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Dresdner 'M Journal. AZnigNch Sächstsch-v Ltaatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 155. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. < Sonnabend, 6. Juli 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Naum im Anlündigungsteile 30 Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Naum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem RedaktionSstrich (Eingesandi) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Das Luftschiff „Vittoria Luise" uuteruahm gestern eiueFahrt über die Nordsee, die bis nach Westerland führte. Hier wnrde eine Zwischenlandung vorgenommen. * Die nächsten olympischen Spiele werden 1916 in Berlin abgehalten werden. * Die spanischen Corte» sind gestern vertagt worden. * In der Nähe von Ligonier in Pennsylvanie» fuhr riu Güterzug aus einen Personenzu« auf. 18 Persouen wurde» daber getötet, alle übrigen Passagiere und ZugS- beamten dis auf einen verletzt, darunter mehrere lebens gefährlich. Amtlicher Teil. Die Kreishauptmannschaft stellt fest, daß der Antrag auf Einführung des Achtuhrladenschlusses für die offenen Verkaufsstellen aller Geschäftszweige in Bärenstein von zwei Dritteln der beteiligten Geschäftsinhaber ge stellt worden ist. Es wird daher und nach Gehör des Gemeinderates zn Bärenstein sowie der Amtshanptnlannschast Annaberg hiermit angeordnet, daß von Montag, den 15. Juli 1912 ab die offenen VerkansSstelle« aller Geschäftszweige in Bärenstein während aller Werktage im Jahre auch in der Zeit von 8 bis S Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschlossen zu halten sind. Ausgenommen sollen bleiben: 1. alle Sonnabende, 2. die auf Grund von 8 139e Abs. 2 Zifs. 2 der Reichsgewerbeordnung festgesetzten Ausnahmetage, soweit sie nicht schon vorstehend unter 1 ans genommen sind. Während der Zeit, in der die Verkaufsstellen ge schlossen sein müssen, ist der Berkans von Waren der in diesen Verkaufsstellen geführten Art sowie das Feilbieten von Waren auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten oder ohne vorherige Be stellung von Haus zu Haus im stehenden Gewerbebetriebe (8 42b Abs. 1 R. G. O.) sowie im Gewerbebetriebe im Umherziehen (8 55 Abs. 1 Z. 1 R. G. O.) verboten. Ausnahmen können von der Amtshanptmannschaft zuge- lassen werden. Die Bestimmungen der 88 139o und 139ä der R. G. O., die Ruhezeit der Gehilfen, Lehrlinge und Ar beiter betr., werden durch diese Anordnung nicht berührt. Zuwiderhandlungen werden nach 8 146» der R. G. O. mit Geldstrafe bis zu sechshundert Mark, im Unver- mögensfalle mit Haft bestraft. 1386IV Chemnitz, am 4. Juli 1912. 4834 Die Kreishauptmannschaft. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Fleischer gehilfen Friedrich Paul Fleischer in Dresden für das von ihm am 10. Mai dieses Jahres mit Mut und Entschlossen heit bewirkte Aufhalten eines am Postplatz in Dresden mit dem Wagen durchgehenden Pferdes eine Geldbelohnung bewilligt. Dresden, den 22. Juni 1912. 1664 III Königliche Kreishauptmannschaft. 4839 Die Stadtgemeinde Siebenlehn, die Landgemeinden Augustusberg, Bieberstein, Breitenbach, Burkersdorf, Deutschenbora, Dittmannsdorf, Elgersdorf, Gotthelf- friedrichsgrund, Hirschfeld, Hohentanne, Mahlitzsch, Mergen thal, Obereula, Obergruna, Reinsberg, Kleinvoigtsberg, Großvoigtsberg und Reichenbach und die selbständigen Gutsbezirke Deutschenbora, Hirschfeld, Obereula, Ober- reinsberg, Niederreinsberg und Forstrevier Reichenbach haben sich zu einem Gemeindeverband zur Anstellung des Schornsteinfegermeisters für den 8. Kehrbezirk der Amtshauptmannschaft Meißen (Kehrbezirk Siebenlehn) und zur Regelung aller das Schornsteinfegerwesen in diesem Bezirke betreffenden Verhältnisse zusammen- geschlosscn und hierüber Satzungen aufgestellt, die von der unterzeichneten Kreishauptmannschaft mit ihrem Kreis- ausschusse am 28. Juni 1912 genehmigt worden sind. Die Organe deS Verbandes sind 1. die Generalversammlung, 2. der Berbandsausschuß, 3. der Verbandsvorsitzende. Die Generalversammlung wird gebildet aus dem Bürgermeister der Stadt