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Orgel, Streichorchester und Schlagzeug, Sinfonische Fantasie), die Brecht-Kan tate „An meine Landsleute" und vor allem Kammermusik. Nachdem die Dresd ner Philharmonie schon 1967 ein Orchesterwerk von Manfred Weiss (Präludium, Meditation und Hymnus) sowie 1973 und 1974 Kammermusikwerke (Streichtrio und 2. Klaviertrio) uraufführte, erlebt heute ein weiteres Werk des Dresdner Komponisten seine Uraufführung bei der Dresdner Philharmonie, das im Auftrag des Orchesters geschaffene Konzert für Violine und Orchester, das 1976/77 entstand. Manfred Weiss teilt dazu folgendes mit: „Das Werk besteht aus drei Teilen, die etwa der historischen Dreisätzigkeit entsprechen, aber miteinander verbunden sind. Gleich zu Beginn der Partitur werden zwei kontrastierende Ausgangsge stalten exponiert, ein Zwölftonakkord und eine Zwölftonreihe, die in ihrer inter- vallischen Struktur Gegensätze aufweisen. Diese beiden Ausgangsmaterialien sind für das gesamte Werk in der Weise verbindlich, als sowohl die akkordische Struktur melodisch in Erscheinung treten kann als auch umgekehrt die melodische akkordisch. Der erste Teil weist eine große Vielfalt von Gestalten, Gestaltungs weisen und Spieltechniken auf, wobei ein signalartiges Motiv, ein Tonwiederho lungsmotiv und eine melodische Gestalt die Hauptrollen spielen. Der langsame zweite Teil greift auf die melodische Gestalt des ersten Teils zurück und gibt der Violine die Möglichkeit zu kantabler Entfaltung. Die Mozart-Zitate in sei nem Mittelteil sollen sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen Musik der Vergangenheit und heutiger Musik zum Ausdruck bringen. Im Schluß teil, der zugleich der homogenste der drei Teile ist, dominiert die Virtuosität des Solisten. Rasche Figuren der Violine und punkthafte Attacken des Orchesters stehen im Wechselspiel miteinander. Sie umrahmen einen auf bewegliche Tempi aufgebauten kantablen Mittelteil von klanglich weicherem Charakter. Das Solo instrument steht in dem Konzert durchweg im Vordergrund und gibt ihm da durch das Gepräge eines ausgesprochenen Solistenstückes.'' „Man lauscht nicht auf die tausend Geräusche der Natur, die uns umgeben, man ist nicht geöffnet gegenüber dieser so verschiedenartigen Musik, die uns die Natur in einer solchen Fülle darbietet. Diese Musik umgibt uns, und wir haben mitten in ihr bis heute gelebt, ohne davon Kenntnis zu nehmen. Hier ist nach meiner Meinung der neue Weg . . ." Dergestalt erläuterte Claude Debussy das Wesen seiner Musik, die also empfangene Eindrücke, Impressionen, wiedergeben will. Das, was den französischen Meister am stärksten fesselte, war das Ungreifbare, das Atmosphärische der Dinge, etwa Wechsel und Kontrast von Licht, Farben und Geräuschen, kurz „der ferne Widerhall der Natur". Wahrhaftigkeit kennzeichnet Debussys Stil, von dem der Komponist selbst sagte: „Ich habe ganz einfach meine Natur und mein Temperament sprechen lassen." Wie die impressionistischen Maler die feinen Linien zugunsten der Farbe zurücktreten ließen, gab Debussy die formale Symmetrik im Musika lischen auf und verabsolutierte die Farbwerte der Klänge, kombinierte die Klänge der Orchesterpalette nicht mehr grammatikalisch-logisch, sondern nach seinem klangmalerischen Instinkt. Debussys Musik wendet sich zunächst weniger an den Verstand als vielmehr an die Empfindungswelt des Hörers, übermäßige Drei klänge, Septimen- und Nonenakkorde, Quarten- und Quintenparallelen, die Verwendung der exotischen Ganztonskala — das ist Debussys Handwerkszeug. Die sinfonische Dichtung „La Mer" (Das Meer) entstand zwischen 1903 und 1905 und umfaßt - wie es der Komponist bescheiden ausdrückte - drei „esquisses symphoniques" (sinfonische Skizzen) mit bezeichnenden Überschriften. Die Kom position, wohl Debussys bedeutendste Orchesterschöpfung überhaupt, hat nach Ausmaß und Konzeption sinfonischen Charakter, obwohl ihr sinfonische Dialektik, Antithetik einander widerstreitender Gedanken nur im Schlußsatz geläufig ist. Nicht um die Darstellung geistig-themaischer Konflikte geht es Debussy, sondern um das klangliche Erfassen, Verwandeln unendlicher, aber flüchtiger Naturbilder. Musikalisch wiedergeben will er, wie er sagt, „die ganze Poesie der Nacht und des Tages, der Erde und des Himmels, wie sich darin die Atmosphäre beruhigt und im Rhythmus zugleich auch das unaufhörliche Wogen schwingt", über das Meer, das er besonders liebte und das er in diesem Triptychon mit magischen, feinnervigen Klängen beschwört, äußerte er einmal: „Das Meer ist ein Kind, es spielt, es weiß nicht genau, was es tut . . . es hat schönes, langes Haupthaar . . . und es hat eine Seele, es geht, es kommt, es verändert sich ständig . . Das erste Bild dieser wundervollen Tondichtung, betitelt „De l’aube ä midi sur la mer" (Von Tagesanbruch bis Mittag auf dem Meer), schildert — mit flimmernden Streicherfiguren — die Oberfläche des Meeres, die sich ständig ändert und doch immer wieder gleicht. Bläsermotive malen die Impression eines Sonnenaufgangs. Die zweite Skizze „Jeux de vagues" (Spiel der Wellen) spiegelt Stimmungshaft das Hin- und Herfluten der Meereswogen. Der dritte Teil „Dialogue du vent et de la mer" (Zwiesprache von Wind und Meer) vermittelt den Eindruck von Sphärenmusik. In diesen ungemein lebensvollen, dramatisch-aufbrausenden, die entfesselten Elemente charakterisierenden Klängen vermeint man tatsächlich die Überschrift nachzuerleben. Die Entwicklung des ungestüm-großartigen Schluß satzes wird von zwei musikalischen Hauptgedanken getragen. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 30. Juni 1979, 18 Uhr Sonntag, den 1. Juli 1979, 18 Uhr Schloßpark Pillnitz 1. SERENADE Werke von R. Strauss, G. F. Malipiero, A. Dvorak sowie Volkslieder Dirigent: Johannes Winkler Mitwirkende: Kinderchor der Dresdner Philharmonie unter Leitung von Wolfgang Berger (•Nllnarrnoomio Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1978/79 - Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in F. Schuberts 3. Sinfonie schrieb Prof. Dr. Harry Goldschmidt, Berlin. Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 T. ItG 50-79 10. ZYKLUS-KONZERT UND 10. KONZERT IM ANRECHT C 1978/79