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DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG Bild 113. Der Protestantismus hatte in Böhmen •o fest Fuß gefaßt, daß die böhmischen Stände sich gegen den jesuitisch erzogenen König Fer dinand II. erhoben und danach den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum König wählten. In der Schlacht am Weißen Berge bei Prag (1620) siegten die Katholiken und der „Winterkönig“ mußte aus dem Lande fliehen. - Als Schwieger sohn des englischen Königs führte er das blaue Band des Hosenbandordens um sein aus den Schil den Pfalz, Bayern, Erzamt bestehendes Wappen. Bild 114. Die Böhmen fanden in ihrem Kampf gegen Wien Unterstützung beim Fürsten Ga briel von Siebenbürgen, der Ungarn besetzte und sich 1620 dort zum Gegenkönig wählen ließ. Er verzichtete aber bald auf den Königstitel und behielt nur Teile Ungarns. Als Schwager Gu stav Adolfs von Schweden half er auch weiter hin den Protestanten in ihrem Kampf gegen den Kaiser. Dennoch ist Siebenbürgen das Land, in dem immer Religionsfreiheit herrschte. - Die Fahne zeigt Wappen und Titel des Fürsten. Bild 115.Die protestantische Sache stand schlecht; fast ganz Deutschland war in der Hand der ka tholischen Liga unter Tilly und der Kaiserlichen unter Wallenstein. Da landete im Jahr 1630 der König von Schweden, Gustav Adolf, und war binnen kurzem Herr der Lage. Erst nach zwei Jahren gebot ihm Wallenstein bei Nürnberg Halt. Nach dem Tode des Königs verwilderten die Truppen und durchzogen plündernd Deutsch land. Bei Nördlingen wurden sie 1634 geschlagen und verloren die abgebildete Fahne an die Bayern. Bild 116. Die Fürsten der deutschen Kleinstaa ten traten als Truppenführer in die Heere der beiden Parteien ein, wobei auch Protestanten bei den Katholiken zu finden waren und umgekehrt. Dor junge Fürst Ernst von Anhalt focht, da er am Wiener Hof erzogen war, auch als Prote stant für die Kaiserlichen, wenn auch nicht in Deutschland, bis ihn sein Gewissen zum Par teiwechsel und in das Lager Gustav Adolfs von Schweden trieb. Er folgte seinem neuen Herrn 1632 in der Schlacht bei Lützen in den Tod« Bild 117. Der lutherische Kurfürst von Sachsen «fand anfangs auf kaiserlicher Seite, suchte sich aber neutral zu halten, nachdem es zu Zerwürf nissen gekommen war. Gegen Tillys Einmarsch rief er Gustav Adolf zu Hilfe, der bei Leipzig und Breitenfeld seinen ersten großen Sieg erfocht. Unser Bild zeigt eine sächsische Dragonerfahne aus dieser Zeit. Jedes Fähnlein (Kompanie) die ses Dragonerregiments Taube führte eine Darstel lungauseiner Fabel auf seiner Fahne, hier sehen sir Reineke Fuchs den Hühnern predigend. Bild 118. Die Kavallerie hatte als Fahnen sogen. Kornetts, quadratische, mit Fransen eingefaßte Fahnen, meist aus Seide. Jede Kompanie hatte damals noch ihr eigenes Feldzeichen, das in den Regimentsfarben gehalten war und sich von den andern durch verschiedene symbolische Darstellungen unterschied. Unsere Fahne zeigt einen Löwen in ein Netz verstrickt, mit dem Spruch: „Untreue trifft ihren eigenen Herrn.“ Das Kornett der vom Obersten selbst geführten Kompanie(Leibkompanie) war weiß (Leibkornett). Bild 119. Wie bei der Kavallerie war auch bei der Infanterie jede Kompanie (Fähnlein) mit einer eigenen Fahne ausgerüstet. Auch hier hatte die Leibkompanie weiße Fahnen, während die übrigen „Fähndel“ in den Regimentsfarben gemustert waren. Außerdem trugen sie meist noch irgendeine symbolische Darstellung. Unsere Fahne zeigt zum Beispiel einen römischen Solda ten, wie er den Anker der Hoffnung zwischen Felsen ins Meer versenkt. Der dazu gehörige Wahlspruch lautet: Absque metu (Ohne Furcht). Bild 120. Der letzte Abschnitt des Krieges wurde durch das Eingreifen der Franzosen bestimmt, die 1635 auf dem Kriegsschauplatz erschienen. Obwohl keineswegs Protestanten, machten sie aus überlieferter Feindschaft gegen Österreich mit Schweden gemeinsame Sache. Frankreich und Schweden waren beim Frieden 1648 die Ge winner. Dieses bekam halb Pommern, das Land zwischen Elbe- und Wesermündung (Bistümer Bremen und Verden) und Wismar. Alle deut schen Strommündungen waren in fremder Hand«