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Dresdner W Äumal. königlich SAchstschev Stctatscrnzetgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 111. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. < Dienstag, 14. Mai i 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündiguugstcile 30 Ps., die 2spaltige Grundzeiie oder deren Raum im amtliche» Teile 75 Ps., uuter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Gestern nachmittag stard auf Schloß Öfterstem der älteste Sohn des Erbprinzen Heinrich xxvn. Reuß j. L., de» Regenten der Fürstentümer Reuß, Heinrich XLlll. Reuß i. L. an den Folgen einer Scharlachertrankung im Alter von 18 Jahren. * In Ungarn wurden durch einen heftigen Orkan zahl reiche Personen getötet. Die Italiener haben drei weitere Insel» im Aegäijchen Meere, nämlich Kalimno», Lero» und Petmo», besetzt. * Alle Minen in den Dardanellen sind nunmehr ent fernt worden. Die Oeffnnng der Meerenge wird entweder heute oder morgen erfolgen. Amtlicher Teil. Ministerium de» Königlichen Hause». Dresden, 14. Mai. Se. Majestät der König sind heute früh 5 Uhr 45 Miu. von Tarvis nach Dresden bezw. Wachwitz zurückgekehrt. Ministerium de» Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Prokuristen Carl Paul Mühlbach in Leipzig das Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Graf Georg zu Münster- Langelage in Wien de« ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich, König von Ungarn verliehenen Orden der Eisernen Krone 3. Klasse annehme und trage. Krieg-ministerium. Se. Majestät der König haben geruht, dem Stabsarzt Vr. Nylander, Bats.-Arzt im 2. Gren.-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", die Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen König!. Bayerischen Verdienst- Ordens vom heiligen Michael 4. Klasse zu erteilen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im «efchöftsbereiche de» «misteriums der Fimmzem Post-Berwaltung. Hertzschuch, seither Ober-Postinspeltor, als Postdirektor in Deuben (Bz. Dresden); Winter, I. R. E., seither Ober-Postpraktikant, als Postinspektor; Seyfert, seither Tele- »raphensekretär, als Postmeister in Waldenburg (Sachsen): Leh- mann, G. R. E-, seither Postsekretär, als Ober-Postsekretär; Heyne, K. A. L., seither charakt. Postsekretär, als etatm. Post sekretär; Schuster, Stuckart, Relius, Backofen, Stock hausen, Hambsch, Götze, P. H., Ritscher, Franze, E. F., Felgner, Seydel, R. A., seither außeretatmäßige Postassistente», als etatmäßige Postassistenten; vw. Beyer geb. Marquardt, Eckardt, Fiedler, Franke, Graf, Marx, Nicolai, Röber, Sachse, Schäfer, v. Spiegel, Teichmann, Zipplitt, seither Telcgraphengehilfinneu,als PostgehiIfinnen; Böttger als Postagent in Garnsdorf (Bz. Ehemnitzi; Albrecht als Postagent in Gebirge (Amtsh. Marienberg, Sa ). Im »eschiftsbereich de» »iuisteriums de» Krieg». Im Sanitätskorps. 8. Mai. Die einjährig freiwilligen Ärzte: vr. Krug im 2. JSa.-Bat. Nr. 13, unter Beauftragung mit Wahrnehmung einer bet den» Bat. offenen Asfistenzarztstelle, vr. Uhlemann im Garde-Reiter-Regt., unter Beauftragung mit Wahrnehmung einer bei dem Regt, offenen Assistenzarztstelle, — mit Wirkung vom 1. Mai zu Unterärzten des aktiven Dienst. standeS ernannt. Beamte der Militärverwaltung. 8. Mai. Die Proviant- amtS-Jnspektoren: Kühne, Amtsvorstand in Wurzen, nach Leipzig, Schmidt, Kontrolleführer in Riesa, als Amtsvorstand nach Wurzen, Pampel, Kontrolleführer in Bautzen, als Amtsvorstand nach Freiberg, Rack, Kontrolleführer in Borna, als Kontrolle führer nach Riesa, Kießling in Leipzig, als Kontrolleführer nach Bautzen, Wolff in Leipzig, als Kontrolleführer nach Borna, — zum 15. Mai versetzt. Die Garnisonverwaltungs-Oberinspektoren: Pickert, 2. Borstand in Dresden, als Amtsvorstand nach Bautzen, Strehl, Amtsvorstand in Bautzen, als 2. Borstand nach Dresden, — untern» 1. Okt. versetzt. Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 14. Mai. Se. Majestät der König wohnte früh Eskadronbesichtigungen beim Garde-Reiter-Regiment bei und nahm hierauf im Residenzschlosse militärische Meldungen, sowie die Vorträge der Herren Staatsminister und des Kabinettssekretärs entgegen. Dresden, 14. