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Dresdner Journal. Ttsniglieh Säehsisehsv StttcltsMtzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 174. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. <- Montag, 29. Juli 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch di« deutschen Postanstalten 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispalttge Grundzeile oder deren Naum im Anlündigungsteile 30 Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Naum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Nedaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Dem Großherzog von Sachsen ist gestern ein Prinz geboren worden. Die englische Admiralität hat acht private SchiffS- baugesellschaften zur Einreichung von Offerte» für sech- neue Panzerkreuzer aufgefordert. Da- neue türkische Kabinett gedenkt sich heute der Kammer vorzustellen, wobei eine Regierungserklärung dekanntgegeben wird, die eine Anzahl von strengen Maß nahme» Vorschlägen wird. Im Befinden de- erkrankten Kaisers von Japan ist zwar gestern eine leichte Besserung bemerkbar gewesen, doch wird der Znstand immer noch als sehr kritisch be zeichnet. In Binz brach beim Anlegen eine» BergnügungS- dampferS da- Geländer; etwa 100 Personen stürzte» in See. Bis jetzt sollen 14 Leichen geborgen sein. Amtlicher Teil. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Wahl des Geh. Forstrats vr. Martin zum Rektor der Forstakademie Tharandt für die Zeit vom 1. November 1912 bis mit 31. Oktober 1913 zu bestätigen. Ar..<2he«ptniann vr. Fritsche in Stollberg ist für die Zeit vom 12. August bis mit 10. Geptetkibet beurlaubt worden. 1734 Der Kreishauptmann. 5269 (Weitere amtliche Bekanntmachungen siehe Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hof«. Dresden, 29. Juli. In Vertretung Sr. Majestät des Königs wohnt Se. Exzellenz Staats- und Kriegs minister Generaloberst Frhr. v. Hausen heute nachmittag ^6 Uhr der Beerdigung des Ministers der Justiz Staatsministers vr. v. O tto, Exzellenz, auf dem Johannis friedhofe bei und wird am Sarge des Verstorbenen einen Kranz mit der Inschrift „Seinem lieben Staatsminister v. Otto" niederlegen. — Ihre König!. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde werden sich hierbei durch den Hofmarschall Frhrn. v. Berlepsch bez. Kammerherrn v. Winckler vertreten und am Sarge Kränze niederlegen lassen. Se. König!. Hoheit der Kronprinz wird durch den ihm zugeteilten Leutnant, Grafen zu Münster-Langelage, am Sarge des verstorbenen Staatsministers vr. v. Otto, Exzellenz, einen Kranz niederlegen lassen. Dresden, 29. Juli. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg statteten auf Höchstihrer Reise heute dem hochwürdigen Hrn. Bischof vr. Fritzen in Straßburg einen Besuch ab. Bei dieser Gelegenheit überreichte Se. König!. Hoheit der Prinz zugleich im Namen Sr. Majestät des Königs und der übrigen Durchlauchtigsten Geschwister dem Hrn. Bischof, ihrem hochverehrten früheren langjährigen Lehrer, aus Anlaß seines bevorstehenden 50jährigen Priesterjubiläums ein von dem in München lebenden Tiroler Maler Franz Fuchs angefertigtes Ölbild. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, von Juist aus folgendes Telegramm an das Justiz ministerium zu richten: „Ich spreche dem Ministerium Mein herzlichstes Bei leid zum Ableben seines hervorragenden Chefs aus. Friedrich August." Dresden, 29. Juli. Kreishauptmann vr. v. Oppen ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte der König!. Kreishauptmannschaft wieder übernommen. Deutsches Reich. Des Kaisers Nordlandreise. Balestrand, 28. Juli. Se. Majestät der Kaiser hielt heute vormittag an Bord der „Hohenzollern" Gottesdienst ab und unternahm nachmittags einen Spaziergang an Land, wobei er dem Prof. Dahl einen Besuch abstattete. Geburt eines Thronerben im grohherzoglichen Hause Sachsen. Eisenach, 29. Juli. Die Großherzogin von Sachsen ist am gestrigen Sonntagnachmittag in Schloß WilhelmS- tal von einem Prinzen