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königlich Sächstschev StclatsMrzrigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 119. k> Beauftragt mit der Verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Freitag, 24. Mai 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstrabe 16, sowie durch die deutschen Postanstaltcn 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Ps., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Aus Anlaß Seines morgigen Geburtstage» hat unjer alleranädigster Herr 31 Strafgefangenen au» Gnaden die Freiheit zu schenken geruht. * Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist gestern von Seiner Auslandsreise wieder heimgekehrt. * Als Nachfolger des Botschafter» in Konstantinopel Frbrn. Marschall v. Bieberstein ist der Gesandte in Athen Frhr. v. Wangenheim in Aussicht genommen worden. In Pest kam es gestern aus Anlaß der sozialdemo kratischen Wahlrechtsdemonstration zu blutigen Straßen- kämpfen. * Zum Präsidenten der französischen Depntiertenkammer ist gestern Deschanel gewählt worden. * In Fe» sind gestern 48 vom Kriegsgericht znm Tode vkrurteilte Marokkaner hingerichtet worden. * Bei vapodirrino (Italien) stürzte ein vollbesetzter Straßenbahnzug einen Abhang hinunter, wobei 68 Per- soneu verlrtzt wurden, davon 15 tödlich. Amtlicher Teil. Ministerium de« Königl. Hause». Dresden, 24. Mai. Se. Königl. Hoheit der Kron prinz, Herzog zu Sachsen, ist gesteru von der Auslands reise 6 Uhr 28 Min. abends nach Pirna bezw. Wachwiß zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben dem Chef der Privat- Vermögens-Verwaltung Schlosthauptmann Kammerherrn v. Tümpling das Prädikat Excellenz Allergnädigst zu verleihen geruht. Gesamtministerinm. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Staatsminister, Minister der Finanzen v. Seydewitz das Großkreuz des Albrechtsordens mit dem Stern in Gold zu verleihen. Justizministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, für die Zeit vom 1. Juli an den Staatsanwalt Rudolf Schlegel in Dresden zum Landgerichtsdirektor bei dem Landgerichte Chemnitz, den Amtsgerichtsrat vr. Emil Bern hard Gotthelf Dorne in Werdau zum Landgerichtsrate bei dem Landgerichte Bautzen und die Gerichtsassessoren Karl v. Heynitz in Chemnitz zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Chemnitz, Vr. Friedrich Walther Reichen bach in Dresden zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Werdau, Moritz Willi Böttcher in Plauen zum Amts richter bei dem Amtsgericht Annaberg nnd vr. Johannes Wilhelm Thomas in Zwickau zum Staatsanwalte bei dem Landgerichte Chemnitz zu ernennen, sowie zu ge nehmigen, daß von dem gleichen Zeitpunkt an der Amts richter Paul Heinzmann in Anuaberg an das Amts gericht Dresden und der Landrichter vr. August Kurt Zenker in Bautzen an das Landgericht Dresden versetzt werden. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hof«. Dresden, 24. Mai. Se. Majestät der König tra heute vormittag im Residenzschlosse ein und empfing hierselbst den General der Infanterie Grafen v. Kirchbach Präsidenten des Reichsmilitärgerichts, zur Meldung. Hierauf nahm Se. Majestät aus Anlaß des morgigen Allerhöchsten Geburtstags Beglückwünschungen entgegen von dem Minister des Königl. Hauses, von dem Hochwürdigen Bischof mit der katholischen Geistlich keit, den Kavalieren des König!, großen Dienstes und der Prinzl. Hofstaaten, den ehemaligen Adjutanten Sr. Majestät und dem Ministerialrat im Königl. Hausministerium. Ferner von den Königl. Staatsministern, den Präsidenten der beiden hohen Kammern der Ständeversammlung, den komman dierenden Generalen der beiden Königl. Sächsischen Armeekorps, der aktiven Generalität der Garnison Dresden, sowie den Kommandeuren des 1. (Leib-) Grenadier-, Gardereiter- und 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 und )em Kommandeur der Leibkompanie. Hierauf folgten Mitglieder des Fürst!. Hauses Schönburg, des Solms- Wildenfelsschen Hauses, die Grafen zur Lippe-Biesterfeld- Weißenseld und die Grafen zu Castell-Castell, sowie eine Deputation des Stadtrats und der Stadtverordneten der König!. Haupt- und Residenzstadt. Um 11 Uhr wohnte Se. Majestät dem Tedeum in der Katholischen Hofkirche bei und begab Sich hierauf nach Wachwitz zurück. 