichen Zügen an ein in gleicher Tonart stehendes, etwa zehn Jahre älteres Vio linkonzert von Boccherini), lassen aber ebenso den Einfluß Johann Christian Bachs und der französischen Violinisten spüren. Die beiden PETRU Csaba, ein Vertreter der jungen rumänischen Geigergeneration, wurde 1952 in Cluj-Napoca gebo ren. In seiner Heimatstadt begann seine musikalische Ausbildung, ab 1972 studierte er am Ciprian-Porum- bescu-Konservatorium in Bukarest bei Prof. George Manoliu. Neben seiner solistischen Tätigkeit widmete er sich besonders der Kammermusik und erhielt als Mitglied des Trios „Kriterien" wiederholt Auszeichnun gen bei nationalen Wettbewerben sowie Kammermu sik-Festivals in Colmar (1974) und Brasov (1975). Preis träger wurde Petru Csaba beim Instrumentalisten- Wettbewerb in Markneukirchen (1975) und noch im gleichen Jahr im Paganini-Wettbewerb in Genua (2. Preis). In Dresden ist der junge Geiger erstmalig zu Gast. (Bedauerlicherweise konnte uns die Künstleragentur der DRR kein Foto unseres Solisten Petru Csaba zur Verfügung stellen.) ersten Konzerte erscheinen in vieler Hinsicht noch als recht konventionelle Zeugnisse einer eleganten höfischen Kunstübung und sind heute weniger bekannt, in den drei letzten je doch (G-Dur, D-Dur, A-Dur) wird bereits in haltlich wie formal eine bedeutsame Vertie fung und Bereicherung bemerkbar. Bei weit gehendem Verzicht auf äußerliche Effekte wir ken diese Werke besonders durch ihre jugend liche Unmittelbarkeit und Anmut, durch ihre innige, beseelte Melodik. Mit einem rhythmisch energischen, marschartigen Gedanken einset zend, bringt der Eröffnungssatz unseres D-Dur- Konzertes eine Fülle echter Mozartscher und bereits im Sinne sinfonischer Arbeit durchge führter Themen. In eleganten, glitzernden Fi» gurationsteilen wird zugleich dem Soliste| reichlich Gelegenheit geboten, seine virtuosen Künste zu entfalten. Einen einzigen, ununter brochenen Gesang der Solovioline von edelster melodischer Schönheit stellt der empfindungs tiefe langsame Mittelsatz (Andante cantabile) dar. Als Rondo wurde nach üblichem Brauch das — ganz zart und leise ausklingende — Finale gestaltet. Wie bei den Finalsätzen der Violinkonzerte G-Dur und A-Dur sind von Mo zart auch im musikalischen Geschehen dieses graziösen Schlußsatzes Volksweisen verarbeitet worden. Während Gustav Mahler in seinen Sin fonien Nr. 2—4 neben dem Orchesterapparat die menschliche Stimme — solistisch oder auch chorisch verwendet — bedeutungsvoll einge setzt hatte, legte er seine drei nächsten sinfo nischen Werke, die 5., 6. und 7. Sinfonie, wie der rein instrumental an. Der Komponist selbst war der Meinung, daß er mit seiner 1901 be gonnenen, ein Jahr später (kurz nach seiner Heirat) abgeschlosssenen und am 18. Oktobej 1904 in Köln uraufgeführten 5. Sinfoni^ cis-Moll eine ganz neue Schaffensperiode begonnen habe; in der Tat weist die Gruppe der Instrumentalsinfonien Nr. 5—7 vor allem noch einen wesentlichen Unterschied gegen über den vorangegangenen auf: den weitge henden Verzicht auf eine Verdeutlichung der Ideen, Gedanken und Gefühle Mahlers durch ein beigegebenes außermusikalisches Pro gramm. So sind uns gerade von der 5. Sinfo nie, die Bruno Walter als ein Meisterwerk be zeichnete, das seinen Schöpfer auf der Höhe des Lebens, der Kraft des Könnens zeige, im Gegensatz zu den zahlreichen vermittelnden