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DER HUNDERTJÄHRIGE KRIEG 1450 Bild 57. Das in England regierende Haus Anjou- Plantagenet besaß die Hälfte Frankreichs als französisches Lehen. Die Plantagenet suchten sich aus der Lehnsabhängigkeit zu lösen, während die französischen Könige sie ganz aus dem Lande haben wollten. Nach dem Aussterben der regie renden Linie des französischen Königshauses er hob König Eduard III. von England Thron ansprüche und eröffnete deswegen 1339 den Krieg. Titel und Wappen von Frankreich (Lilien) führte der König von England sogar noch bis 1801« Bild 58. Das englische Königshaus hatte sich in mehrere Linien geteilt. Heinrich aus der Linie Lancaster raubte seinem Vetter Richard II. den Thron, auf den bald auch die Linie York Anspruch erhob. Die Thron wirren (1455-85) heißen nach den Abzeichen der beiden Häuser der Kampf der roten und weißen Rose. Die rote Rose und die weiß-blauen Farben der Lancaster zeigt unsere Standarte neben dem englischen Georgs- kreuz und dem Schwan, dem Abzeichen von Hein richs Gemahlin aus dem gräflichen Haus Bohun. Bild 59. Wirtschaftsfragen spielten auch im Mit telalter eine wichtige Rolle. Die flämischen Tuch fabrikanten waren die besten Abnehmer der eng lischen Wolle. Flandern war französisches Lehen. England hatte also alles Interesse daran, es dem französischen Einfluß zu entziehen. Auch aus strategischen Gründen verlangte England die Selb ständigkeit des gegenüberliegenden Küstenlan des. England besonders hat die Schaffung Belgiens 1830 gefördert. So war vor allem Flandern stets Schauplatz der englisch - französischen Kriege. Bild 61. Die Engländer waren 1428 bis vor Or- lans an der Loire vorgedrungen. Die Stadt war nahe an der Übergabe. Da trat Johanna Darc, ein Mädchen aus Domremy in Lothringen, in religiöser und nationaler Begeisterung auf und überzeugte den König von ihrer Mission. Orleans wurde entsetzt. Danach heißt sie Jungfrau von Orleans. In die Gewalt der Engländer geraten, wurde sie 1431 zu Rouen von einem geistlichen Gerichtshof verurteilt und als Ketzerin verbrannt. Sie wurde 1920 vom Papste heilig gesprochen. Bild 62. Ein französischer Prinz gründete 1363 das Herzogtum Burgund, das nach dem Erwerb von Flandern (1385) zum kulturellen Mittel punkt Europas wurde. Familienstreitigkeiten mit dem König von Frankreich trieben die Her zöge auf die Seite der Engländer; diese verloren nach dem Ende der burgundischen Unterstützung wieder an Boden. - Das Banner enthält die Lilien der damaligen und die Schrägstreifen der alten Herzöge von Burgund, die Löwen von Brabant (gold), Limburg (rot) und Flandern (schwarz). Bild 63. Herzog Karl der Kühne hatte den Plan, durch Einverleibung von Lothringen ein groß burgundisches Königreich zu schaffen, eine Idee, die in politischen Kombinationen bis heute immer wieder auftaucht. Er geriet dadurch mit Frankreich, Lothringen und den Schweizern in Konflikt, die ihm die drei schweren Niederlagen bei Grandson, Murten und Nancy beibrachten; in der letzten Schlacht fiel er selbst. Durch die Heirat seiner Tochter kam Burgund an Öster reich, das manches Land in dieser Weise erwarb. Bild 60. Der Krieg zwischen England und Frankreich wurde mit wechselndem Glück und längeren Pausen über hundert Jahre geführt. Heinrich V. von England und sein unmündiger Sohn Heinrich VI. waren in großen Teilen Frankreichs als Könige anerkannt. Der recht mäßige König Karl VII. (1422-61) konnte sich nur südlich der Loire und in der Bretagne hal ten, bis durch das Auftreten der Jungfrau von Orleans das Nationalgefühl geweckt wurde. England verlor alle Eroberungen außer Calais« Bild 64. Ludwig XI. war der erste französische König, der von England unangefochten seinen Thron innehatto. Um so schwerer hatte er gegen den aufsässigen hohen Adel zu kämpfen, der sich ihm in der „Liga des öffentlichen Wohls“ vergebens entgegenstellte. Nach dem Fall Karls des Kühnen sicherte er sich beträchtliche Teile des burgundischen Staates. Er rundete auch sonst Frankreichs Grenzen ab. — In seiner Standarte steht der Erzengel Michael, nach dem er auch den ersten französischen Orden nannte.