1/L3 Uhr nachmittags nahm Se. Majestät der König eine Huldigung des dresdner Pfadfinderbundes unter Führung des Majors v. Heygendorff, Rektor Prof. I)r. Rosenhagen, Dr. Böhme und vr. me<1. Baron vor der Königl. Billa in Wachwitz entgegen. Dresden, 24. Mai. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg wohnten gestern abend 8 Uhr in der Technischen Hoch schule der von der Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie veranstalteten Vorlesung des Mr.L U.Wilkin son, M. A., über: „James" bei. Der Minister des Königlichen Hauses, Staatsminister a. D. v. Metzsch-Reichenbach, hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. Dresden, 24. Mai. Se. Majestät der König hat aus Anlaß Allerhöchstseines Geburtstags geruht, 31 Straf gefangenen aus Gnaden die Freiheit zu schenken. Bom diplomatischen Korps. Dresden, 24. Mai. Der Königl. Bayerische Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v. Montgelas ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Königl. Bayerischen Gesandschaft wieder übernommen. Deutsches Reich. Der Kaiser. Wildpark bei Potsdam, 23. Mai. Se. Majestät der Kaiser traf heute abend 7 Uhr 12 Min. mittels Sonder zuges von Homburg auf der Fürstenstation Wildpark ein. Znm Empfange hatten sich Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich eingefunden. Der Kaiser begab sich ins Neue Palais. Vertagung des Preußischen Abgeordnetenhauses. Berlin, 23. Mai. Das Abgeordnetenhaus hat nach kurzer Debatte dem Anträge des Staatsministeriums auf Vertagung des Landtages vom 8. Juni bis 22. Oktober zugestimml. Zum Berliner Besuche des österreichisch-ungarischen Ministers des Auswärtigen Grafen Berchtold. Die „Nordd. Allgem. Ztg." begleitet den Besuch des Grafen Berchtold mit folgenden Begrüßungsworten: Der österreichisch-ungarische Staatsmann darf eines herzlichen Willkommens nicht nur an den amtlichen Stellen, mit denen ihn seine Reise in unmittelbare Berührung bringt, sondern auch in den weitesten Kreisen der Bevölkerung gewärtig sein. Wir begrüßen es mit lebhafter Genugtuung, daß Graf Berchtold durch seinen Besuch den Entschluß zum Ausdruck bringt, an der bewährten Tradition des persönlichen ver trauensvollen Gedankenaustausches zwischen Berlin und Wien festhalten zu wollen. Wir erinnern uns dabei der Wärme, mit der Graf Berchtold unlängst in seinen bedeut samen Ausführungen vor den Delegationen die Grundsätze der erprobten Freundschaft zwischen Osterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche als Richtschnur seiner Politik be zeichnet hat. Diese Gesinnungen, die bei uns einen starken Widerhall gefunden haben, beruhen auf einer Gemein samkeit der Überzeugungen, die für die Wohlfahrt und den Frieden der verbündeten Reiche die beste Bürgschaft bieten. Wir zweifeln nicht, daß Graf Berchtold von seiner Reise den Eindruck zurückbringen wird, daß er für die von ihm selbstverkündeten Grundsätze bewährter Bündnis politik bei uns stets treue Unterstützung finden wird und aufrichtiger Sympathie sicher sein kann." Wien, 23. Mai. Der Minister des Äußeren ist heute nach Berlin abgereist. Der neue Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel. Als Nachfolger des Kaiserlichen Botschafters in Kon stantinopel Frhrn. Marschall v. Bieberstein ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, der Gesandte in Athen Frhr. v. Wangenheim in Aussicht genommen. Frhr. Hans v. Wangenheim, geboren am 8. Juli 1859 zu Georgenthal in Thüringen, gehörte zu den Zöglingen der LandeS schule Psorta und trat 1879 als Avantageur beim Hessischen Feld artillerieregiment Nr. 11 ein, ging 1882 zum Thüringischen Ulanen regiment Nr. 6 über und wurde 1887 auf ein Jahr zur Botschaft in St. Petersburg kommandiert. Sodann im Jahre daraus zur diplomatischen Laufbahn zugelassen, arbeitete er im Auswärtigen Amt und machte 1890 das diplomatische Examen, »vorauf er zum Legationssekretär ernannt wurde. Nvch im selben Jahre wurde er zur Vertretung der Gesandten in Kopenhagen und Stockholm herangezogen. Ten Posten als Legationssekretär in Kopenhagen vertauschte er im Jahre 1893 mit dem gleichen bei der deutschen