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DRESDNER PHILHARMONIE Sonntag, den 27. Mai 1979, 20.00 Uhr Kongreßsaal des Hygiene-Museums Dresden 3. SONDERKONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solisten: Eckart Haupt, Dresden, Flöte Ludwig Güttler, Dresden, Trompete Chor: Kinderchor der Dresdner Philharmonie Einstudierung Wolfgang Berger Philharmonisches Kammerorchester Dresden Georg Friedrich Händel 1685-1759 Ouvertüre zur Oper „Alcina" Pomposo — Allegro — Musette — Menuett Antonio Vivaidi 1678-1741 La Notte (Die Nacht) — Konzert für Flöte, Streich orchester und Basso continuo g-Moll op. 10 Nr. 2 Largo — Presto — Largo — Presto — Largo — Allegro II Cardellino (Der Stieglitz) — Konzert für Flöte, Streichorchester und Basso continuo D-Dur op. 10 Nr. 3 Allegro — Cantabile — Allegro Kurt Hessenberg geb. 1908 Aus der Struwwelpeter-Kantate nach dem Bilderbuch von Heinrich Hoffmann für Kinderchor und Orchester op. 49 Der Struwwelpeter (Moderato) Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug (Allegretto) Die Geschichte vom wilden Jäger (Allegro vivace) Die Geschichte vom Daumenlutscher (Molto moderato) Die Geschichte vom Suppen-Kaspar (Allegro moderato) Die Geschichte vom fliegenden Robert (Vivace) Der Struwwelpeter (Moderato) PAUSE Tommaso Albinoni 1671-1750 Konzert für Trompete, 3 Oboen, Fagott und Basso continuo C-Dur Allegro moderato — Affettuoso — Presto Wilfried Krätzschmar geb. 1944 Ballets imaginaires für Kammerorchester (1977) L'accord — Episode: Indolent et sensuel — L'accord Episode: Agile — L'accord — Episode: Frigide — Episode: Vacillant, impatient — L'accord — Episode: Chaud — L’accord Uraufführung Georg Philipp Telemann 1681-1767 Konzert für 3 Trompeten und Orchester D-Dur Largo — Allegro — Adagio — Presto Kurt Hessenberg: Aus der Struwwelpeter-Kantate nach dem Bilderbuch von Heinrich Hoffmann Der Struwwelpeter Sieh einmal, hier steht er, pfui, der Struwwelpeter! An den Händen beiden ließ er sich nicht schneiden seine Nägel fast ein Jahr; kämmen ließ er nicht sein Haar. Pfui, ruft da ein jeder: garst’ger Struwwelpeter! Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug Paulinchen war allein zu Haus, die Eltern waren beide aus. Als sie nun durch das Zimmer sprang mit leichtem Mut und Sing und Sang, da sah sie plötzlich vor sich stehn ein Feuerzeug, nett anzusehn. „Ei", sprach sie, „ei, wie schön und fein! Das muß ein trefflich Spielzeug sein. Ich zünde mir ein Hölzchen an, wie's oft die Mutter hat getan." Und Minz und Maunz, die Katzen, erheben ihre Tatzen. Sie drohen mit den Pfoten: „Der Vater hat's verboten! Miau! Mio! Miau! Mio! Laß stehn! Sonst brennst du lichterloh!" Paulinchen hört die Katzen nicht! Das Hölzchen brennt gar hell und licht, das flackert lustig, knistert laut, grad wie ihr’s auf dem Bilde schaut. Paulinchen aber freut sich sehr und sprang im Zimmer hin und her. Doch Minz und Maunz, die Katzen, erheben ihre Tatzen. Sie drohen mit den Pfoten: „Die Mutter hat's verboten! Miau! Mio! Miau! Mio! Wirf's weg! sonst brennst du lichterloh!" Doch weh, die Flamme faßt das Kleid, die Schürze brennt, es leuchtet weit. Es brennt die Hand, es brennt das Haa es brennt das ganze Kind sogar. Und Minz und Maunz, die schreien gar jämmerlich zu zweien: „Herbei! Herbei! Wer hilft geschwind? In Feuer steht das ganze Kind! Miau! Mio! Miau! Mio! Zu Hilf! Das Kind brennt lichterloh!" Verbrannt ist alles ganz und gar, das arme Kind mit Haut und Haar; ein Häuflein Asche bleibt allein und beide Schuh, so hübsch und fein. Und Minz und Maunz, die kleinen, die sitzen da und weinen: Miau! Mio! Miau! Mio! Wo sind die armen Eltern? wo?" Und ihre Tränen fließen wie's Bächlein auf den Wiesen. Die Geschichte vom wilden Jäger Es zog der wilde Jägersmann sein grasgrün neues Röcklein an; nahm Ranzen, Pulverhorn und Flint' und lief hinaus ins Feld geschwind. Er trug die Brille auf der Nas' und wollte schießen tot den Has'. Das Häschen sitzt im Blätterhaus und lacht den wilden Jäger aus. Jetzt schien die Sonne gar zu sehr, da ward ihm sein Gewehr zu schwer. Er legte sich ins grüne Gras; das alles sah der kleine Has'. Und als der Jäger schnarcht' und schlief, der Has' ganz heimlich zu ihm lief und nahm die Flint’ und auch die Brill' und schlich davon ganz leis und still. Die Brille hat das Häschen jetzt sich selbst auf seine Nas' gesetzt; und schießen will's aus dem Gewehr. Der Jäger aber fürcht sich sehr. Er läuft davon und springt und schreit: „Zu Hilf, ihr Leut’, zu Hilf', ihr Leut'!" Da kommt der wilde Jägersmann zuletzt beim tiefen Brünnchen an. Er springt hinein. Die Not war groß; es schießt der Has' die Flinte los. Des Jägers Frau am Fenster saß und trank aus ihrer Kaffeetass'. Die schoß das Häschen ganz entzwei; da rief die Frau: „O wei! O wei!" Doch bei dem Brünnchen heimlich saß des Häschens Kind, der kleine Has’. Der hockte da im grünen Gras; dem floß der Kaffee auf die Nas'. Er schrie: „Wer hat mich da verbrannt?" und hielt den Löffel in der Hand.