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird heute abend 8 Uhr in der Technischen Hochschule der von der Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie veranstalteten Vorlesung des Mr. L. U. Wilkinson, M. A., über: „Meredith" bewohnen. Deutsches Reich. Der Kaiser in Straßburg. Se. Majestät der Kaiser und die Prinzessin Vittoria Luise sind gestern vormittag H12 Uhr in Straßburg ein getroffen. Zum Empfang hatte»» sich ringefunden:Pri»»zÄugust Wilhelm, Prinz Joachim, Statthalter Graf v. Wedel, Fürst zn Fürstenberg, Staatssekretär Frhr. Zorn v. Bulach, der kom mandierende General des XV. Armeekorps v. Fabeck, der Gouverneur v. Straßburg Frhr. v. Eglofsstein, Polizei präsident Lantz u. a. Die Einfahrt des Kaisers vollzog sich unter lebhaften Kundgebungen des Publikums und unter dein Geläute der Glocken. Straßen nnd Häuser waren festlich geschmückt. Der Kaiser hat im Kaiserpalast Wohnung genommen. Der Kaiser, die Prinzen nnd die Prinzessin, sowie die Umgebung nahmen das Frühstück bei»» Staatssekretär Frhrn. Zorn v. Bulach ein. Nach mittags um '-H3 Uhr trat der Kaiser die Fahrt nach der Hohkönigsburg an. Im ersten Automobil hatte der Kaiser mit seinen beiden Söhnen und seiner Tochter Platz genommen. In der Begleitung des Kaisers be fanden sich auch der Statthalter und der Staatssekretär. Der Kaiser passierte um 3 Ukr 25 Min. Schlettstadt, wo sich in den neuen Anlagen ein zahlreiches Publikum an gesammelt hatte, das den Kaiser mit herzlichen Ovationen begrüßte. Auf der Hohkönigsburg nahmen der Kaiser und die fremden Herrschaften den Tee ein. Der Kaiser besichtigte die Räume der Burg.' Um K8 Uhr traf der Kaiser wieder im Kaiserpalast zu Straßburg ein. Später war Diner beim Statthalter Grafen v. Wedel, an dem »nit dein Kaiser die anderen Fürstlichkeiten und die Um gebung teilnahmen. Ausland. Zur ungarischen Wahlreform. Budapest, 13. Mai. Die Verhandlungen zwischen dem Ministerpräsidenten v. Lukacs und dein Führer der Unabhängigkeitspartei v. Justh über die Wahlreform haben bisher kein Ergebnis erzielt. Sie werden morgen fort gesetzt. Justh hat erklärt, es sei wenig Hoffnung auf eine Vereinbarung vorhanden, solange der Ministerpräsident seinen Standpunkt in der Frage der Wahlreform un verändert aufrecht erhalte. Der ttalieuisch-türNfche Krieg. Die Aktionen Italiens im Ägäischen Meere. Roin, 13. Mai. Nach einer drahtlose»» Meldung des Admirals Viale sind weiterhin die Inseln Kalimnos, Leros und Patmos von den Italienern besetzt, ihre Garnisonen zur Übergabe gezwungen und die türkischen Regierungs beamten gefangen genommen worden. Unter den Ge fangenen, die an Bord der Schiffe gebracht worden sind, befinden sich drei Kaimakams und vier Mndirs. Konstantinopel, 13 Mai. Infolge eines freund lichen Schrittes der Deutschen Botschaft gegen die Auf rechterhaltung der Kriegsgesanaenschast von etwa fünfzig Italienern, meist Fischer von Smyrna, beriet der gestrige Ministerrat die Angelegenheit. Wie verlautet, werden die Italiener freigelassen werden. Zur Wiederöffnung der Dardanellen. Konstantinopel, 13. Mai. Der Minister des Äußeren erklärte, die Entfernung der Minen sei heute beendet worden. Die amtliche Bekanntmachung der Öffnung der Dardanellen werde wahrscheinlich morgen oder über morgen erfolgen. London, 14. Mai. Nach einer amtlichen Meldung wird erwartet, daß die Schiffahrt durch die Dardanellen heute wieder eröffnet wird. Die Ereignissein Tripolis. Tobruk, 13. Mai. Am Sonntag morgen sind die Arbeiten zur Errichtung neuer Befestigungswerke an der Küste unter dem Schutze von drei Jnfanteriebataillonen und einer Batterie Gebirgsartillerie fortgesetzt worden. Gegen 6 Uhr stießen einige Abteilungen des 30. Infanterie regiments bei einen» ErkundunaSmarsch bei Uadi Lada auf bedeutende beduinischc Kräfte, die durch türkische Regulär» geführt wurden. Die Italiener griffen den Feind sofort an, der unter dem wohlgezielten Gewehr- und Geschütz feuer zurückwich und verfolgt wurde, bis er seiner starken Verluste wegen, die auf über 100 Tote geschätzt werden, sich regelrecht zur Flucht waudte. Die Verluste der Italiener betragen ein Offizier und zwei Soldaten tot und drei Soldaten verwnndet. Aus Tripolis und Homs wird nichts Neues ge meldet. Zur Ausweisung von Italienern aus der Türkei. Saloniki, 13. Mai. Die Behörden haben gegen weitere acht mißliebige