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- 8 - Hebt an des Glockenspieles Klang, stimmt ein in Sesache Preisgesang. Laßt Ordnung schwinden, Freiheit heut uns lacht, ohn* Schranken Freiheit kröne diese Nacht! Rezitativ (Belsazar, Nitocris) Für euch, o Freunde, ihr Edlen dieses Hofs, bereit’ ich heut ein großes Festgelag, ehrend so euch wie mich. Bringt meine Frau’n und Konkubinen her! Die teure Mutter ... Ich muß dich warnen, Sohn! 0 wer ertrüg’ so zügellose freche Lustbarkeit, von euch Lüstlingen Freiheit mißbe nannt; wo alles tobt in wüster Schwelgerei, in lärmendem Geschrei, unzücht'gern Scherz, in niedrem Spott und mitter nächtlich Streit! Ich beb’ zurück vor solcher Scheußlich keit, Vernunft muß wieder herrschen. Arie (Nitocris) Das falbe Laub in Feld und Wald entfliegt, erfaßt von Sturmgewalt, in wirbelnder Zerstäubung hin. So scheuchen Lärm und Torenlust jed* edle Regung in der Brust, irrt und betäubet Geist und Sinn. Rezitativ (Belsazar, Nitocris) Dies ist die Sitte, mehr noch des Gesetz, nach altem Recht und Brauch. Ich kenn' die Sitte, die mir ein Greuel ist. Wer klug und gut, wird kein Gesetz des Zwangs vor das Gesetz von Recht und Wahrheit stellen. Tue du, wie dir gefällt, dieweil wir schwelgen hier. Die Judent.char, sie schmollt bei unsrer Lust, mißgönnt die Freiheit uns, die sie entbehrt. Doch nun soll dies - 9 - verkehrte finstre Volk unser Vergnügen mehren! Bringt jene Schalen, die prächt'gen Schalen, die mein siegreicher Ahn geraubt im Heiligtum Jerusalems und in dem Tempel Baals aufgestellt, doch nicht gebraucht. Wohlan, sein sie ge braucht! Es dien' ihr Gott, dess’ Macht zu nichtig war, sein Volk zu retten, unsrer Heldenschar, die ihn besiegt, aus seinen Schalen trinkt! Es soll ihr strahlender Glanz und Formenschmuck die Pracht erhöhn, zur Feier dieser Nacht. Und wenn ihr trinkt, so preist des Landes Götter, die diesen Ruhm verlieh'n. 0 Greueltat! 0 unerhörter Frevel! Chor der Juden Verwirf, o Herr, dein rasch Gebot! Entweihe nicht mit frevlem Mut zu üblem Dienst das heil'ge Gut von groß Jehova, unserm Gott. Dein Ahnherr bebte vor dem Gott und traf mit Tod des Last'rers Spott. Denn er wie wir erprobt die Macht dess’, der gerecht in allem Tun, dess* welcher strafend schlägt den Mann, den Stolz und Trotz bewegt. Rezitativ (Nitocris, Belsazar) Sie reden wahr; und w.ssen mußt du selbst (wenn trunkner Mut auch euren Sinn betört), was alle Welt gesehr. Ich nenn dir nicht des Feuerofens Hölle, die der Gott, den ihr ver höhnt, für seine treuen Diener zu kühler Labung machte; nicht den König, den er vom stolzen Thron herabgestürzt und ihn, der sich gewähnt den Göttern gleich, erniedrigt hat zum Tier: All dies und mehr weißt du so gut wie ich, bedenk es wohl! Hinweg! Bekehrte meine Mutter sich zu jüd'schem Aberglauben? Abtrünn'ge Mutter! Dies Märohenwerk steht an dem kind‘sehen Wahne des greisen Weibes, doch nicht der Königin voll