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VORWORT Mit dieser Serie von Fahnenbildern wollen wir unseren Freunden ein neues Gebiet erschließen: Die Weltgeschichte dargestellt in der Abwandlung eines Symbols! Denn ein Symbol ist jede Fahne und Flagge: ob ein Centurio die Legions- standarte vor sieh herführen ließ in die Schlacht, ob ein gepanzerter Ritter die Farben seiner Dame zum Turnier trug oder ob am Ende der Seeschlacht die stolze Flagge am Heck als letzter Rest des mächtigen Schiffes in die Fluten versank: immer war es das Symbol der Einigkeit, der Kraft, des gemeinsamen Willens, um das sich Männer in Kampf und Not und auch in festlicher Freude scharten! Voller Wandlungen, wie die Geschichte der Menschheit selbst, ist die Ge schichte der Fahnen. In ihnen spiegelt sieh zutiefst der ewige Kampf zwi schen Alt und Jung, zwischen althergebrachter Überlieferung und dem über- schäumenden Drang zur neuen Daseinsform. In ihnen spiegelt sieh auch das ewige Naturgesetz, daß alles Entwicklung ist und nichts ein Ende; denn mag auch im wilden Ungestüm irgendeiner Umwälzung ein scheinbar ganz neues Symbol entstanden sein - immer wird es noch in einem Eckchen in einem kleinen Rest von Farbe oder Form die Erinnerung an das Gewesene bewahren. Wir haben in dem beschränkten Rahmen dieser Sammlung nicht alles bringen können, was geschichtlich interessant ist; doch haben wir uns be müht, aus der Fülle des Stoffes die Fahnen auszuwählen, die für sich allein durch die Art der Darstellung interessieren und auch dem Auge ein Genuß sind. Manches, was in einer rein historischen Betrachtung nicht fehlen dürfte, mußte ausgelassen werden, weil es nur durch Deschreibungen be kannt ist und einwandfreie Vorlagen fehlen. Das gesamte Material ist zeitlich geordnet und in 30 Abschnitte eingeteilt, von denen jeder mit einem begleitenden Text versehen ist, der in großen Zügen die geschichtliche Entwicklung des Zeitabschnitts behandelt. Den einzelnen Bildern sind erklärende Texte beigegeben, die auch, wo es wünschenswert erscheint, die bildliche Darstellung erläutern. Gerade ihr gebührt in den Fahnen früherer Jahrhunderte besondere Reachtung; denn in diesen noch gar nicht einmal so fernen Zeiten wurden die bunten Tücher mit der größten Sorgfalt gewirkt und gestickt und eine Ehre darein gesetzt, das kostbarste Material zu verwenden; mehr vielleicht als heute wurde 2 10000.000 darauf gesehen, daß die üppigen Farben auch zusammenklangen und liebe« voll wurden die Einzelheiten der Darstellung ausgearbeitet. Ein Wort noch dem Unterschied zwischen Fahne und Flagge, der sieh im allgemeinen Sprachgebrauch im Laufe der Zeit ziemlich verwischt hat. Eine Fahne gehört an einen Stock und dient einem engbegrenzten Per sonenkreis - Truppenteil, Körperschaft, Verein - unter Umständen auch einer einzelnen Person - als Symbol. Eine Flagge steht nicht in not wendigem Zusammenhang mit einem Stock, ist nie an eine bestimmte Person gebunden - höchstens an einen Rang (Admiralsflagge!) - und be deutet meistens das Hoheitszeichen eines Staates. Demzufolge sind Fah nen nur in wenigen, meist nur in einem Exemplar hergestellt worden, Flaggen hingegen immer in mehreren, oft sehr vielen Exemplaren. Wir haben auch diesmal unserem Album eine Anzahl Karten beigegeben, die allerdings nicht dazu dienen sollen, den Schauplatz historischer Er eignisse aufzusuchen. Wir haben uns vielmehr bemüht, unseren Freunden durch die Wiedergabe von Karten früherer Jahrhunderte einen Begriff von dem Wandel der geographischen Darstellungsweise zu vermitteln. Von der römischen Streckenkarte, die das Meer gar nicht und auf dem Lande nur die Landstraßen, die Städte und die Radeorte berücksichtigt, über die ve nezianischen Seekarten, die wiederum nur das Meer und die den Seefahrer interessierenden Kurse bringen, bis zur Karte des napoleonischen Frank reich, die sieh nicht mehr von einer modernen Landkarte unterscheidet, führt ein weiter Weg. Wir haben uns in der Wiedergabe streng an die seltenen, z. T. recht umfangreichen Originale gehalten, worunter natürlich Deutlichkeit und Lesbarkeit, wie man sie sonst von einer Karte verlangt, leiden mußten. Daß es uns möglich war, diese bisher einzigartige Samm lung historischer Fahnen und Flaggen zusammenzubringen und im bun ten Rilde festzuhalten, verdanken wir in erster Linie dem bereitwilligen Entgegenkommen der zahlreichen Museen, Ribliotheken und Archive, die uns ihr Material zur Verfügung stellten. Allen diesen und auch den Ge lehrten, die uns unterstützten, sprechen wir hier unseren Dank aus. Unseren Sammlerfreunden aber hoffen wir mit dieser Zusammenstellung nicht nur Freude an bunten Bildehen, sondern auch Stoff zu nachdenklicher Retrachtung zu bringen. Hochschule für Verkehrswesen -ehrstul.’ 5 •1 ' -h-’ts- unc j Verkehrsgeschichte E '