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Wasser durch eine blanke Eisdecke bannt, kommen die Retschneider aus den Dörfern und bergen die Halme. In dem weiten Gebiet wimmelts von Wasser- und Sumpfgeflügel mancherlei Art. Hier quarren die Enten zur Frühlingszeit, und die jagenden Erpel verfolgen die Weibchen, klatschend fallen die Vögel auf dem Wasser spiegel des langsam dahinschleichenden Flusses ein. Der Riebitz jauchzt über den wiesen, und der Wiesenweih gaukelt dahin im Hellen Unschuldskleide, als hätte kein Getier auf dem Erdboden ihn zu fürchten. Vie Störche stelzen durch den Graswuchs — es ist eine storchreiche Gegend. In dem großen Dorfe am Wiesenrande nisten noch 28 Paare. In der Retdickung führen die Rohrsänger ihr geheimnisvolles Leben. Vie Rohrdrossel turnt von Halm zu Halm, und ihr scharfes „Rarrakarra kiet" mischt sich mit dem Geplauder der übrigen verwandten, vielartig sind die Stimmen, schrill und knarrend, lustig und lärmend. „Tiri, tiri, tiri — karrakarrakiet — dorre, dorre, dorre, — tie, tie, tie — kerr, kerr, kerr — kiet, kiet, kiet — zeck, zeck, zeck — scherk, scherk, scherk — dorre, dorre, dorre — karrakarrakiet", so tönt's bunt durcheinander. heiß ist der Junitag, schwül der Abend, lau und windstill die Frühlingsnacht. Dicke Nebelschwaden steigen aus dem Flusse und breiten sich über das Gelände. Bal- ist das ganze Wiesengebiet ein milchiger See. Aus dem undurchsichtigen Grau ertönt ein vielartiger Singsang, schrill und kreischen-, -umpf und klagen-, hart un- gellen- ; es ist ein Stimmengemisch, -as nur -ie Rohrwil-nis bietet. Vie ganze Nacht lärmen -ie Sänger und Rufer im Rohre, wenn aber am Morgen der Gsthimmel sich rötet, verstummen die Stimmen, und -ie Tagvögel führen allein -as große Wort. Lin Vogel, -er seinen Namen nur in gewissem Sinne verdient, denn er bewohnt weit häufiger Getreidefelder als Sumpsgebiete. wenn wir Glück haben, können wir den unscheinbar ge färbten Sumpfrohrsänger im halmenmeer für kurze Zeit auftauchen und wieder verschwinden sehen. Mit erstaunlicher Gewandtheit und Schnelligkeit klettern und turnen die Vögel durch das Stengelgewirr. hier steht auch sein tiefnapfiges, kunstvoll aus Rohrblüten und Halmen geflochtenes, festes Nest, das niemals über dem Wasser erbaut wird. Sein Gesang steht dem unsrer besten Sänger kaum nach, ist äußerst, melodienreich und mannigfaltig, be steht vorwiegend aus süßen, weichen flötenden Tönen und wird auch nachts vorgetragen. - Zugvogel: April, Mai — September. Lockruf: „tschä"; Warnruf: „rrrr". Nutzen-Schaden 14:1. Länge 13 cm; Spannweite 19 cm. Gi: graugrünlich mit violettgrauen und olivgelblichen Flecken; Größe 18x14 mm. Aus der Rohrwildnis verwachsener Gewässer ertönt im Frühjahr vom frühen Morgen bis zur Abenddämmerung und selbst tief in die Nacht hinein ein merkwürdiger, lauter, aus weite Strecken vernehmbarer, dem (huaken eines Frosches nicht unähnlicher, quarrender und knarrender Gesang. Ls ist das Minnelied der Rohrdrossel, unsrer größten Rohrsänger art. Manchmal haben wir Gelegenheit, den Vogel in einer Lichtung des Rohrwaldes zu beobachten: in aufrechter Stellung sitzt er an einen Rohrstengel geklammert und trägt mit weit aufgerissenem Schnabel sein schallendes Lied vor. Vas aus Rohrblüten errichtete, säuberlich geflochtene Nest steht meist über dem Wasserspiegel. — Zugvogel: April — August. Lockruf: „täck täck"; Warnruf: „kwarr". Nutzen-Schaden 14:1. Länge 20 cm; Spann weite 30 cm. Li: grünlich mit violettgrauen und gelbbraunen Punkten; Größe 22 x 1b mm.