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Das Cellokonzert e-Moll op. 85 zählt zu seinen letzten Schöpfun gen. 1918/19 entstanden, am 27. Oktober 1919 in London mit Felix Salmond als Solisten uraufgeführt, faßt es gleichsam das Streben eines ganzen Lebens zu sammen. Es ist ein Werk herbstlicher Reife, die Frucht eines grüblerischen Ern stes, jedoch auch einer verhaltenen Heiterkeit. Der Sinfoniker Elgar bekundet sich in der geistigen und formalen Anlage des Konzerts, das die virtuosen Mo mente der höheren Absicht sinfonischer Gestaltungsweise unterordnet und So list und Orchester in ebenbürtiger Partnerschaft einander begegnen läßt. In der Gesamthaltung verleugnet sich romantisches Empfinden keineswegs, die subjektive Aussage, die immer wieder durchbricht, läßt Partien von hoher Schönheit entstehen, die das Konzert zu einem der wert- und gehaltvollsten seiner Gattung machen. So ist die Beliebtheit des Elgarschen Werkes mit den Jahren dauernd gewachsen, zumal seit Pablo Casals und gleich ihm andere führende Cellisten es ihrem Konzertrepertoire einverleibt haben. Gleichsam improvisierend — dieser rhapsodische Zug findet sich immer wie der — beginnt das Solocello den verhältnismäßig knapp gefaßten Kopfsatz, der entscheidend von einer sanft bewegten Themengestaltung bestimmt wird. Ohne Pause führt das zu Beginn aufgestellte Motiv in den das Scherzo ver tretenden zweiten Satz, der sich aber erst nach mehreren, immer wieder stok- kenden Anläufen zu seiner eigentlichen vorandrängenden Bewegung findet. Ein kurzes Adagio huldigt einer einfachen, auch in der reduzierten Orchester begleitung spürbaren, sanglichen Bescheidenheit. Das Finale setzt zunächst mt dem Hauptthema ein, gibt aber dann in einer Kadenz dem Solisten noch einmal Gelegenheit, sich auf den verhältnismäßig breit angelegten Satz vorzubereiten, dessen tänzerisches Thema als bindende Klammer bestimmend bleibt für alle in ihrem Charakter unterschiedlichen Zwi schenteile. „Die Arbeit an der Sinfonie war für mich sehr wichtig, da ich nach einer langen Pause zur sinfonischen Form zurückkehrte", schrieb Sergej Prokofjew zu seiner im Sommer und Herbst des Jahres 1944 entstandenen 5. Sinfonie o p. 10 0. „Die Sinfonie ist für mich der Abschluß eines langen künstlerischen Weges. Ich plante sie als eine Sinfonie über die Würde des menschlichen Gei stes." Das Werk, eine der wichtigsten Kompositionen Prokofjews und einer der bedeutsamsten Belege der sowjetischen Sinfonik überhaupt, wurde erst mals am 13. Januar 1945 in Moskau unter der Leitung des Komponisten — es war dies übrigens sein letztes Erscheinen am Dirigentenpult — aufgeführt, am gleichen Tage, an dem die sowjetischen Truppen die Weichsel überschritten. „Ich wollte in der 5. Sinfonie den freien und glücklichen Menschen besingen, seine gewaltige Kraft, seine Ritterlichkeit und seine geistige Reinheit. Ich kann nicht einmal sagen, daß ich dieses Thema selbst ausgewählt habe — es wuchs in mir und verlangte nach Ausdruck. Ich schrieb eine solche Musik, wie sie in mir reifte, und zuletzt füllte sie meine ganze Seele aus." Diese Äußerungen Prokfojews zu seinem Werk, das seine Rückkehr zum sinfo nischen Genre nach 15jähriger Pause darstellte, lassen erkennen, daß es sich hierbei tatsächlich auch um einen neuen Entwicklungsabschnitt seines sinfoni schen Schaffens handelte. Während die ersten vier Sinfonien des Komponisten in überwiegendem Maße aus thematischen Material von Theatermusiken (Bal lett, Oper) beziehungsweise nach klassischem Vorbild (Symphonie classique) aufgebaut worden waren, zeigte die 5. Sinfonie, wenn auch hier durchaus noch eine lebendige Beziehung zur Opern- und Ballettmusik