entlnkfiden worden. Die Geburt wurde durch 25 Kanonenschüsse von der Wartburg be grüßt. Die Großherzogin Feodora, eine geborene Prin zessin von Sachsen-Meiningen, ist die zweite Gemahlin des Großherzogs Wilhelm Ernst. Da die erste Ehe kinderlos war, wird die Geburt des Prinzen große Freude am weimarischen Hofe und im Lande Hervorrufen, da nun mehr die Erbfolge im Großherzogtum gesichert ist. An der Freude über die Geburt des Prinzen wird besonderen Anteil unser erlauchtes Königshaus nehmen, das durch enge Bande der Verwandtschaft und Freundschaft dem großherzoglichen Hause Sachsen verbunden ist. -- Die am 27. Juli zu Berlin ausgegebene Nr. 46 des Reichsgesetzblattes enthält: Bekanntmachung, betr. die Ratifikation des Internationalen Funkentelegraphenvertrags vom 3. November 1906 durch die Vereinigten Staaten von Amerika, Griechenland, Italien und Urugay, sowie betr. den Beitrag von San Marino, Siam, der japanischen Besitzungen und der spanischen (Wiste am Golf von Guinea zu diesem Vertrage. Bekannt- machung, betr. Änderung per Militärtransportordnung und des Militärtarifs für Eisenbahnen. Koloniales. Zur Informationsreise des Staatssekretärs des Reichskolonialamts vr. Solf. Kimberley, 28. Juli. Von der Reise des Staats sekretärs vr. Solf wird weiter gemeldet: Der Staats sekretär kam am 23. Juli in Kapstadt an, wo er durch den Administrator und General Hichman im Auftrage von Lord de Villiers empfangen wurde. Es folgte eine Be sichtigung der Gouvernements-Weinfarm Constanzia und der Umgebung Kapstadts. Abends war Diner beim Administrator Sir Frederic Dewal. Am 24. Juli wurde die Landwirtschaftsschule Elsenburg-Stellenbosch besucht. Abends fand ein Bierabend der Deutschen statt. Am 25. Juli besichtigte der Staatssekretär die deutsche Schule, den botanischen Garten, sowie das Museum und traf am nächsten Tage hier in Kimberley ein. Ausland. Zu den Rüstungen GrotzbrUanutens. Glasgow, 28. Juli. Die Admiralität hat acht private Schiffbaugesellschaften zur Einreichung von Offerten für sechs Panzerkreuzer von hoher Schnelligkeit und mit Schiffsmaschinen von 40 000 Pferdekräften aufgefordert, mit der Maßgabe, daß die Kreuzer Juni 1914 in Dienst gestellt werden können. Die Kreuzer sollen kleiner, aber schneller sein als die entsprechenden der deutschen Flotte. Zwei andere Kreuzer sollen auf Regierungswerften erbaut werden. Kundgebung der englischen Unionisten. London, 28. Juli. In Blenheim fand gestern in Anwesenheit von etwa hundertMitgliedern der unionistischen Partei des Unterhauses unter dem Vorsitz des Herzogs von Marlborough eine große unionistische Kundgebung statt. Der Führer der Unionisten Bonar Law gab einen Überblick über die politische Lage und sagte, die Regierung weigere sich, eine besondere Behandlung von Ulster in der Homerulevorlage in Erwägung zu ziehen. Wenn die Re gierung versuchen würde, Truppen gegen die Leute von Ulster zu verwenden, so würde dies einen Bürgerkrieg Hervorrufen und das Reich erschüttern. Die Unionisten würden für zwei große Reformen eintreten, nämlich für die Wohnungsfrage der arbeitenden Klassen und die Unterstützung der Landwirtschaft durch Schaffung von bäuerlichen Kleinsiedelungen. Bonar Law sprach sein Be dauern über die Lage des britischen Kredits aus, die durch die Drohunaen der Regierung verschuldet sei. Er ver sicherte, der Hauptpunkt in dem Proaramm der unionistischen Platform sei eine Reform des Zolltarifs mit Bevorzugung des Reiches. - . ' . Zur französischen Wahlreform. Paris, 29. Juli. Der frühere Ministerpräsident Caillaux hielt vor seinen Wählern in Gesnes eine Rede, in der er die Hoffnung aussprach, daß die Regierung be züglich der Wahlreform eine einfache, klare und allen Wählern leicht verständliche Formel finden werde, um die Einigkeit und Festigkeit der republikanischen Partei wieder herzustelleu. Zur Lage in der Türkei. Konstantinopel, 28. Juli. Das neue Kabinett be absichtigt, sich morgen der Kammer vorzustellen. Hierbei wird eine programmatische