DIE ENTWICKLUNG DER Bild 225. Während der Kreuzzüge wurden in Palästina drei geistliche Ritterorden gegründet, von denen der sogen. Johanniterorden der älteste ist. Als das Heilige Land an die Mohammedaner verloren ging, siedelte er nach Zypern über und führte von hier und dann von Rhodos aus den Kampf gegen den Islam weiter. Die streitbarsten Vertreter des mohammedanischen Glaubens wur den im 14. Jahrhundert die Türken. Sie eroberten den Balkan, vernichteten 1453 das Byzantinische Reich vollends und bedrohten das Abendland. Bild 226. Während die Türken schon die ganze Balkanhalbinsel besaßen, hielten sich die Jo hanniter immer noch in Rhodos, das sie erst 1522 nach heldenhafter Verteidigung räumten. Kaiser Karl V. verlieh ihnen Malta, von wo aus sie gewissermaßen als Polizei des Mittelmeers die europäische Schiffahrt vor der Seeräuberei der nordafrikanischen ,,Barbareskenstaaten‘‘ Tunis, Algier und Marokko schützten. - Unsere mit religiösen mohammedanischen Emblemen be säte Fahne wurde von den Johannitern erobert. ORIENTALISCHEN FRAGE Bild 227. Die Türken waren auf dem Festland bis Wien vorgedrungen und beherrschten das östliche Mittelmeer. Ganz Nordafrika erkannte ihre Oberhoheit an. Ein türkischer Angriff auf Malta veranlaßte den Zusammenschluß der ge fährdeten Mittelmeermächte. Unter dem Kom mando des Don Juan d’Austria, dessen Haupt galeere unsere Flagge führte, vernichtete die vereinigte Flotte des Papstes, Spaniens und Ve nedigs bei Lepanto die türkische Flotte. Die be treffenden Wappen erscheinen auf der Flagge. Bild 228. Der Handel Europas mit Asien war vor der Entdeckung des Seewegs um Afrika völlig in venezianischer Hand. Venedig besaß alle wesentlichen Punkte im östlichen Mittelmeer, besonders Zypern und Kreta, die es aber vor den wiederholten Angriffen der Türken nach und nach aufgeben mußte. Dagegen konnte es die Ionischen Inseln an der griechischen West küste und seinen durch die Berge geschützten dalmatinischen Festlandbesitz sogar gegen die unmittelbare türkische Nachbarschaft halten. Bild 229. Das Land der „Schwarzen Berge", ur sprünglich ein Stück Serbiens, geriet mit diesem unter türkische Herrschaft. Seine Fürsten lehn ten sich, gestützt auf Venedig, gegen das tür kische Joch auf. Im 17. Jahrhundert wurden die Bischöfe zum politischen Mittelpunkt und führten den Kampf um die Freiheit fort. Nach Venedigs Fall stützten sie sich auf das stammver wandte, slawische Rußland. Als weltliche Fürsten (seit 1852) erzwangen sie sich die Unabhängigkeit. Fürst Nikolaus nahm 1910 den Königstitel an. Bild 230. In den beiden Donaufürstentümern Walachei und Moldau herrschten bis kurz nach 1700 eigene Fürsten, die meist die türkische Ober hoheit anerkennen mußten. Während des 18. Jahrhunderts versteigerten die Türken die Für stenwürde. Seit dem Aufstand von 1821 regierten wieder einheimische Fürsten. Mehrfache russi sche Besetzungen brachten den Ländern man chen Fortschritt. Nach Rußlands Mißerfolg im Krimkrieg wählten sie 1859 einen gemeinsamen Fürrsten und wurden als Rumänien selbständig. Bild 231. Serbien, im 14. Jahrhundert unter Zar Stephan Duschan das größte Reich auf dem Bal kan, geriet infolge der Niederlage auf dem Am selfeld 1389 unter türkische Herrschaft. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts erkämpfte sich Serbien, gestützt auf die Hilfe des stammver wandten Rußland, die Selbständigkeit. Das neue Fürstentum führt daher die zu allslawischen ge wordenen russischen Farben. Die Unabhängig keit wurde 1877 erkämpft. Seit 1918 ist Serbien der Mittelpunkt des Südslawischen Königreichs. Bild 232. Kreta gehörte von 1204 bis 1669 der Republik Venedig, die es an die Türken verlor. Die griechische Bevölkerung beteiligte sich 1824 an den Freiheitskämpfen Griechenlands, ohne wie dies die Freiheit zu erlangen. Kreta wurde (bis 1841) an das türkische Vizekönigreich Ägypten angegliedert. In mehrfach wiederholten Auf ständen wurde es vom griechischen Festland unterstützt. Erst 1898 griffen die Großmächte ein und ließen Kreta durch einen Kommissar verwalten. Es wurde 1908 endlich griechisch.