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DIE LOSLÖSUNG SÜDAMERIKAS VOM MUTTERLAND Bild 185. Als Napoleon in Spanien seinen Bruder Joseph als König einsetzte, fand er bei den Ständen energischen Widerstand. Die Flotte und die Kolonien in Amerika verweigerten dem neu en König den Gehorsam. Nach der Rückkehr König Ferdinands verlangten die Kolonien po litische Gleichstellung mit dem Mutterland. Da ihnen diese versagt wurde, lösten sie sich von Spanien gänzlich. Die Provinzen Corrientes, Santa F und Entre Rios bilden den Grundstock des 1816 gegründeten Argentinischen Bundes. Bild 186. General San Martin, der zuerst im spanischen Heer gekämpft hatte, zog nach der Befreiung Argentiniens 1817 über die Anden und vertrieb die Spanier aus Chile. Dieses konsti tuierte sich als Einheitsstaat, der weniger unter inneren Kämpfen zu leiden hatte als seine Nach barn. - In Mendoza, einer argentinischen Stadt nahe an der chilenischen Grenze, wurde für San Martins Heer diese seidene Fahnegesticktund am 5. Januar 1817 geweiht. Sie zeigt die weiß blauen Farben und dasWappen von Argentinien. Bild 137. In losem Zusammenhang mit der Re gierung von Argentinien stand die Provinz ,.Ban da Oriental“, d. h. Ostseite (des Uruguay-Stroms). In der Konstituante von Buenos Aires wurden die Abgeordneten dieser Provinz aber nicht an erkannt. Es kam zum Krieg, in dem durch Ge neral Artigas die argentinische Flagge mit einem roten Schrägstreifen als Flagge der Banda Orien tal eingeführt wurde. Die Provinz wurde 1821 an Brasilien angeschlossen und ist seit 1828 als „Republik östlich des Uruguay“ selbständig. Bild 188. Der Nordwesten Südamerikas war un ter der spanischen Herrschaft als Generalkapinat Neugranada, seit 1739 als Vizekönigreich zu sammengefaßt. Die Revolution von 1810 rich tete sich zunächst gegen das bonapartische Kö nigtum inj Spanien, verkündete aber 1813 die Unabhängigkeit. Die Flagge der Republik Groß kolumbien enthielt die Farben des spanischen Mutterlandes, getrennt durch einen blauen, das Meer bedeutenden Streifen. Bei ihrem Zerfall 1830 stellte „Neugranada“ die Farben senkrecht. Bild 189. Großkolumbien zerfiel 1830 in die Re publiken Neugranada, Venezuela und Ekuador. Alle drei Staaten führten weiter die drei Farben, unter denen sie General Bolivar befreit hatte, in verschiedener Anordnung. Die ekuatoriani- sche Märzrevolution von 1845 brach mit der kolumbianischen Tradition und änderte Wappen und Flagge. Im Wappen sehen wir den Chimbo razo, darüber den Tierkreis mit den Monats zeichen der Revolutionsmonate. Die alte Flagge wurde 1860 wieder hergestellt, das Wappen blieb. Bild 190. Nach der Befreiung von Chile wandte sich San Martin nach Peru, in dessen Haupt stadt Lima er im Juli 1821 die Unabhängigkeit verkündete, nachdem er bereits im Oktober 1820 Flagge und Wappen für den neuen Staat ver ordnet hatte. Trotz mehrfachen Flaggonwech- sels blieben die Nationalfarben Rot und Weiß, auch unter Bolivar, der 1824 Diktator wurde und Peru mit Kolumbien zu vereinigen suchte. Unter dem Namen „Republik Bolivar“ trennte sich das heutige Bolivien 1825 von Peru ab. Flagge von Nordperu 1826 Bild 191. Der Präsident von Bolivien, der Groß marschall Santa Cruz, erklärte 1836 dem Dik tator von Peru den Krieg, ließ ihn nach der Ge fangennahme erschießen, teilte darauf Peru in eine nördliche und eine südliche Hälfte und grün dete aus den Staaten Bolivia, Nord- und Südperu die Peruanisch - Bolivianische Konföderation. Darüber kam es mit Chile zum Krieg. Die Kon föderation zerbrach. Nord- und Südperu bilden seitdem wiedereinen Staat. Jeder der drei Staaten hatte seine eigene Flagge neben der Bundesflagge. Bild 192. Der König von Portugal floh 1808 vor Napoleon nach seiner Kolonie Brasilien, der er 1816 den Titel eines Königsreichs und die Gleich berechtigung mit dem Stammland Portugal ver lieh. Als er 1821 dorthin zurückkehrte, fürchtete man in Brasilien die Wiederherstellung des alten Abhängigkeitsverhältnisses und rief den Kron prinzen und Regenten Peter zum Kaiser aus. Das Wappen enthält das portugiesische Kolo nialzeichen, den Himmelsglobus, und das Kreuz des Christusordens (vergl. Bild 79 und 80). 52