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DAS ZEITALTER DER HOHENSTAUFEN Bild 25. Das Symbol des alten römischen Rei ches war der Adler gewesen. Die deutschen Kö nige brachten den Anspruch, als Kaiser dieses Reich erneuert fortzusetzen, dadurch zum Aus druck, daß sie auch den Adler übernahmen, der durch die Jahrhunderte hindurch das Wappen Deutschlands geblieben ist. Mit der Kaiseridee war die Herrschaft über Rom unlöslich verbun den. Konflikte mit dem Papst waren daher un vermeidlich und steigerten sich unter den Stau- fern zu einem langen, erbitterten Machtkampf. Bild 26. Der Papst rief den Bruder des franzö sischen Königs, den Grafen Karl von Anjou, gegen den Staufer Manfred, den Sohn Fried richs II., zu Hilfe und belehnte ihn 1265 mit dem Königreich Neapel und Sizilien, das eigent lich den Staufern gehörte. Karl ließ deren letzten Sproß Konradin widerrechtlich wegen Hochver rats hinrichten. - Als französischer Prinz führte er die Lilien mit dem sogen. ,,Turnierkragen“ als Beizeichen; auch seine Parteigänger, die Guelfen, führten sein Wappen (vgl. Bild 35). Bild 27. In Sizilien machten sich die Franzosen so verhaßt, daß ein geringfügiger Anlaß genügte, um einen Volksaufstand zu erregen, dem die Franzosen zum Opfer fielen. König Peter von Aragonien, der Schwiegersohn und rechtmäßige Erbe des staufischen Königs Manfred, eilte Sizi lien zu Hilfe und nahm es in Besitz. Im Wappen Siziliens ist dies Ereignis dadurch ausgedrückt, daß der staufische Adler mit den Streifen von Aragonien vereinigt ist. Aragonesische Prinzen regierten in Sizilien bis zum Anschluß an Spanien. Bild 28. In Spanien hatten sich Im Kampfe gegen die Mauren verschiedene christliche Kö nigreiche gebildet, unter denen Aragonien nach seiner Vereinigung mit der Grafschaft Barce lona eine besondere Bedeutung dadurch hatte, daß es eine gut organisierte Schiffahrt auf dem Mittelmeer trieb. In Sizilien hatte es einen geeig neten Stützpunkt. Der letzte König von Sizilien heiratete 1469 die Königin von Kastilien. Als 1479 König Johann von Aragonien starb, vereinigte es sich mit Kastilien und Sizilien zu einem Staate. Bild 29. Die spanischen Teilkönigreiche Kasti lien und Leon hatten sich schon 1230 zusammen- getan. Der Sohn des ersten gemeinsamen Kö nigs, Alfons der Weise, wurde 1257 von den deutschen Fürsten zum deutschen König ge wählt, zog es aber vor, sich nur um sein eigenes Land zu kümmern. Kastilien ist der geographi sche und geistige Mittelpunkt Spaniens; seine Sprache hat die anderen Dialekte verdrängt. Im Wappen und Banner ist Kastilien durch ein K «stell und Leon durch einen Löwen vertreten. Bild 30. Zugleich mit dem spanischen König Alfons wurde von einer anderen Partei unter den Fürsten der Sohn des englischen Königs, Richard von Cornwallis, der dank seiner durch Berg werke gewonnenen Reichtümer mit Bestechungs geldern nicht zu geizen brauchte, zum deutschen König gewählt. Er war wenigstens einigemal in Deutschland, fand aber nur am Rhein Anerken nung. In Wappen und Banner führte er merk würdigerweise nicht die Leoparden von England, sondern ein neugeschafenes Familienwappen. Bild 31. Die Hauptstützen König Richards wa ren die Erzbischöfe von Köln und Mainz. Die drei rheinischen Kirchenfürsten, außer Köln und Mainz noch Trier, hatten unter den anderen Erzbischöfen des Reichs eine bevorzugte Stel lung. Sie allein unter den geistlichen Fürsten hatten das Recht, an der Königswahl teilzu nehmen. Dieses Recht (Kurwürde) wurde in dem Reichsgrundgesetz von 1356, der sogenannten „Goldenen Bulle“ Kaiser Karls IV., auf sie und vier weltliche Fürsten (Kurfürsten) beschränkt. Bild 32. Der schweren Zeit des Zwischenreichs, in dem das Raubritterwesen ungehindert durch eine starke Reichsgewalt überhand nehmen konnte, machte die Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg ein Ende. Ihn hatten die Fürsten er wählt, weil sie nicht erwarteten, daß dieser wenig mächtige Mann der Unordnung, an der sie nicht geringes Interesse hatten, würde steuern können. Er aber brach eine Anzahl Ritterburgen und schuf seinem Haus durch Belehnung seiner Söhne mit Österreich einen starken Rückhalt. 12