Regierungserklärung verlesen werden. Wenn die Kammer dieser Erklärung zustimmt, wird das Kabinett eine Anzahl von strengen Maßnahmen in Vorschlag bringen, welche die Kammer wahrscheinlich ablehnen wird. Das Kabinett wird sodann demissionieren. Es heißt weiter, der Sultan werde dasselbe Kabinett wieder ernennen, und das Kabinett werde sodann zur Auflösung der Kammer schreiten. Konstantinopel, 28. Juli. Der ehemalige Groß- wesir Ferid ist zum Präsidenten des Senats ernannt worden. Der Finanzminister Zia Pascha hat das Mini sterium des Innern übernommen. An seine Stelle ist das Mitglied der Finanzreformkommission Abdur Rahman getreten. Um den Nachweis zu führen, daß nicht die ganze Armee die Aktion der den Liguen angehörenden Offiziere billige, veröffentlicht das Blatt „Hakk" ein Telegramm, das 116 Offiziere am 13. Juli in Saloniki absandten, in dem die Handlungsweise der desertierten Offiziere von Monastir scharf getadelt wird; ferner Telegramme, welche die Delegierten dreier in Ipek garnisonierender Regimenter sowie die Delegierten der Garnison Sidnitza an die Offi ziere aller Truppenkörper Rumeliens und Albaniens richteten, in denen erklärt wird, daß sie die Vorschläge der Offiziere der l.und 21. Division vonDjakova zurückwiesen, die an sie das Ansinnen gestellt hatten, mit den aufständischen Albanern zu fraternisieren und den Sturz des Kabinetts Said Pascha sowie die Auflösung der Kammer zu fordern. Die Absender der Telegramme fordern alle Offiziere auf, ebenso zu handeln wie sie. Die jungtürkische Presse in Saloniki fordert die Regierung auf, die meuternden Offiziere zu bestrafen, denn 82 Bataillone, die sich in Albanien befänden, könnten wohl die Offiziere einiger Regimenter der Be- strafnng zuführen. Das Kabinett müsse sich bemühen, einer Gegenrevolution, die für das Land unheilvoll sei, vorzubeugen. Konstantinopel, 28. Juli. Die in der Kammer aus Anlaß des Drohbriefes gefallenen Äußerungen gegen die Offiziere haben die Entrüstung der Liga hervor gerufen. Wie verlautet, hat sie die ernstesten Beschlüsse gegen den gewesenen Minister Talaat für den Fall ge faßt, daß er im Plenum der Kammer nicht widerrufen sollte. Deputierte, die gegen die Offiziere heftig auf getreten sind, haben Drohbriefe erhalten. Konstantinopel, 26.Juli. Vier Majore überreichten gestern beim Kammerpräsidenten ein Manifest, unter zeichnet: Militärkomitee zur Verteidigung der Verfassung. In dem Schriftstück erklärt sich das Komitee bereit, die Kammer gegen jeden Angriff zu verteidigen. — Die Mit glieder des Wahlkollegiums von Trapezunt haben an die Regierung ein Telegramm gerichtet, sie würden niemals der Auflösung der Kammer zustimmen. Das jung türkische Komitee veranlaßt bei seinen Partei- und Klub mitgliedern in gleichem Sinne gehaltene Kundgebungen. Zur Lage in Albanien. Saloniki, 28. Juli. Die albanische Mission ist außer Akif Pascha, der angeblich krank ist, in Pristinv eingetroffen. Sie wurde auf allen Stationen begeistert begrüßt. Das Lager der Arnauten erstreckt sich bis 3 km vor Pristina. In der Stadt, wo die Mission mit Hoch rufen auf den Sultan empfangen wurde, erschienen der Mutessarif und der Kommandant zur Begrüßung. Issa Boljetinaz ist mit 1000 Mann in Novibazar eingezogen. Er beabsichtigt, dort weitere Scharen an sich zu ziehen und nach Mitrovitza zu marschieren. Alle Bäckereien in Novibazar müssen für seine Leute Brot backen. Die slawische christliche Bevölkerung von Novi bazar hat gleichfalls eine Depesche an den Sultan ge richtet, worin sie erklärt, daß sie stets treu und ergeben sei und sich der Forderung ihrer mohammedanischen Brüder anschließe. In der Depesche wird ferner um die Auf lösung der Kammer ersucht. Die Arnauten von Kailar und die Mirditen find von den Bergen herabgestiegen und haben die Militär- und Gendarmeriekarakols (das sind Wachttürme) in der Umgegend von Mati eingeäschert. Konstantinopel, 28. Juli. Wie die Blätter melden, versammelten sich gestern in der Ebene von Koffovo