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wenn wir zur Frühlingszeit über Felder und wiesen einen großen Raubvogel mit breiten, stark sichelförmig gekrümmten Flügeln und einem tief gegabelten Schwanz üahinschweben sehen, können wir mit Sicherheit annehmen, einen Roten Milan vor uns zu haben. Der Vogel erregt besonders zur Paarungszeit als gewandter Flieger unsre Aufmerksamkeit, wenn die beiden Gatten über dem Wäldchen, in dem sich der Horst befindet, in weitem Bogen gegeneinander kreisen, spielend zusammen prallen und sich überschlagen, vom Landwirt ist der scheue, fast feige Vogel wegen seiner Geflügeldiebstähle in Dörfern und auf Höfen nicht gern gesehen. Zugvogel: Mär; - Septem ber, Oktober. Lockruf: „hiäh hi hi hiäh". Bal;- ruf: trillerndes pfeifen; außerdem „fiii ih ih". Nutzen-Schaden 15:18. Länge 65 cm; Spann weite 14V cm. Li: grünlichweiß mit grauen und rostbraunen Flecken; Gröhe 57x44 mm. Ausgedehnte Waldungen in der Nachbar schaft stehender oder langsam fließender Gewässer bilden den Lieblingsaufenthalt des Schwarzen Milans. Lr übt eine Art Sanitäts dienst im Wasser aus, denn er vernichtet die Erreger der Fischepidemien durch das ver schlingen der von ihm besonders geschätzten kranken und toten Zische. Da der Vogel zum Untertauchen nicht befähigt ist, vermag er Beutestücke nur von der Wasseroberfläche auf zunehmen, wodurch er der Fischerei nicht schäd lich werden kann. Seine Nahrungssuche ist im übrigen auf allerlei Nleingetier gerichtet; dem Hausgeflügel und der Singvogelwelt wird er nicht gefährlich. — Zugvogel: Mär; — September, Oktober. Ruf dem des Roten Milans ähnlich. Nutzen-Schaden 15:16. Länge 55 cm; Spannweite 14V-145 cm. Li: gräulich- weiß, braun gemarmelt und gefleckt; Gröhe 57 x 44 mm. Schatten des Waldes spiegelt sich in dem Weiher. Schwarz und abgrundtief erscheint der dunkle Spiegel am Südranüe. Immer feuriger wird das Abendrot. Der Himmel glüht im scheidenden Sonnenlicht. In der Farben pracht des Abendhimmels kreist in großer höhe ein stolzer Vogel. Vas Federkleid leuchtet, und ohne Schwingen schlag zieht er seine kreise, wie im Spiel beschreibt er seine gleichmäßige Sahn über Wald und Feld, Bruch und wiese, See und Weiher. Vie Nacht kriecht herauf, die Farben am Himmel verblassen, und der kreisende Vogel sinkt in Spiralen langsam zur Lrde. Vie Flügel bewegen sich nicht, der tiefgegabelte Stotz lenkt allein den Schwebeflug. Jetzt nähert er sich dem Erdboden. Mit wenig Flügelschlägen hemmt er die Abwärtsbewegung, gleitet über die Schilffläche dahin und fuht auf einem Pfahl am Rande des Weihers, ver brodelnde Nebel umspielt den Ruhenden. Bald verwischen die grauen Schleier den Umritz des Vogels. Vann wieder sinken die Nebel, und der Gabelweih blockt auf seinem Sitzplatz und blickt in die Runde. viele Jahre sind verflossen, seitdem ich den roten Milan, den Gabelweih, unter goldverbrämtem Abendhimmel in meiner Heimatlandschaft beobachtete. Lr verschwand aus der Gegend und hat Jahrzehnte hindurch das Gebiet gemieden. Im Vorjahre kam der seltene Vogel wieder, und er brütet in drei paaren in verschiedenen Gebieten der Landschaft. In diesem Jahre hat sich ein neues Pärchen hinzugesellt, und wir dürfen die Hoffnung hegen, datz der prächtige Flieger in der Zukunft Jahr für Jahr zur Balzzeit über unserer Heimatlandschaft seine kreise zieht.