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(sonatenförmiger 1. Satz), gespannter Nach denklichkeit und melodisierter Emotionalität (in thematischen Metamorphosen wachsender 2. Satz) und musizierfreudiger Bewegtheit, Vi talität von mitreißendem Charakter im rondo- haften Finale, das erinnerungsreiche Themen varianten der vorangegangenen Sätze einbe zieht. Den beiden Solisten werden dankbare konzertante Möglichkeiten untereinander und mit dem Orchester geboten. Belebende Impul sivität der Musik der Bach-Händel-Vivaldi- Epoche verchmilzt mit klangfreudigen Überla gerungen verschiedener Tonarten, die dem Werk Farbe geben. Und überall dringt der tschechische Unterton des an der Janäcek-Tra- lition anknüpfenden, der Heimat stets ver bundenen Meisters durch, der ein spielfreudi ger Musikant und erfindungsreicher Klangre gisseur war. Maurice Ravel, einer der prominente sten Vertreter französischer Musik um die Jahr hundertwende, begann zunächst in direkter Nachfolge Debussys. Später erst fand er zu einem eigenen Stil. „Ravel ist ein typischer französischer Musiker: auf dem gleichen Bo den erwachsen wie Couperin und Rameau, und wie der letztere verbirgt er meisterhaft die Kunst eben durch die Kunst selbst", schrieb einmal H. Prunieres. Was ist es, das an Ravels Musik so fasziniert? Das Unbeschwerte, Gra ziöse, Charmante, Witzige, aber auch das klanglich Rauschhafte. Charakteristisch sind für sein Schaffen auch die Beziehungen zur spanischen Folklore, die sich am erregendsten wohl in dem berühmten „Bolero" niederschlu gen, aber auch in der „Rhapsodie espagnole“, in der einaktigen Oper „Eine spanische Stun de", in „L’Alborado del Grazioso" zum Aus druck kommen. .Das Spanische bedeutete im Lebenswerk von ■aurice Ravel mehr als eine pittoreske Note, Hne farbige Nuance. Der Sohn eines Franzo sen und einer spanischen Mutter fühlte sich seinem Wesen zutiefst verbunden" (A. Hiebe- ner). In seinem Spätschaffen, das u. a. von Strawinsky und Schönberg nicht unbeeinflußt war, wurde sein Stil — im Gegensatz zu De bussys — kräftiger, realistischer und erstrebte wieder klarere Formen. Ravel, der Spätroman tiker, typischer Vertreter des Fin de Siede, verkörperte die abklingende bürgerliche Mu sikkultur seines Landes wie in Deutschland et wa Richard Strauss oder in Spanien Manuel de Falla. Das Ballett „Daphnis und Chloe" schuf der Komponist im Auftrag Sergej Djagi lews, der mit seinem berühmten russischen Bal lett 1909 nach Paris gekommen war und dem dortigen Musikschaffen damit starke neue Im pulse gegeben hatte. Ravel begann das Werk, dessen Libretto von Michael Fokin stammte, bereits 1909, beendete die Partitur jedoch — nach mehreren Unterbrechungen und Umar beitungen — erst drei Jahre später, im April 1912. Am 8. Juni 1912 wurde die vom Kompo nisten als „Choreographische Sinfonie in drei Teilen" bezeichnete Tanzdichtung durch das Djagilew-Ballett in Paris uraufgeführt und von Publikum und Kritik mit Wärme aufgenommen. Der Stoff des Werkes, das zu den bedeutend sten und umfangreichsten Kompositionen Ra vels gehört, ist im griechischen Altertum ange siedelt und kreist um die Liebe zwischen dem jungen Schäfer Daphnis und der Schäferin Chloe. Chloe wird bei einem Einfall von See räubern entführt, durch das Eingreifen des Gottes Pan aber wird sie gerettet und ih rem Geliebten Daphnis zurückgegeben. „Das Werk ist sinfonisch aufgebaut, nach einem sehr strengen tonalen Plan, mittels einer klei nen Zahl von Motiven, deren Durchführungen die Homogenität des Werkes sichern", schrieb Ravel zu seiner Musik, die sich keineswegs auf eine bloße Illustrierung der Handlungsvorgän ge beschränkt. Die musikalische Sprache von „Daphnis und Chloe" offenbart eine starke Ge staltungskraft, einen außerordentlichen Erfin dungsreichtum und zeichnet sich vor allem durch eine glanzvolle Instrumentierung von größter Farbigkeit und ungewöhnlichem Klang reiz aus. Als besondere Farbe setzt Ravel stel lenweise den Chor ein, der mit quasi instru mental geführten Vokalisen das Klangbild stimmungsvoll bereichert. Die wesentlichsten und besten Teile der Komposition wurden von Ravel zu zwei Konzertsuiten zusammengestellt („Sinfonische Fragmente"), eroberten sich in dieser Form bald die Konzertsäle der Welt und gehören zu den bekanntesten und meist gespielten Werken des Komponisten. In der zweiten, heute erklingenden Suite wird im ersten Satz das „Erwachen des Tages" ge schildert. Mit Vogelrufen bricht der Tag an, während Daphnis, noch schlafend, vor der Nymphengrotte liegt. Schäfer ziehen mit ihren Herden vorüber, Hirtenlieder ertönen. Erwa chend sucht Daphnis seine Chloe, die endlich, von Schäferinnen umgeben, erscheint. Beide umarmen sich, aufs neue vereint. In der folgen den „Pantomime" stellen Daphnis und Chloe das Abenteuer dar, das der Gott Pan einst mit der Nymphe Syrinx erlebte und um dessent- willen er Chloe rettete. Den Abschluß bildet ein freudiger „Allgemeiner Tanz", der der Ver mählung von Daphnis und Chloe folgt und sich zu einem rauschenden leidenschaftlichen „Bacchanal" steigert. VORANKÜNDIGUNGEN : 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Mittwoch, den 27. Februar 1980, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Donnerstag, den 28. Februar 1980, 20.00 Uhr (AK/J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Dirigent: Arvid Jansons, Sowjetunion Solistin: Isolde Ahlgrimm, Österreich, Cembalo Werke von Beethoven, Bach und Berlioz Sonnabend, den 5. April 1980, 20.00 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 6. April 1980, 20.00 Uhr (Anrecht C 1) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Härtwig 7. ZYKLUS-KONZERT KONTRASTE Dirigent: Siegfried Kurz, Dresden Solistin: Gerty Herzog, Westberlin, Klavier Werke von Dittersdorf, Blacher und Dvorak Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl.-phil. Sabine Grosse / Renate Wittig Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna ItG 009-11-80 111-25-12 Spielzeit 1979 80 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kege! pie Einführung zu dem Werk von Martinü schrieb pr. Friedbert Streller EVP 0,25 M 6. ZYKLUS-KONZERT 1979/80