ITALIEN IM SPÄTEN MITTELALTER Bild 33. Die Kämpfe zwischen Kaiserlichen und Päpstlichen hatten ganz Italien in zwei sich heftig befehdende Parteien zerrissen. Die Ghi- bellinen (nach dem staufischen Schloß Waib lingen) und die Guelfen (d. h. Welfen) unter schieden sich selbst in den alltäglichsten Be schäftigungen durch die Art ihrer Ausführung. — Das Banner und Wappen der Guelfen zu Flo renz soll das Wappen des Papstes Klemens IV. (1264-1268) aus dem Hause Foulques zeigen; die Lilie stammt aus demWappen von Florenz. Bild 34. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ge rieten die Päpste unter immer stärkeren fran zösischen Einfluß. Von 1309 bis 1378 residierte der Papst nicht in Rom, sondern in Avignon an der Rhone. Von 1378 bis 1415 gab es in Avignon und in Rom je einen Papst. Erst die Kirchen versammlung von Konstanz machte der Spal tung (Schisma) durch Absetzung von drei Päpsten ein Ende. - In der Fahne der Kirche sind neben dem christlichen Kreuz vier oder acht Schlüs sel als das Attribut des Petrus untergebracht. Bild 35. Die Stadtrepublik Bologna war guel- fisch gesinnt und führte daher das rote Kreuz in weißem Feld, dazu die Lilien und den Turnier kragen des Hauses Anjou, das guelfische Partei zeichen. In der Fahne der Zünfte von Bologna stand das Wort Libertas, d. h. Freiheit. Im Jahre 1376, als ein neuer Gerichtsbannerherr einge setzt wurde, vereinigte man diese Fahnenbilder. In Bologna besteht seit 1119 die älteste Univer- sität Europas, an der die deutschen Juristen ihre Ausbildung im römischen Recht genossen. Bild 36. In der Stadtrepublik Florenz bildeten um 1400 der Adel und die reichen Familien eine regierende Oberschicht, aus der sich die Familie der Medici allmählich heraushob. Unter schwe ren Parteikämpfen behauptete sie sich und er rang 1530 die Anerkennung der herzoglichen Würde. Papst Pius V. ernannte den gelehrten Herzog Cosimo I. 1569 zum Großherzog von Toskana. Diese Landschaft war von der in ihrem Mittelpunkt liegenden Hauptstadt Florenz schon vorher unterworfen und beherrscht worden« Bild 37. In seiner geschützten Lage In den La gunen konnte Venedig sich die Unannehmlich keiten der ständigen oberitalienischen Wirren fernhalten. In Rivalität mit Genua hatte es unter geschickter Ausnützung der Kreuzzugs bewegung seine Handelsbeziehungen nach dem Osten ausgebaut, gewann Stutzpunkte in Dalma tien, den Ionischen Inseln, Kreta und Zypern. Auch der ganze östliche Teil Oberitaliens (Vene tien) gehörte Venedig. Als erste fremde Trup pen betraten 1797 die Franzosen die Stadt. Bild 38. Die Stadt Mailand, das Haupt des Lom bardischen Städtebundes, hat den deutschen Kai sern auf den Romzügen immer als gefährliches Hindernis entgegengestanden. Den mächtigen Visconti, die sich fast die ganze Lombardei unter worfen hatten, bot die Stadt 1385 die Regierung an. Zehn Jahre darauf kaufte sich Giangaleazzo vom deutschen König den Titel „Herzog von Mai land“. Der künftige Herzog war „ Graf vonPavia". Die Visconti wurden 1450 von den Sforza beerbt, welche die Abzeichen der Visconti beibehielten. Bild 39. Nach dem Tode des letzten Visconti 1447 versuchte die Stadt Mailand wie andere italie nische Städte sich als Stadtrepublik zu organi sieren. Sie nannte sich nach ihrem Patron, dem heiligen Ambrosius, „Ambrosianische Republik“. Aber schon nach drei Jahren wählte sie Franz Sforza, den nächsten Erben der Visconti, zum Herzog. - In ihrem Banner erscheint das Stadt wappen abwechselnd mit dem Wahlspruch „Liber tas“ (Freiheit). Die Frauen in der Mitte bedeuten die vier Elemente und die vier Kardinaltugenden. Bild 40. Montferrat, ein kleines oberitalienisches Fürstentum, war 1305 durch Erbschaft an einen Zweig des byzantinischen Kaiserhauses gekom men; daher stehen der kaiserliche Doppeladler und die Kreuze der Paläologen und von Jerusalem im Wappen, unten der Schild der Grafschaft Trino. Im 13. Jahrhundert war einer der Markgrafen, Wilhelm der Große, ein berühmter Söldnerführer. Der Typ des sich und seine Truppen an alle Par teien verkaufenden Feldherrn (Condottiere) bil dete sich im 14. und 15. Jahrhundert aus.