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DIE BEFREIUNG DER NIEDERLANDE Bild 105. Aus der Fahne läßt sich die Vereini gung der Niederlande mit Spanien ablesen. Das l.und 4. bezw. das 2. und 3. Hauptfeld sind unter einander gleich. Die spanischen Felder enthalten das Kastell von Kastilien, den Löwen von Leon, die Streifen von Aragonien mit den Adlern von Sizilien. Die niederländischen Felder, das Wap pen Karls V. als Herzog von Burgund, begin nen mit dem regierenden Haus Österreich und »eigen weiter die burgundischen Felder wie Bild 62 und dazu noch den roten Adler von ‘Tirol Bild 106. Als Karl V. 1556 abdankte, folgte ihm in Deutschland als Kaiser und inÖsterreich als Erz herzog sein Bruder Ferdinand, in Spanien und den Niederlanden sein Sohn König Philipp II. Um die Ordnung in den unruhigen Niederlanden zu sichern, schickte dieser 1567 den Herzog Alba als Statthalter nach Brüssel, der durch Verfol gung der Protestanten und willkürliche Steuern das Volk zum Aufstand trieb. Die Inschrift der Fahne lautet: „Im Zeichen des Kreuzes befreie uns von unseren Widersachern, unser Gott!“ Bild 107. Der über mehrere niederländische Pro vinzen zum Statthalter bestellte Prinz Wilhelm von Oranien machte die Sache der Aufständischen zu seiner eigenen. Seit Albas Ankunft flüchtig, betrieb er die Befreiung der Niederlande von Deutschland aus. In seiner Familie wurde die Statthalterwürde erblich, und die Farben sei nes Hauses Orange (oder Rot)-Weiß-Blau sind noch heute die Nationalfarben der Niederlande. Auch das regierende Königshaus der Nieder lande ist aus dem Geschlecht Oranien-Nassau. Bild 108. Der Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich III., Johann Kasimir, ein überzeugter Anhänger der reformierten Lehre und von keiner Regierungslast beschwert, eilte stets dorthin, wo Protestanten in Not waren. So unterstützte er u. a. 1567 die Hugenotten und 1578, wenn auch erfolglos, die Niederländer. Als er 1583 für seinen Neffen Kurfürst Friedrich IV. Regent der Pfalz wurde, führte er dort die reformierte Lehre wie der ein.-Die Buchstaben auf seiner Fahne bedeu ten: De Coelo Victoria (vom Himmel der Sieg)« Bild 109. Der Protestantismus hatte sich nur In den nördlichenProvinzen(den heutigen Niederlan den) durchgesetzt, während der Süden (Belgien) dem katholischen Glauben treu geblieben war. Der geschickte Statthalter Alexander von Parma verstand es, den katholischen Süden aus der Unabhängigkeitsbewegung abzuspalten und bei Spanien zu halten. - Die Flagge zeigt die dama ligen spanischen Farben mit dem aus 2 Ästen gebildeten Andreaskreuz, dem Zeichen von Bur gund, das auch Spanien in den Fahnen führte. Bild 110. Als 300 niederländische Edelleute 1566 in Brüssel eine Bittschrift überreichen wollten, wurden sie als „gueux“ (Bettler) beschimpft. Die Aufständischen sammelten sich unter dem davon abgeleiteten Namen „Geusen“. Die sogen. Wassergeusen, die den Kampf gegen Spanien von der Seo aus führten, setzten am Bug ihrer Schiffe eine kleine Flagge in den oranischen Farben, die sie kleiner Geuse (,,Geusje") nannten. Dar aus wurde das Wort Gösch. Die Genoralstaaten setzten ihr Wappen in die Mitte dieser Gösch. Bild 111. Jede niederländische Provinz hatte ihre eigene Ständeversammlung, genannt „Staa ten“. Ihre gemeinsame Vertretung hieß die Generalstaaten. Diese kündigten 1581 Spanien endgültig den Gehorsam und errichteten die Re publik der Vereinigten Niederlande. Die Staaten- flagge zeigte anfangs den roten Löwen von Holland in gelbem Feld mit Schwert und soviel Pfeilen als Provinzen (Symbol der Eintracht), dann, um die Vormachtstellung dieser Pro vinz zu verschleiern, die umgekehrten Farben. Bild 112. Die Niederlande machten den Portu giesen und Spaniern in den Kolonien scharfe Konkurrenz und verdrängten sie fast vollstän dig aus dem indischen Handel. Eine klare Schei dung zwischen Kriegs- und Handelsmarine gab es damals nicht. Auch Handelsschiffe waren be waffnet und kriegstauglich. Alle Schiffahrtsange legenheiten wurden von der Admiralität verwal tet, die in den 5 Küstenprovinzen je ein Kol legium hatte. In unserer Flagge liegt das Wap pen von Seeland auf den Admiralitätsankerne