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Bild 65. Die Könige von Neapel aus dem Hause Anjou starben 1435 aus. Gegen einen Nachfolger aus dem aragonesischen Königshaus trat König Karl VIII. von Frankreich als Thronanwärter auf. Er ließ sich in Neapel 1495 krönen, verlor das Land aber an die Spanier. Trotz diesem Miß erfolg setzte sein Nachfolger Ludwig XII. die Eroberungspolitik in Italien fort. - Auf seiner Standarte erscheint sein Abzeichen, das Stachel schwein, neben den Emblemen seiner Vorgänger, St.Michael(Ludwig XI.) und der Sonne(KarlVIL). Bild 69. Die Schweizer verdingten sich als Lands knechte an fremde Mächte und wechselten häufig die Partei. Auf den oberitalienischen Schlacht feldern gaben sie schon lange den Ausschlag. Für sein nationalitalienisches Befreiungswerk mußte sich der Papst dieser rühm- und beute durstigen Bundesgenossen bedienen. Als durch sie die Pläne des Papstes ihrer Verwirklichung näher kamen, schenkte er jedem Kanton ein pracht volles Banner aus Damast. Das Urner „Julius- banner“ zeigt in der Obereoke die Kreuzabnahme. OBERITALIENISCHE KRIEGE Bild 66. In Mailand waren 1450 die Sforza den Visconti als Herzöge gefolgt (Bild 39). Als Enkel einer Visconti erhob Ludwig XII. von Frank reich Ansprüche auf das Land und besetzte es 1499. Aber den französischen Eroberungsgelü sten trat eine aus dem Kaiser, England, dem Papst und den Schweizern bestehende Liga ent gegen. Die Franzosen mußten 1514 Oberitalien räumen. Die Standarte zeigt eines der in dieser Zeit besonders beliebten persönlichen Abzeichen (Bild38).Der Spruch bedeutet:,, Mit gutemRecht’’. Bild 67. Die Schweizer fanden 1512 nach Er stürmung Pavias die abgebildete Standarte. Sie zeigt unten die französische Besatzung, darüber die Heiligen Sirus und Augustinus, zwischen ihnen die älteste Abbildung des sogenannten ,.Re- gisole’’, eines Reiterstandbilds des römischen Kaisers Mark Aurel oder Antoninus Pius, da neben die Wappen von Frankreich (Lilien), der Anna von Bretagne, Gemahlin Ludwigs XII. und den Kreuzschild von Pavia. Die Inschrift bedeutet: Ludwig König von Frankreich Graf von Pavia. Bild 70. Die vom Papst geschenkten „Julius- banner’" bekamen eine für jedes verschiedene Oberecke, in welche eine Szene aus dem Leben Christi oder Mariä reich gestickt war. Bei Zürich war hier die Krönung Mariä dargestellt. Noch ein mal brachten die Schweizer die Entscheidung bei Novara 1513. Seitdem gehören die italienisch sprechenden Gebiete der Eidgenossenschaft zur Schweiz, einstweilen noch als Untertanenland, erst seit 1793 gleichberechtigt. Als Kanton Tessin wurden sie erst im Jahre 1803 eingerichtet« Bild 71. Nach dem Tode König LudwigsXII. von Frankreich folgte ihm sein entfernterVetter Franz, Graf von Angoulöme, der sofort die Feldzüge gegen Mailand wieder aufnahm und sogar die Schweizer bei Marignano vernichtend schlug. Seitdem verzichteten diese auf weitere Mit wirkung in Italien und dienten fortan der fran zösischen Sache. Als 1519 die deutsche Kaiser krone frei wurde, bewarb sich Franz I. um sie, unterlag aber gegen König Karl I. von Spa nien, den Enkel des letzten Kaisers Maximilian. Bild 68. Das Papsttum war in den italienischen Kriegen zu einem fast bedeutungslosen Faktor geworden. Alexander VI. gab den größten Teil des Kirchenstaats seinem Sohn Cäsar Borgia. Papst Julius II. mußte erst in Rom Ordnung schaffen und das Land der Kirche wieder erobern. Dann machte er sich zum Vorkämpfer des national italienischen Gedankens und suchte die Franzo sen aus dem Lande zu jagen. Nach dem Fall von Pavia schickte er den Schweizern zur Belohnung zwei Banner, davon eins mit seinem Wappen. Bild 72. Prinz Karl folgte seinem Vater als Her zog von Burgund, seiner Mutter als König von Spanien, seinem Großvater als Erzherzog von Österreich und vereinigte dadurch halb Europa in einer Hand. Er wurde 1519 zum deutschen König, 1520 zum Kaiser gewählt im Wettbe werb mit König Franz I. von Frankreich, der gegen ihn um Mailand und Burgund kämpfte und dabei 1525 in der Schlacht von Pavia selbst gefangen genommen wurde. Karl wurde 1530 zu Bologna als letzter Kaiser vom Papst gekrönt. 23