VII. ABSCHNITT: 1730 BIS 1760 Das Zeitalter Friedrics des Groszen 1. TEIL: ROKOKO Schon in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. war das junge Königreich Preußen der mächtigste unter den norddeutschen Staaten geworden. Seinem Nachfolger Friedrich IL, der in noch jungen Jahren schon der Große hieß, gelang es, es zum mächtigsten unter allen deutschen Staaten zu erheben. Die absolute Regierungsform, die erst mit der französischen Revolution ein Ende fand, vertrat er anders als der vielbewunderte französische König. Er identifizierte sich nicht mit dem Staat, sondern ordnete sich der Staatshoheit als ihr erster Diener unter, und Dienst am Staat und seinen Untertanen ist Ziel und Inhalt seiner langen Regierungs zeit gewesen. Der junge König, der nach einer strengen Kindheit und Jugend den Thron bestieg, setzte sehr bald durch schnelles Handeln, das voreilig schien, aber wohlüberlegt war, die europäischen Fürsten in Erstaunen, das später in Furcht überging. Er erneuerte die alten, zeitweilig zurückgestellten, aber nie erloschenen Ansprüche seines Hauses auf Teile Schlesiens und marschierte, als die noch um ihre Anerkennung auf den Thron bangende Kaiserin Maria Theresia diese zurückwies, mit seinen Truppen kurz entschlossen nach Schlesien. In drei Kriegen, die mit Unterbrechungen von 1740—1763 geführt wurden und von denen der letzte sieben Jahre dauerte, kämpfte er um Schlesien. Der Erfolg war der endgültige Gewinn des ganzen ehemaligen Herzogtums. Dieser erbitterte Kampf, der vorübergehend die mächtigsten europäischen Kontinentalreiche, Frankreich und Rußland, zu Friedrichs Gegnern zählte, fand in dem in Kleinstaaten zerspaltenen deutschen Reich lebhaften Widerhall. Man nahm für und gegen den König Partei. Goethe berichtet, daß seine Familie trotz französischer Einquartierung „gut fritzisch" gesinnt war. Spottverse entstanden, die in drastischen Bildern die Furcht, die