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wird ein Zitat aus der d-Moll-Messe wichtig, das Bruckner noch einmal in seiner letzten, un vollendet gebliebenen neunten Sinfonie ein setzte, ein Umstand, der ein bezeichnendes Licht auf die innige, gefühlsmäßige Katholizi- tät des Komponisten wirft. Dennoch ist dieser Satz nicht etwa so „christianisiert", daß nicht auch ausgesprochen heidnische, naturhaft schwärmerische Elemente Eingang finden konnten. Im Gedenken an den Geburtstag seiner Mut ter schrieb der Meister den zweiten Satz mit seiner überwiegend elegischen Stimmung der drei Themen (im vollen Streichersatz das erste, i den Bratschen das zweite, geheimnisvoll- krklärt wirkt das dritte). Wie im ersten Satz ommt es auch im langsamen Teil der Sinfonie ausgesprochenen dramatischen Ausbrüchen. Das Scherzo ist zweifellos von einem österrei ¬ chischen Bauerntanz beeinflußt worden. Aus spielerischen Geigenfiguren und dem Pizzicato der Bässe entfaltet sich das eingängige Haupt thema, das an das Hauptthema des ersten Satzes erinnert. Anmutig ist der Kontrast, den das Trio bietet, das ebenfalls der österreichi schen Volksmusik verpflichtet ist. Das Finale wird mit einem monumentalen Blä serthema eingeleitet. Das folgende gesangli che Doppelthema (als Choral in den Bläsern, tänzerisch-beschwingt in den Streichern) deu tete Bruckner selbst: „So ist das Leben. Die Polka bedeutet den Humor und den Frohsinn in der Welt — der Choral das Traurige, Schmerzliche in ihr." Doch alles Schmerzliche ist am Ende der Sinfonie überwunden (ein drittes kämpferisches Oktaventhema trägt da zu bei). Sieghaft-strahlend erklingt zum Aus klang des Werkes das Hauptthema des ersten Satzes, gleichsam als optimistisches Bekenntnis zum Leben. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 5. Januar 1980, 20.00 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 6. Januar 1980, 20.00 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dipl.-phil. Sabine Grosse 4. ZYKLUS-KONZERT KONTRASTE Dirigent: Wolf-Dieter Hauschild, Leipzig Solist: Eckart Haupt, Dresden, Flöte Werke von Dessau, Mozart, Smetana und Janäcek Programmblätter der Dresdner Philharmonie Spielzeit 1979/80 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-78-79 EVP-,25 M 3. ZYKLUS-KONZERT 1979/80