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wenn die Sonne nach dem vergolden der Fich- tenstämme feurig rot ihren sommerlichen Tageslauf beendet hat und die Farben der Landschaft langsam schwinden, ertönt aus der düsteren Zichtcnschonung ein silberhelles, zwitscherndes Lied. Lin zierliches Vögelchen mit rotem Brustlatz und hängenden Flügeln huscht unter tiefen Bücklingen von Zweig zu Zweig und betrachtet uns mit großen, glän zenden Äuglein aus nächster Nähe. Nochmals spinnt es sein der Äbendstimmung im Walde so harmonisch angepasztes Liedchen und huscht in das schützende Dickicht. Vas Rotkehlchen hören wir das ganze Zahl über, selbst im Winter, denn viele von ihnen bleiben neuerdings auch in der harten Jahreszeit bei uns. —Stand- und Zugvogel. Lockruf: scharf „zickerickick"; Ängst- rus: „tzieh". Nutzen —Schaden 24:2. Länge 14 cm; Spannweite: 22 cm. Ei gelblichweiß mit rötlichen Flecken; Größe 19x15 mm. Erst spät, wenn sich Bäume und Büsche mit frischem Grün geschmückt haben, erscheint die Gartengrasmücke von ihrer winterreise. Mit der Nachtigall hat sie zwei Merkmale gemein sam, nämlich ihr einfaches, wenig ansprechen des Federkleid und die Gipfelleistung ihrer Gesangeskunst, denn sie ist eine hochgeschätzte Solistin in der groszen Zrühlingssgmphonie. Äußerst wohlklingend und kraftvoll ist der Gesang von einer auffallenden Reichhaltig keit, außerdem lang und abwechslungsreich. Äber sie erfreut uns nicht nur durch ihre un ermüdlich vorgetragenen Lieder, sondern auch durch ihr munteres Wesen, ihre Zierlichkeit, und Zutraulichkeit. - Zugvogel: Äpril, Mai - September, Gktober. Lockruf: „täck täck"; Warnruf: „rhah". Nutzen-Schaden 25:2. Länge 1b cm; Spannweite 25 cm. Li: gelblich-, grünlich- oder bräunlichweih mit grauer und brauner wölkung; Größe 2Üx14 mm. Vie buntfarbigen Meisen wandern nicht ab. Der kecke Zaunkönig bleibt, und das hübsche Rotkehlchen gibt im Winter dem Vogelzwerge Gesellschaft. Bis um die Weihnachtszeit hat der rotbrüstige Vogel keineswegs unter Nahrungsmangel zu leiden, denn das Wetter ist milde, der Boden noch frei von Schnee und nicht durch Frost verschlossen. Vie letzten Holunderbeeren hängen noch an den Büschen, und die Ebereschen sind mit Früchten übersät. Sie geben dem Rotkehlchen ein vor zügliches Futter, und die Kerbtiere und Würmer liefern die Zukost. So wird die Mitte des winters erreicht, und an manchem Tag erklingt das perlende Lied des Sängers. Im Januarmonat stellt der Winter sich ein. Zwölf Stunden wirbelt der Schnee vom bleigrauen Himmel herab und deckt die Erde mit seinem weihen Laken, von nun an wird die Nahrung knapp für die Vögel, für die Winter gäste der Gärten. Sie verlieren ihre Scheu und kommen in die Nähe der bewohnten Lauben, denn dort wird der Boden schneefrei gehalten und Krumen und Lssensreste als mildtätige Gaben gestreut, hier pickt auch das Rotkehlchen in der Gesellschaft von Schwarzdrossel, Buchfink und Spatz und überwindet die harte Zeit. Im Februarmonat schwindet der Schnee, für die Kleinvögel kommen bessere Tage. Vie Schwarzdrossel singt im Gbstbaum, das Rotkehlchen trillert im Buschwerk, der Winter ist überstanden. Nicht alle Rotkehlchen bleiben im Lande. Vie meisten ziehen nach dem Süden und lernen in sonnigen Breiten nahrungsknappe Zeiten nicht kennen.