V.ABSCHNITT: 1650 BIS 1690 Pie Zeit Des Groszen Rurfrsten FRÜHBAROCK Der 30 jährige Krieg war noch nicht zu Ende, als in dem noch wenig bedeutenden Kurfürsten tum Brandenburg der Mann auf den Thron kam, der als erster den preußischen Machtgedanken genial vertrat, Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. Durch Vergrößerung seines Besitzes, straffe Zusammenfassung der durch Erbschaft, Tausch oder Eroberung gewonnenen, teilweise recht verstreut hegenden Landesteile und die Aufrechterhaltung eines stehenden Heeres legte er den festen Grund zum preußischen Einheitsstaat, den sein Urenkel, Friedrich der Große, zur Großmacht erheben sollte. Seit dem Großen Kurfürsten kann überhaupt erst mit vollem Recht die Rede von einem brandenburgisch-preußischen Staat sein. Denn er war der erste souveräne Herr des Herzogtums Preußen, das sein Großvater Johann Sigismund nur als Lehen der polnischen Krone erworben hatte und ließ sich als solcher von den ostpreußischen Ständen in Königsberg huldigen. Aber wenn sein Hauptziel auch der in sich gefestigte, machtvolle brandenburgisch-preußische Staat war, so war darüber hinaus auch der nationale Gedanke schon in ihm lebendig. In einer von ihm veranlaßten Flugschrift „An die teutsche Nation“ heißt es: „Gedenke ein jeder, was er für die Ehre des teutschen Namens zu tun habe, um sich gegen sein eigen Blut und sein vor allen Nationen dieser Welt berühmtes Vaterland nicht zu vergreifen! Gedenke, daß du ein Teutscher bist!“ Dies ist ein für die damalige Zeit, in der jeder Fürst nur seine eigenen dynastischen Interessen kannte und verfolgte, erstaunliches nationales Bekenntnis. Der Weitblick des Großen Kurfürsten zeigte sich auch auf wirtschaft lichem und handelspolitischem Gebiete. Er erkannte, daß der „gewisseste Reichtum und das Aufnehmen eines Landes aus dem Commercium (Handel) kommen“, ferner daß „Seefahrt