Siebenlehn, den Gemeinde vorständen der zum Verband gehörigen Gemeinden nnd den Besitzern der zum Verband gehörigen selbständigen Gutsbezirke. Ihr steht u. a. die Feststellung des jährlichen Haushaltplanes der Verbandskasse nnd die Bewilligung von Anlagen zn. Der Berbandsausschuß besieht ans sieben Mitgliedern, die aus der Mitte der Generalversammlung auf 6 Jahre gewählt werden. Er beschließt insbesondere über die An stellung des Bezirksschornsteinfegermeisters, über seine Rnhestandsunterstützung nnd über die Gebührensätze für seine Dienstleistungen. Der Verbandsvorsitzende wird vom Verbandsansfchnsse aus seiner Mitte gewühlt. Sein Amt ist ein unentgelt liches Ehrenamt. Die Verbandsmilglieder hasten unter sich nach Ver hältnis ihrer Einwohnerzahl,Dritten gegenüber nnbeschränlt. Bekanntmachungen in Verbandsangelegenheiten er folgen durch Abdruck im amtlichen Teile des für die einzelnen Verbandsmitglieder zuständigen Amtsblattes. Dresden, den 1. Juli 1912. 2519II Königliche Kreishauptmannschaft. 48M Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Post-Berwaltung. Köhler, seither Postmeister in Lichtenstein- Callnberg, als Postmeister in Leipzig-Eonnewitz; Sprotte, seither Postpraktikant, als Lber-Postsekretär: Werrmann n. ZateSky, seither charakt. Postsekretäre, als etatmäßige Postsekretäre: P. H. Schmidt, Ä. H. G. Zimmer, K. A. Müller, k. I. Schumann, K. G. Thomas, Rößner, Stohn, Gläser u. L. E. Pietzsch, seither nicht etatmäßig angestellte Postassistenten, als etatmäßige Postassistenten; Bellmann als Postagent in Steina-Saalbach; Feurich als Postagent in Tittelsdorf iAmtsh. Zittau). (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil.) Nichtamtlicher Teil. Zur Kaiserbegrgnung i» Baltischport. Bei der Gala täfel am Donnerstag auf der Jacht „Standart" tranken die Monarchen einander mit herz lichen Worten des Willkommens zu. Freitag morgen empfing Se. Majestät der Deutsche Kaiser den Groß fürsten Nicolaus Nicolajewitsch in dessen Eigenschaft als Befehlshaber des St. Petcrsbnrger Militärdistriks. Gegen 10 Uhr holte der Kaiser von Rußland den Deutschen Kaiser von der „Hohenzollern" zur Besichtigung des 85. Infanterieregiments Wyborg ab. In der Be gleitung des Deutschen Kaisers befanden sich Prinz Adal bert, Reichskanzler vr. v. Bethmann Hollweg und die Herren der Umgebung. Kaiser Wilhelm trug die Uniform des Regiments Wyborg mit dem Andreasorden. Kaiser Nikolaus erschien in russischer Uniform mit dem Schwarzen Adlerorden. Bei der Landung wurden die Monarchen von dem Gouverneur und dem Hafenchef empfangen. Unter den Klängen der deutschen Hymne schritten die Majestäten die Front der Ehrenwache ab und nahmen ihren Vorbeimarsch entgegen. Sodann begaben sie sich zu Fuß nach dem Paradeplatz, wo sie das Regiment Wyborg besichtigten, eine Kompanie und ein Bataillon exerzieren sahen und einen zweimaligen Vorbeimarsch des Regiments abnahmen. Kaiser Wilhelm lvar von dem glänzenden Verlauf der Regimentsbesichtigung sehr befriedigt und dankte den Truppen in russischer Sprache. Darauf brachte Kaiser Nikolaus ein Hurra auf Kaiser Wilhelm und dieser ein Hurra auf Kaiser Nikolaus aus, der jetzt seinerseits den Truppen dankte. Kaiser Wilhelm besichtigte dann die Fahne und zog viele Offiziere und zahlreiche mit dem Georgskreuz ausgezeichnete Angehörige des Regiments ins Gespräch. Die Majestäten und Großfürst Nikolaus ließen sich später gemeinsam mit dem Regiment photographieren und kehrten nach einem längeren Rundgange zu den aus der Zeit Peter des Großen stammenden Befestigungswerken nach dem Hafen zurück. Gegen Uhr begaben sich Kaiser Wilhelm, Kaiser Nikolaus, der"Reichskanzler und Prinz Adalbert mit d> n Umgebungen auf die „Standart", wo Frühstückstaf« l stattfand. Gegen 5 Uhr begab sich der Deutsche Kaiser mit dem Prinze» Adalbert und dem Gefolge an Bord des Panzer kreuzers „Moltke", wo er kurz darauf den russischen Kaiser empfing. Beide Majestäten besichtigten die „Moltke". Zum Schluß nähme» die Majestäten einen Imbiß in der Kajüte. Kaiser Wilhelm geleitete Kaiser Nikolaus zur Jacht „Standart". Um 7 Uhr empfing