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OuvertUre - 2 Akt I Rezitativ (Accompagnato) (Nitocris) Ach, unstet eitles Los der Menschenherrschaft! Erst klein und schwach, erhebt sie kaum das Haupt, streckt kaum noch aus hilflos die Kindeshand und ruft zum Schutz an jedes Nachbarreich, das töricht ihn gewährt. Alsbald erstrebt sie Macht und Gold und trotzet jedem Hemmnis. Bei voller Reifel angelangt, erfaßt sie alles um sich her, verhöhnt das Recht, raubt, verwüstet, verheert die bange Welt. Zuletzt, voll angeschwellt zu Riesengröße, ernährt das Ungetüm im eignen Schoß Stolz, Üppigkeit, Verderbnis, Eidesbruch und Zwietracht, faule Seuchen eines Staats, die ihm das Mark zerstören. Seine Schwäche nimmt eine neue Macht voll Gierde wahr (ungleicher Kampf!) und schlägt mit junger Kraft sein alt gebeugtes Haupt: er wankt, er sinket, er fällt, seht hin, nie wieder zu erstehn, bas Siegerreich, auf seinen Fall gebaut, durchläuft den gleichen Kreis erträumter Größe, endend am gleichen Ziel. Arie (Nitocris) Du, Gott cer Höh', und du allein bleibst ewiglich unwandelbar; endlosen Raum umspannt dein Arm, dein Reich, es währet immerdar. Ein Nichts erscheint vor dir der Mensch auf Erden hier, wie stolz daher er gäht, wer beuget deine Macht? In Himmel und Erd', wer wagt zu trotzen dir? Dein Wink gebeut. Rezitativ (Nitocris) Das Schic! sal Babylons erfüllt sich nun. Ich versucht • es zu heim en; ohne Hoffnung, hätt* nicht des jüdischen Sehers we? ee Führung gestützt den schwachen Schritt. - 3 - Sieh, er erscheint! Weisheit und Güte strahlt in mildem Ernst aus Äug' und Antlitz ihm. Von Gott und Mensch Ge liebter du, sprich, gibt's ein Heil für dieses sieche Reich? Rezitativ (Daniel) 0 Fürstin! Es frommt uns nicht, zu späh'n in die Beschlüsse des Allwissenden. Doch du tatst deine Pflicht, die ich meine. Nichts bleibet uns als Fügsamkeit in Gottes weisen Rat und letzten Spruch. Arie (Daniel) Wehklage nicht in eitlem Schmerz! All dein Tun sei, zu vertrau'n und auf Gottes Rat zu bau'n, versenke nicht dein Herz in Gram. Die Sünde Babylons zwingt seinen Fall; doch dir bleibt Trost, den Tugend beut; sie ist auf Erden hier dein Wall, ist dort dein Heil in Ewigkeit. Chor der Babylonier 0 seht, wie Persla's junger Held, o seht, in weitem Kreis die Stadt umstellt! Wie breit die Gräben, wie tief ihr Fall! Weich' hohe Türm' umdrohn den Wall! Horch, Cyrus! Zwanzi^mal fürwahr kreist die Sonn' ihren Lauf ums Jahr: Wenn dir so lang dein Heer beharrt, noch nicht der Raben Beute ward, wenn nicht von außen Hilfe kommt, der Vorrat innen nicht mehr frommt, dann sinnen auf Verträge wir, und Babylon ergibt sich dir. 0 lange Frist! Zu kürzen dir die lange Zelt, sieh uns zu Scherz und Spiel bereit.