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DRESDNER PHILHARMONIE Sonnabend, den 3. Februar 1979, 20.00 Uhr Sonntag, den 4. Februar 1979, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. PHILHARMONISCHES KONZERT * Dirigent: Konstantin lliew, VR Bulgarien Solistin: Veronica Jochum, BRD, Klavier Konstantin lliew geb. 1924 Moments musicaux für Orchester Erstaufführung Paul Hindemith 1895-1963 Die vier Temperamente — Thema mit vier Variationen für Klavier und Streichorchester Thema Melancholisch Sanguinisch Phlegmatisch Cholerisch PAUSE Cesar Franck Sinfonie d-Moll 1822-1890 Lento — Allegro non troppo Allegretto Allegro non troppo VERONICA JOCHUM, Tochter des Dirigenten Eugen Jochum, wurde in Berlin geboren. Sie studierte Klavier zunächst von 1948 bis 1950 in Hamburg bei Eliza Hansen und von 1952 bis 1957 an der Staatlichen Musik hochschule in München bei Ma ria Landes-Hindemith sowie privat von 1953 bis 1961 bei Edwin Fischer und in seinen Meisterkursen in Luzern, 1958 bei Josef Benvenuti in Paris und 1959 bei Rudolf Serkin in Marlboro (USA). Ausgedehnte Konzertreisen führten die Pia nistin durch viele Länder Euro pas, Afrikas, Asiens und Ame rikas. Sie spielte als Solistin mit vielen führenden europäi schen Orchestern unter promi nenten Dirigenten. 1965 er hielt sie eine Professur am New England Conservatory in Boston. KONSTANTIN ILIEW «SM» ZUR EINFÜHRUNG Konstantin lliew gehört zu den prominentesten bulgarischen Musiker persönlichkeiten. Er wurde 1924 in Sofia geboren und studierte an der Staat lichen Musikakademie seiner Heimatstadt Violinspiel, Komposition (bei Pantscho Wladigerow) und Dirigieren (bei Marin Goleminow). In Prag vertiefte er seine musikalische Ausbildung als Komponist u. a. bei Alois Häba und als Dirigent bei Vaclav Talich. Zurückgekehrt in seine Heimat, erwarteten ihn verantwor tungsvolle künstlerische Aufgaben: 1947 übernahm er die Leitung des von ihm mitbegründeten Staatlichen Sinfonieorchesters Russe. Zwei Jahre danach, 1949, rief er die Volksoper Russe ins Leben und wurde ihr musikalischer Leiter. Gleichzeitig erhielt er die Position des Chefdirigenten des Sinfonieorchesters Varna übertragen. 1956 wurde Konstantin lliew, der inzwischen bemerkenswerte Erfolge als Gastdirigent in allen europäischen Musikzentren sowie in Australien, Japan, Nord- und Südamerika erringen konnte, zum Chefdirigenten der Sofioter Nationalphilharmonie berufen. Die imponierende Entwicklung dieses Orchesters zu einem internationalen Spitzenorchester ist eng mit seinem Namen verbun den. Seine reichen Erfahrungen als Orchesterleiter gibt er seit mehr als zehn Jahren an den bulgarischen Musikernachwuchs weiter: 1964 übernahm er eine Dozentur für Dirigieren an der Staatlichen Musikakademie Sofia. In dieser Ei genschaft wurde er 1970 zum Professor ernannt. Doch nicht nur als Dirigent, sondern auch als Komponist gehört Konstantin lliew — augezeichnet mit dem Ehrentitel „Verdienter Künstler" und zweimal mit dem Dimitroff-Preis — zu den bedeutenden, progressiven Künstlern seines Lan des. Sein Schaffen, das Sinfonik und Kammermusik, Oper, Oratorium, Kantate und Lied einschließt, weist ihn als eigenwillige schöpferische Begabung aus. Die Bevorzugung neuerer Kompositionstechniken kennzeichnen seine klangfar benreichen Partituren. Unter seinen Werken wurden am bekanntesten die Opern „Der Meister von Boyana" (1963), „Das Reich der Hirsche" (1976), die Ora torien „Lobrede für Konstantin, den Philosophen" (1970), „Poem für die Toten, den Lebenden gewidmet" (1972), die vierte seiner fünf Sinfonien, die „Frag mente für Orchester" (1967), die „Tempi concertati für Streichquartett und Streichorchester" (1968), zahlreiche Kinderlieder und aus den letzten Jahren das Oratorium „Frühlingsfeste", die Kantate „Der Wald und die Vögel" und ein Violinkonzert. „Die Moments musicaux (1973) bestehen aus sechs der Stimmung nach kontrastierenden Stücken", so kommentiert der Komponist sein Werk, „in de nen die kompositionstechnischen Mittel — von strenger Metrik bis zur aleatori schen Freiheit —, die formale Konstruktion dem emotionalen Ausdruck unter geordnet sind. Die 1 Folge der Sätze gleicht der variationenartigen Entwicklung einer Idee mit unterschiedlichen emotionalen Modifikationen. Es soll die Nähe der bulgarischen Volksmusik spürbar sein, ohne daß Themen oder Motive aus der Folklore zitiert werden". Das „Momenthafte" ergibt sich offenbar durch ständigen Wechsel und ständiges Aufeinandertreffen von fixierter Struktur und spontanen Improvisationsanweisungen, von sich überlagernden Rhythmen und oft grellen Orchesterfarben mit dem Ziel, eine Musik von vitalem, erregendem Ausdruck zu schaffen. Paul Hindemiths Thema und vier Variationen (die vier Temperamente darstellend) für Klavier und Streichorchester aus dem Jahre 1940 wurden eigentlich als Musik zu einem Ballett „Die vier Temperamente" für Georges Baianchines New York City Ballet ge schrieben. Es ist ein Werk, das die humorige Natur des Komponisten, seine