er auf der „Hoheuzollern" die Vertreter der reiäs- deut scheu Kolonie in Reval. * Baltischport, 5. Juli. Se. Majestät der Deutsche Kaiser hat zahlreiche Auszeichnungen verliehen; u. a. erhielten Ministerpräsident Kokowtzow den Schwarzen Adlerorden, Minister des Auswärtigen Ssasonow den Verdienstorden der Preußischen Krone, General v. Tatischtschew die Brillanten zum Roten Adlerorden I. Klasse, Hausminister Baron Fredericks ein Geschenk, Hofmarschall Gras Benckcndorfs die Brillanten zum Groß kreuz des Roten Adlerordens, Generaladjutant Baron Meyendorff die Brillanten zum Großkreuz des Rote« Adlerordeus, Kriegsunuister General Ssuchomliuow und Marineminister Admiral Gregorowitsch das Großkreuz des Noten Adlerordens, die Generaladjutanten Dedjulin und Nilow die Brillanten zum Roten Adlerorden 1. Klasse. General Fürst Orlow, Generalleutnant Artamonow, die Vizeadmirale Knjasjeff nnd Mankowski erhielten den Roten Adlerorden 1. Klasse, Generalleutnant Sajoutschkowsky den Kronenorden 1. Klasse mit Brillanten, Oberst Leontjeff, Kommandeur des Regiments Wyborg, den Noten Adlerorden 2. Klasse mit der Krone; auch ver schiedene Offiziere nnd Mannschaften des Regiments wurden mit Auszeichnungen bedacht. * London, 5. Juli. „Westminster Gazette" schreibt zn der Begegnung des Deutschen Kaisers mit dem Kaiser von Rußland: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland bieten ein gutes Beispiel für die These Bülows, daß eine Gruppierung der Mächte vereinbar sei mit den freundlichsten Beziehungen zwischen den Mitgliedern ver schiedener Gruppen, und niemand, dem der Friede am Herzen liegt, wird wünschen, diese Beziehungen gestört zu sehen. Deutschland und Rußland haben so viele solide praktische Gründe, den Frieden zu erhalten und Unruhen an ihren Grenzen zn verhindern, daß es nicht im geringsten wahrscheinlich ist, daß sic sich ohne die dringendste Notwendigkeit in Streitigkeiten Dritter ver wickeln lassen werden. Das dadurch begründete Gleich gewicht enspricht beiden Interessen nnd hält die un versöhnlicheren Geister beider Lager im Zaum. Die Engländer und Dentschen mögen sich füglich fragen, warum nicht auf einer ähnlichen Grundlage ein gleich gutes Einvernehmen zwischen diesen beide» Ländern bestehen sollte. — Das Blatt bespricht sodann die Begegnung in bezug auf den italienisch-türkische» Krieg und die Lage in der Türkei nnd fährt fort: Wir wollen nur sage», daß wir in England etwaige Be strebungen Deutschlands, Rußlands und Osterreich- Ungarns in der Frage der Oricntpolitik zusammen- zuhaltcn, mit den herzlichsten Wünschen begleiten. Nur so dürfen wir hoffen, daß das europäische Konzert wieder hergestellt wird und mögliche unheilvolle Folgen des Krieges verhindert werden. Paris, 5. Juli. In einem Artikel über die Kaiser begegnung in Baltischport schreibt der „Petit Parisien" u. a.: Abgesehen davon, daß Frankreich von Rußland Versicherungen erhalten hat, so sind doch die gegenwär tigen Umstände ziemlich schlecht geeignet, eine sehr intime Annäherung zwischen Deutschland und Rußland zu be günstigen. Die Zusammenkunft von Baltischport zeige offenkundig, daß St. Petersburg und Berlin in courtoisie- vollen Beziehungen leben und eine den beiden Reichen abträgliche Spannung vermeiden wollen. Kaiser Nikolaus und Kaiser Wilhelm werden ihre Anschauungen über die besten Mittel zur Beendigung des türkisch-italienischen Krieges auStauschen, und diese Besprechungen können niemand beunruhigen. Aber es liegt auf der Hand, daß auch in Zukunft die diplomatische Organisierung Europas unangetastet bleiben wird Die Situationen sind eben zuweilen stärker als die Menschen. Ähnlich äußert sich „Excelsior". Die meisten französischen Zeitungen glauben, Ruß land vor Deutschlands Umgarnungcn warnen zu müssen. So schreibt die „Action": Rußland ist sich seiner selbst bewußt geworden. Es besitzt eine öffentliche Meinung, die freier und zuweilen kühner ist als die unsrige. Und die Berliner Versucher werden es nicht zum Sturm auf den Himalaya oder zur Eroberung auf den Stillen Ozean vorwärtstreiben. Rußland weiß, daß seine Aufgabe eS