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DRESDNER PHILHARMONIE Sonnabend, den 14. April 1979, 20.00 Uhr Sonntag, den 15. April 1979, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT • Dirigent: Johannes Winkler Solist: Vaclav Hudecek, CSSR, Violine Nikolai Rimski Korsakow „Russische Ostern" - Ouvertüre op. 36 1844-1908 Antonin Dvorak 1841-1904 Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53 Allegro ma non troppo — Adagio ma non troppo Rondo (Allegro giocoso, ma non troppo) Ludwig van Beethoven 1770-1827 PAUSE Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Poco sostenuto — Vivace Allegretto Presto Allegro con brio Das Konzert am 15. geschnitten und am April 1979 wird von Radio DDR, Sender Dresden, 24 April 1979 in der Sendereihe „Dresdner Abend" mit über ¬ tragen. JOHANNES WINKLER ZUR EINFÜHRUNG der Revolution im Jahre 1905 stellte sich Rimski-Korsakow auf die revolutionären Studentenschaft, worauf er als politisch verdächtig Lehrdienst entlassen wurde. Diese Maßnahme rief einen Sturm des Der vielseitigste und zugleich gereifteste Musiker im Kreise des „Mächtigen Häufleins", jener Gruppe bedeutender Novatoren, der u. a. noch Mussorgski, Borodin, Balakirew angehörten und die für die russische Musik des 19. Jahr hunderts von entscheidender Bedeutung war, war Nikolai Rimski-Kor sakow. Er wurde 1844 in der kleinen Stadt Tichwin im Gouvernement Now gorod geboren. Seine Eltern wünschten, daß der Sohn, entsprechend den Fa milientraditionen, die Laufbahn eines Marineoffiziers einschlüge. Im Alter von zwölf Jahren kam der zukünftige Offizier in das Petersburger Seekadetten korps. Doch wurde die musikalische Ausbildung nicht vernachlässigt. Aber erst nachdem der junge Rimski-Korsakow seine militärische Ausbildung beendet und die erste Seereise (1862—1865), die ihn durch die Welt führte, hinter sich gebracht hatte, faßte er den Entschluß, sich ganz der Musik zu widmen. Er wurde darin bestärkt durch die Bekanntschaft mit Balakirew und seinem Kreis. So entstanden bald Opern und Konzertwerke, deren Grundlage der uner schöpfliche Reichtum der russischen Volkspoesie ist: Lieder, Heldensagen, Mär chen, Chroniken. Immer wieder griff der Komponist Stoffe aus der russischen Geschichte, aus russischen Märchen und Sagen auf, inspiriert von den Klas sikern der russischen Literatur, von Puschkin und Gogol. 1871 wurde Rimski-Korsakow Professor für Komposition und Instrumentation am Petersburger Konservatorium. Bald darauf quittierte er den Militärdienst. Sein musikalisches Betätigungsfeld erweiterte er als Dirigent, der sich auch im Ausland mit Erfolg für die nationale russische Musik einsetzte. Im Dezember 1900 beging er das Jubiläum seiner fünfunddreißigjährigen musikalischen Tä tigkeit mit einer Reihe von Konzerten, die ihm zu Ehren veranstaltet wurden. Sie galten dem Komponisten wie dem Dirigenten, aber auch dem Pädagogen, der so berühmte Komponisten wie A. Glasunow, A. Ljadow, A. Arenski, I. Stra winsky und O. Respighi zu seinen Schülern zählte. Während Seite der aus dem Protestes in ganz Rußland hervor. 1907 trat Rimski-Korsakow wieder in den Lehrkörper des Konservatoriums ein. Mit der politischen Reaktion rechnete er dann künstlerisch in seiner Oper „Der goldene Hahn" ab. 1908 starb er, trotz angegriffener Gesundheit schaffensfreudig bis zum Schluß, in Ljubensk, unweit von Petersburg. Zwei Jahre vorher hatte er die „Chronik meines musikalischen Lebens" abgeschlossen. Auf seinem langen und fruchtbaren künstlerischen Weg wandte Rimski-Kor sakow der sinfonischen Musik besondere Aufmerksamkeit zu. Auch in seinen Opern ist sinfonische Musik enthalten. Das Bemühen um farbenprächtige mu sikalische Bilder hat Rimski-Korsakow von Glinka übernommen, in dem er seinen großen Lehrmeister sah. Als Meister der Instrumentation verstand es Rimski-Korsakow, die russische Natur und die Lebenweise des Volkes, seine Geschichte und seine Kunst in Orchesterwerken zu gestalten. Die Ouvertüre „Russische Ostern" op. 36, die 1888 komponiert und uraufgeführt wurde, kann eigentlich als Sinfonische Dichtung bezeichnet wer den. Bemerkenswert ist in diesem Werk die Verwendung altslawischer Kirchen gesänge mit ihrem charakteristischen Pendeln zwischen Moll und Dur. Nach einer verhaltenen, dunkel getönten Einleitung entwickelt das anschließende Allegro allmählich immer aktivierendere Impulse. Eine Atmosphäre österlicher Erwartung wird geschaffen, von jubelnden Fanfarenklängen überglänzt. Dann setzt eine erneute Steigerung an: aus geheimnisvoll schwebenden Klängen hebt sich Glockengetön, die Posaunen lassen Gebetsrufe erklingen. Bei einer mächtigen dynamischen Steigerung, die zum Werkabschluß führt, zeigt sich der geniale Instrumentator Rimski-Korsakow von seiner besten Seite. Der ent fesselte Klangrausch ist gleichsam ein Fest prachtvollen Glockenklanges, der in Hall und Echo aus allen Instrumenten des Orchesters gezaubert wird. Der 1952 geborene tschechische Geiger VACLAV HUDECEK hat eine erstaun liche Karriere in den Konzertsälen der Welt angetreten. Auch zahlreiche Schallplatten-, Rundfunk- und Fern sehaufnahmen haben seinen Ruf schnell verbreitet. Schon als Fünfjäh riger begann er — unter Anleitung des Vaters — mit dem Geigenspiel, absolvierte 1964—1967 ein außeror dentliches, 1967-1968 ein ordentliches Studium bei J. Micka am Prager Kon servatorium sowie 1968—1973 bei V. Snitil an der Akademie der Musischen Künste Prag. 1970-1974 trieb er da neben Studien bei D. Oistrach in Moskau. Er ist mehrfacher Preisträger nationaler Wettbewerbe und errang 1966 den 2. Preis und 1967 den 1. Preis des Internationalen Rundfunk wettbewerbes „Concertino Praga". Seit 1977 ist er Solist der Prager Sinfo niker (FOK). 1967 debütierte er in London beim Royal Philharmonie Or chestra, 1968 beim „Prager Frühling“, wo er 1972 unter der Leitung von D. Oistrach mit der Tschechischen Phil harmonie Tschaikowskis Violinkonzert musizierte. Mit der Dresdner Philhar monie konzertierte er bereits in Jahren 1971 und 1978.