Italiener, unter denen sich Kauf leute, Advokaten und Ärzte befinden, einen Ausweisungs befehl unter Gewährung einer dreißigstündigen Frist er lassen. Zur auswärtigen Politik EnglauvS. London, 13. Mai. Jur Unterhause fragte Lloyd, ob zwischen England, Deutschland und Portugal Ver handlungen über portugiesische Kolonien sich den» Ab schlusse »»äherten, nnd ob Grey dein Hause darüber irgendwelche Informationen geben könne. Parlaments- untersekretär Acland erwiderte: Die Frage der zukünftigen Entwicklung der portugiesischen Kolonien, die für Portugal und die an die portugiesischen Kolonien an grenzenden deutschen und britischen Gebiete natürlich von großem Interesse ist, war und wird zweifellos von Zeit zu Zeit Gegenstand gegenseitigen Interesses und freundschaftlicher Erörterung sein, aber gegenwärtig sind die beiden eingebrachten Frage»» zu verneinen. Der Liberale Wedgewood stellte die Frage, ob die Aufmerksam keit Greys auf die Versammlung des türkischen Komitees für Einheit und Fortschritt in Konstantinopel au» 20. April d. I. gelenkt worden sei, bei der ein Agent des Komitees in England erklärt haben sollte, daß, wenn Rußland die Öffnung der Dardanellen durchsetzen sollte, England die Suda Bay besetzen würde. Ferner fragte Wedgewood, ob dieser angebliche Agent irgendeine amt liche Unterlage füe seine Erklärung gehabt habe, und schließlich, ob die britische Regierung der türkischen mit teilen werde, daß sie unter keinen Umständen diö Besetzung einer solchenFlottenstation unternehme»» werde. Parlaments untersekretär Acland beantwortete die erste Frage mit nein, auf die zweite erklärte er, daß er von der Existenz des erwähnten Agenten nichts wisse. Sollte jedoch ein solcher existieren, so läge nichts vor, was ihn zn einer derartigen Äußerung berechtigte. Zn der letzten Frage »nüsse er erklären, daß es gegen die Gepflogenheit der britischen Regierung sei, von Erklärungen solcher Art, denen von den verantwortlichen Stellen kein Glaube»» bei- qemessen werde»» könne, offiziell Notiz zu nehmen. Sollte Wedgewood jedoch gerne wissen »vollen, ob die Regierung wirklich den ihr zugeschobenen Pla»» haben sollte, so könne er versichern, daß Edward Grey nichts derartiges beabsichtige und auch niemals an etwas derartiges ge dacht habe. Zum Botschaflerwechsel in London. London, 13. Mai. Auf Grund zuverlässigster In formationen kann das „Reutersche Bureau" erklären, daß kein Schatten eines Beweises für die Behauptungen einiger Blätter vorliege, der Rücktritt des Grase»» Wolff- Metternich sei auf gespannte Beziehungen zwischen ihn» und dem Staatssekretär des Äußern Grey zurückzusühren. Diese Behauptungen hätte»» in englischen wie in deutschen amtlichen Kreisen angesichts der ausgezeichneten Beziehungen, die zwischen dem deutschen Botschafter und den» Staats- sekretär des Äußern stets bestanden, nur Erstaunen her vorgerufen. „Westminster Gazette" schreibt über die bevor stehende Ernennung des Frhrn. v. Marschall zuin Bot schafter in London: „Der neue Botschafter war früher Staatssekretär des Äußern und ist allgemein als einer der fähigsten Diplomaten Europas bekannt. Wenn ein solcher Mani» in» jetzigen Zeitpunkt nach London gesandt wird, so ist der Schluß natürlich, daß seine Regierung ihren Beziehungei» zu der britischen Regierung besondere Bedeutung beilegt. Es ist ebenso natürlich daraus zu schließen, daß er keine positive Rolle spielen wird und daß die Dinge sich in der einen oder anderen Richtung ändern werden, wie wir hoffen, zum besseren. Aber Höflichkeit und gute Politik mögen uns mahnen, die Spekulation in den Grenzen der Diskretion und des guten Geschmacks zu halten. Graf WoA-Metternich leistete Deutschland in London sehr hervorragende Dienste. Er hat die Genugtuung, zu wissen, daß er dazu beitrug, in »iner außerordentlich schwierigen Zeit einen ehrenvollen Frieden zwischen beiden Ländern zu bewahren. Wen»» die Geschichte dieser Zeit geschrieben wird, wird es sich zeigen, daß er eine aeradsinnige, ehrenvolle Rotte gespielt und die Interessen seines eigenen Landes vertrete»» hat, ohne je die Achtung und Sympathie Englands zu ver lieren. Sein Nachfolger darf eines warmen Willkomms sicher sein, und das englische Volk wird es als Kompli ment anfsassen, daß die oeutsche Regierung ihren be-