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Lin Wanderer, dessen Weg zu nächtlicher Stunde durch ausgedehnte Kornfelder führt, vernimmt hier einen dem Landmann wohl vertrauten vogelruf. Allerorts aus dem schwankenden halmenwald erklingt es hell „pickwerwick", so daß man den kleinen Schwät zer eher für einen Singvogel als unsern klein sten Laufvogel, die Wachtel, halten möchte. Leider wird den reizenden Vögelchen bei ihrer Ankunft von ihrer herbstreise in Ägypten kein sehr freundlicher Empfang bereitet, denn sie werden hier zu hunderttausenüen dahinge schlachtet, ein Grund, weshalb die Wachtel in unsrer Heimat immer mehr abnimmt.-Strich- unü Zugvogel: Mai — August bis Vktober. Ruf: leise und heiser „wau wau"; kräftig „pick- werwick"; erregt „triireckreck" und „lülilie". V Nutzen Schaden 19:2. Länge 19 cm; Spann- »Hweite 34 cm. Li: gelblich mit schwarzbraunen Flecken; Gröhe ZÜ x25 mm. , Wachtel. Loturnix eoturiiix sie zum erstenmal den Litern ins Feld zur Futtersuche. Bald aber stehen sie allein im Leben, denn die Mutter brütet bereits wieder auf dem alten, kunstlosen Nest. Nis in den Herbst hinein bleiben die Turteltauben in dem lichten waldbestande des Zavertsgrundes. Wenn aber der Altweibersommer fliegt und die Schwalben zur Südfahrt rüsten, verlassen die schmucken Tauben die Sommerheimat und verbringen den Winter in sonnigen Breiten. Sonnenkinder sind's, Licht und Wärme ist ihr Leben! Die Wachtel schlägt ^ölutigrot versinkt die Sonne hinter den Waldungen im Westen. Lin kühler Lufthauch kommt von der See, streicht über das Feld und spielt mit den braunen Halmen, die sich unter der Last der gefüllten Ähren neigen. Feierlich still ist's auf dem Felde. Nichts von dem Lärmen der dunstverhüllten Stadt dringt in die Einsamkeit Im Grase zirpen die Grillen, im Teich quarren die Frösche, und aus dem Tümpel ertönt der geheimnisvolle Unkenruf. Vie Nacht steigt herauf, der erste Stern flammt am Himmel, dann kommt der Mond als blutigrote Scheibe am Osthimmel empor, und sein magisches Licht geistert über die ruhende Flur. Am Nande des Weizenfeldes erklingt ein vogelruf: „pickwerwick, pickwerwick", so erschallt's zehnmal und mehr, dann folgt eine Pause. Vie Wachtel schlägt. Line zweite gibt Antwort und eine dritte ruft in der Ferne. Vie Wachtel schlägt, schlägt rastlos bis Mitternacht. Und wer es hört, -er hemmt den Schritt und horcht auf den poesieoollen Ruf, der heute auf unseren Feldern so selten erklingt. — Unsere Großeltern erzählen, -aß die Wachtel noch vor 50 Jahren in unseren deutschen Landen ein häufiger Sommergast war. Vann wurde sie seltener von Jahr zu Jahr. Aus manchen Gegenden ist sie völlig ver schwunden. In anderen Gebieten hört man nur noch selten in lauer Sommernacht ihren klangvollen Ruf. Vas Schwinden -er Wachteln ist schwer zu ergründen; denn die Lebensbedingungen sind für den Vogel kaum andere geworden. Massenhaft werden die Wachteln zwar auf ihrem Frühjahrs- und Herbstzuge in den Ländern des Mittelmeeres gefangen und geschossen. An allen Rüsten und auf allen Inseln lauern die Fänger und Jäger, denn die Beute bringt Geld. Im Mai und Oktober verfolgt man die Wachteln auf italienischem Boden mit Netz und Flinte. In der Türkei ergeht es den kleinsten der Feldhühner nicht besser. Auch an Ägyptens Rüste betreibt man in großem Ausmaße den wachtelfang. Noch vor einigen Jahrzehnten wurden von dort hundert tausende lebend nach Europa ausgeführt. Vie Zahl der in Deutschland erlegten Wachteln ist klein. Während der Hühnerjagd werden sie gelegentlich geschossen. Sobald aber die Nächte kühler werden, verläßt der kälteempfindliche Vogel die Gegend. Er wandert dem Süden zu, aber viele erreichen nicht das Reiseziel, denn in den Mittelmeerländern lauert der Tod.