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Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Oboe und Orchester C-Dur, KV 271 k Mozarts einziges Oboenkonzert galt als verloren. Er hatte es im Sommer 1777 für Giuseppe Ferlendis geschrieben, der da mals der erzbischöflichen Ka pelle in Salzburg angehörte. Im Dezember desselben Jahres schreibt Mozart seinem Vater, er habe das Konzert in Mannheim dem Oboisten Friedrich Raum zum Präsent gemacht, der es dann dort mehrmals mit Erfolg aufgeführt habe. In Mannheim lernte Mozart durch Vermittlung des Flötisten Johann Baptist Wendling den Holländer De Jean kennen, von dem er den Kompositionsauftrag für drei leichte Flötenkonzerte und Quar tette erhielt. Mozart nahm das willkommene Angebot an und schrieb das Quartett KV 285 und das G-Dur-Konzert. Da er jedoch infolge einer näherrük- kenden Abreise nach Paris in Zeitnot geriet, aber dringend das Honorar benötigte, wandelte Mozart kurzerhand sein Oboen konzert schnell in ein Flötenkon zert um, in dem er das Konzert von C-Dur nach der Flöte ge mäßeren Tonart D-Dur trans ponierte. Die Partitur des Oboenkonzertes ging verloren. Erst im Jahre 1920 auf gefunde ne alte Stimmen ließen eine gültige Rekonstruktion des als verloren geglaubten Oboenkon zertes zu, das in dieser Form wieder in den Konzertsälen zu hören ist. Das unterhaltsame, unproblema tische Werk gibt dem Soloinstru ment, in genauer Kenntnis seiner Eigenart, seiner Technik und der eigentümlichen Effekte, viele Möglichkeiten zu glänzender Entfaltung. In den drei Sätzen wechseln be schwingte Einfälle mit schlich ter Melodik wirkungsvoll ab. Im Schlußsatz fällt die Triobe handlung von Oboe, Violine I und II auf. Das Rondothema griff Mozart übrigens später in Blondchens Arie »Welche Won-’ ne, welche Lust« in seinem Sing spiel »Die Entführung aus dem Serail« wieder auf. Antonin Dvorak Sinfonie Nr. 8, G-Dur, op. 8 8 Antonin Dvoraks 8. Sin fonie G-Dur, o p. 88, bei der Herausgabe unrichtigerweise als Dvoraks »Vierte« bezeichnet, da sie die vierte gedruckte Sin fonie des Komponisten darstell te, entstand im Sommer und zu Beginn des Herbstes 1889, kurz nach der Komposition des Kla vierquintetts Es-Dur - knapp sechs Jahre nach dem Abschluß der vorangegangenen 7. Sinfo nie. Die Uraufführung der G- Dur-Sinfonic fand am 2. Februar 1890 in Prag durch das Orche ster des Nationaltheaters unter Dvoraks eigener Leitung statt, der das Werk bald darauf auch in London und etwas später in Frankfurt/Main zur Aufführung brachte. Das »herrliche Werk«, wie der bedeutende Dirigent Hans Richter die Sinfonie nach der Wiener Erstaufführung in einem Brief an den Komponi sten begeistert nannte, wurde überall mit viel Wärme und Be geisterung aufgenommen. Einer Zeit beglückenden friedlichen Schaffens inmitten herrlicher Natur auf Dvoraks Sommersitz in dem böhmischen Dorfe Vyso- kä entstammend, zeigte die 8. Sinfonie im Gegensatz zu der von leidenschaftlichen, trotzigen Ringen erfüllten vorangegange nen d-Moll-Sinfonie eine heitere und lichte, friedvoll-harmoni sche Grundhaltung. Innige Na turverbundenheit, Volkstümlich keit und helle Lebensbejahung sprechen aus diesem an uner schöpflichen Einfällen reichen, stimmungs- und gefühlsmäßig sehr einheitlichen Werk. Formal bildet cs — trotz Beibehaltung der klassischen Sinfonieform - Dvoraks selbständigste sinfoni sche Schöpfung, die in manchen Einzelheiten von den übrigen Sinfonien abweicht und die mu sikalischen Gedanken in neuar tiger Weise verarbeitet. Mit einem choralartigen, feier lichen g-Moll-Thema der Celli und Bläser über ruhigen Kon- trabaß-Pizzikati beginnt der erste Satz (Allegro con brio). Dieses Thema bleibt für den motivischen Aufbau des Satzes ohne konstruktive Bedeutung, erscheint aber in gleicher klang licher Gestalt nochmals vor Be ginn der Durchführung und vor der Reprise. Das eigentliche Hauptthema des Satzes in G- Dur, das zuerst von der Flöte angestimmt wird und dem spä ter ein schlichtes, etwas schwer-