nachzuweisen ist, doch im Unterschied vor allem zu den beiden vorausgegangenen Sinfonien eine echt sinfonische Entwicklung, echte sinfonische Gestaltungskraft, eine bekenntnis- hafte Haltung. Das Werk, ein kraftvoll-optimistisches sinfonisches Epos vom Kampf und Sieg des sowjetischen Menschen, eine Verherrlichung der Stärke und Schönheit des menschlichen Geistes, verbindet harmonisch die russischen Traditionen der epischen Sinfonik (Borodin, Glasunow) mit denen der drama tisch-lyrischen Sinfonik (Tschaikowski) und zeichnet sich vor allem durch seinen bewundernswerten melodischen Reichtum und die Anschaulichkeit und Farbig keit der Darstellung aus. Nach der Moskauer Uraufführung, die sich zu einem triumphalen Erfolg gestaltete, erklang die 5. Sinfonie bald in zahlreichen Welt städten, so ui. a. in Paris, New York, London und Boston. Der erste Satz der Sinfonie (Andante) offenbart am unmittelbarsten den „hel dischen" Charakter des Werkes; spannungsreiche Gegensätze zeichnen seinen Verlauf aus. Unerschütterliche Festigkeit strömt das heroische Hauptthema aus, das zuerst in Flöten und Fagotten erklingt. Es wird durch ein aktivierendes, kämpferisches Seitenthema ergänzt. Das lyrische zweite Thema, in Flöten und Oboen über Streicherklängen einsetzend und von lichter, hoffnungsfreudiger Melodieprägung, bleibt im weiteren sinfonischen Geschehen, in der relativ kur zen Durchführung, in der noch ein viertes, im Schlußsatz wieder bedeutsam werdendes Thema verarbeitet wird, nur Episode. Sieghaften Charakter trägt die Reprise. Mit einem breiten pathetischen Aufschwung des Hauptthemas wird der Satz beschlossen. Kontrastierend zum Einleitungssatz wurde der folgende Satz, ein hinreißendes, von unaufhörlicher Bewegung erfülltes, typisch Prokofjewsches Scherzo, ange legt. Wechselhafte Stimmungen, unmittelbar nebeneinanderstehend, beherr schen dieses Allegro marcato, in dem auch die Vorliebe des Komponisten für heitere, ja teilweise groteske Einfälle und Klangeffekte Ausdruck findet. In einem trioartigen, pastoralen Mittelteil, dessen Thema von der Klarinette vor getragen wird, dominiert vorübergehend eine ruhigere, ausgeglichene Stim mung. In dreiteiliger Form wurde der dritte Satz aufgebaut, den ein melodisches, von verhaltener Lyrik durchströmtes Adagio bildet. Nach einer kurzen Streicherein leitung ertönt in Klarinetten und Baßklarinette das Hauptthema, das darauf von den Streichern aufgenommen wird. Dramatisch gibt sich der große Steige rungen bringende, etwa der Durchführung entsprechende Mittelteil des Satzes, der im Ganzen eine echt russische, zuweilen an Mussorgski erinnernde Intona tion aufweist. Mit einer langsamen Einleitung beginnt das Finale, wobei durch ein Zitat des heroischen Hauptthemas des ersten Satzes eine Verbindung mit diesem her gestellt wird. In vielfältigen Farben schillernde Fröhlichkeit bestimmt den Cha rakter des ungestümen, tänzerisch-turbulenten Finalsatzes, der insgesamt einer grenzenlosen, ausgelassenen Siegesfreude Ausdruck gibt und in mannigfachen, kontrastierenden Themen und Klangbildern, auch lyrischer Töne nicht entbeh rend, von der Schönheit des Daseins spricht. VORANKÜNDIGUNG : Donnerstag, den 29. März 1979, 20.00 Uhr (Anrecht B) Freitag, den 30. März 1979, 20.00 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 8. ZYKLUS-KONZERT und 8. KONZERT IM ANRECHT C FRANZ-SCHUBERT-ZYKLUS Dirigent: Jiri Belohlävek, CSSR Solistin: Dubravka Tomsic, SFR Jugoslawien, Klavier Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1978/79-Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 - 2,850 T. ItG 009-20-79 EVP-,25 M »Inillnamnioniio 7. ZYKLUS-KONZERT und 7. KONZERT IM ANRECHT C 1978/79