Botschaft in Madrid, woraus er zwei Jahre später Legationssekretär bei der preußischen Gesandtschast in Stuttgart wurde. Im Jahre 1897 wurde er als Legationsrat zur Gesandtschaft in Lissabon versetzt, 1899 als Erster Sekretär bei der Botschaft am Goldenen Horn. Sodann wurde er 1904 deutscher Gesandter in Mexiko, von wo er 1908 als kommissarischer Gesandter nach Tanger ging. Bald darauf, noch im gleichen Jahre, ging er als deutscher G«. sandter nach Athen. Die National-Klugspenve. Auch unsere Schuljugend nimmt erfreulicherweise lebhaften Anteil an der Bewegung zugunsten der National- Flugspende. In zahlreichen Schulen Deutschlands Habei« Sammlungen eingesetzt, unter denen sich vor allen Berlin und Hamburg hervortun. In Stuttgart veranstalteten Schüler des Realgymnasiums einen literarisch-musi kalischen Abend, dessen Reinertrag der National-Flugspende zufließen soll. Möchten diese guten Beispiele unsere gesamte deutsche Jugend zur Nacheiferung anfeuern und sie erkennen lehren, daß große Ziele nur durch das einmütige Zu sammenwirken aller erreicht werden können! Kleine politische Nachrichten. Berlin, 23. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat gestern durch den Gesandten Frhrn. v. Jeuisch dem Geschäftsträger der russischen Botschaft Exzellenz v. Schebeko und den Mitgliedern der Botschaft telegraphisch ans Homburg v. d. H. sein tief empfundenes Beileid ans Anlaß des Ableben» des Bots ch aftersGrafe n v. d. Osten-Sacken aussprechen lassen, dessen verdienstvolle Tätigkeit Se. Majestät stets warm anerkannt habe. — Berlin, 23. Mai. Der preußische Landtagsabge ordnete Firzlaff ist gestern in Wiesbaden verstorben. Er vertrat den Wahlkreis Köslin 4 (Köslin-Kolberg-Körlin-Bublitzi nnd gehörte der konservativen Partei an. — Berlin, 23. Mai. Der preußische Landtngsabgeordnete P el tas o h n ist heute morgen hier gestorben. Er vertrat den Wahlkreis Bromberg 5 (Mogilno- Znin Wongrowitz) und gehörte der fortschrittlichen Bolkspartei an. Ausland. Zur Beisetzung ves Königs Friedrich vm von Dänemark. Kopenhagen, 23. Mai. Im Palais Christian VH. auf Amalienborg empfingen heute König Christian und Königin Alexandra die hier eingetroffenen Vertreter der fremden Fürsten, die besonderen Missionen und Militär deputationen. Zuerst wurden diejenigen Vertreter empfangen, welche besondere Handschreiben überreichten. Die übrigen Vertreter waren im Gartensaal versammelt. Das Königspaar begrüßte jeden einzelnen Vertreter und verließ darauf das Palais. Die fremden Vertreter be gaben sich sodann nach dem Palais, wo sie ihre Karten bei.der Königinwitwe und den anderen Mitgliedern der Kvnigssamilie abgaben. An der Frühstückstasel bei den Majestäten nahmen heute die fremden Fürstlichkeiten nnd Abgesandten teil. Die Vorgänge in Ungarn. Wien, 23. Mai. Im Abgeordnetenhause beantragte heute der tschechische Sozialdemokrat Nemec, angesichts der Vorgänge in Ungarn zum Zeichen der Solidarität mit dem Kampfe für das allgemeine Wahlrecht und als Protest gegen den Mißbrauch der Armee eine halbstündige Unterbrechung der Sitzung eintreten zu lassen. Der An trag wurde abgelehnt. (Protestrufe, Hochrufe auf das allgemeine Wahlrecht in Ungarn, Abzugsrufe gegen den Grasen Tisza seitens der Sozialdemokraten). Gegen Schluß der Sitzung erklärte der Aba. vr Adler (soz.) unter der Maske des Kampfes für die Wehrreform verstecke sich der Versuch der in Ungarn herrschenden Magnatenklique, das Recht der Völker Ungarns auf das von der Krone ver sprochene allgemeine Wahlrecht zu erdrosseln. Der Redner protestierte sodann gegen die Verwendung der gemein samen Armee gegen friedliche Demonstranten und ersuchte das Präsidium, deswegen bei der Regierung zu inter venieren. Ferner verlangte er die Einstellung der Be ratungen des Wehrausschusses, solange in Budapest die Gefahr bestehe, daß Menschen getötet würden. Der Vize präsident Poaacnik erklärte, so sehr er die Vorfälle vom menschlichen Standpunkte bedauere, so stehe dem Präsidium doch kein Einfluß auf die Verwendung des gemeinsamen Heeres zu. Der Wehrausschuß sei auf den 30. Mai eitt- berufen worden und werde selbst darüber entscheiden, ob er unter den obwaltenden Umständen die Beratungen