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am Warschauer Konservatorium besuchte er 1895/96 für ein Jahr die natur wissenschaftliche Fakultät der Universität Warschau. Doch gab er dieses Stu dium bald wieder auf und ging für vier Jahre nach Berlin, wo er bei Heinrich Urban weiteren Kompositionsunterricht nahm und an der Universität Musik wissenschaft und Philosophie studierte. Nach zahlreichen weiteren ausgedehn ten Reisen in verschiedene europäische Länder ließ sich Karlowicz, materiell unabhängig, schließlich als freischaffender Komponist in Warschau und seit 1908 in Zakopane nieder. Bei einer einsamen Skiwanderung in der Tatra ver unglückte der begeisterte Hochgebirgstourist und Skifahrer. Er wurde von einer Lawine verschüttet und starb im Alter von erst knapp 33 Jahren. Als Komponist begann Mieczystaw Karlowicz, der übrigens auch schriftstelle risch (u. a. für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften) tätig war, zuerst mit kleineren Formen, vor allem mit Liedern und Kammermusikwerken. In einer zweiten, etwa ab 1900 anzusetzenden Schaffensperiode widmete er sich ganz besonders der Gattung der sinfonischen Dichtung und wurde trotz seines so frühen Todes zum eigentlich ersten bedeutenden polnischen Sinfoniker. Karlo- wiczs harmonisch von Richard Wagner, in der Behandlung des meist sehr mas siven, aber fein differenziert eingesetzten Orchesters von Richard Strauss be einflußte spätromantische Tonsprache ist in ihrem Ausdrucksgehalt größtenteils lyrisch-melancholisch. Er komponierte sechs große sinfonische Dichtungen: „Wie derkehrende Wellen" op. 9, „Drei ewige Lieder" op. 10, „Litauische Rhapso die" op, 11, „Stanislaw und Anna von Oswiqciem" op. 12, „Traurige Mär" und „Episode auf dem Maskenball", die neben seinem wertvollen Violinkonzert op. 8 noch jetzt in seiner Heimat häufig erklingen. über Kartowiczs heute auf dem Programm stehendes Konzert für Vio line und Orchester A-Dur op. 8 schrieb die führende polnische Musikwissenschaftlerin Zofia Lissa: „Dieses Konzert aus dem Jahre 1902 knüpft an das Violinkonzert Tschaikowskis an. Karlowicz gestaltete sein Konzert als lyrische Aussage und nicht als virtuoses Prunkstück. Es hat die klassische Kon zertform. Der erste Satz bringt zwei ausdrucksvolle Themen, die sich eher er gänzen, als daß sie miteinander kontrastieren. Der Satz hat eine typische So natenform mit Durchführung und Reprise, die von einer schillernden Kadenz eingeleitet wird. Der zweite Satz, eine elegische Romanze mit einem etwas dramatischeren Mittelteil, erinnert in seinem träumerischen Charakter an die Mittelsätze der Chopinschen Klavierkonzerte. — Das Finale ist ein heiteres, tänzerisches Rondo mit einem graziös hüpfenden, allerdings nicht volkstümlichen Thema. Dieses Thema, das sich mehrere Male wiederholt, wird von lyrischen Episoden unterbrochen. Die Verbindung der einzelnen Sätze des Konzertes wird dadurch hergestellt, daß in der Coda des Schlußsatzes die Motive des ersten musikalischen Gedankens aus dem Anfangssatz wieder auftauchen. Die ses Werk gehört zu den wertvollsten, von typisch slawischem Geiste beseelten Schöpfungen der polnischen Geigenliteratur." erlebnissen — wie im Falle der 3. Sinfonie a-Moll (der „Schottischen") und der Hebriden-Ouvertüre, die die Früchte einer Schottlandreise waren. Ebenso entstand die Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90, die „ Italienische", während einer Italienfahrt des 21jährigen Bankiersohnes Mendelssohn, Von Rom berichtete er 1830: „Die Italienische Sinfonie macht Fortschitte; es wird das lustigste Stück, das ich gemacht habe." Die Sinfonie wollte er nicht been den, ehe er Neapel gesehen hatte, „denn das muß mitspielen." Die erfolg reiche Uraufführung des Werkes fand 1833 in London statt. Das liebenswürdige Stück bietet keinerlei Probleme. Der Komponist folgt dem klassischen Sinfonieschema konsequent. Er musiziert in der „Italienischen" vor wiegend einfach, heiter und lebensfreudig. Die lichterfüllte Welt des Südens begegnet im jugendlich-jubilierenden, frohbeschwingten Hauptthema des ersten Satzes. Der zweite Satz, zu dem Mendelssohn durch eine Prozession in Neapel angeregt worden sein soll, gibt sich dagegen mehr elegisch, balladenhaft. Der dritte Satz, ein Menuett, gemahnt eher an einen Schubertschen Ländler als an ein Bild aus der italienischen Landschaft. Der Trioteil malt mit weichem Hörner klang den Zauber des deutschen Waldes, den Mendelssohn selbst in Italien nicht vergessen konnte. Genial ist das Presto-Finale, ein leidenschaftlich dahin wirbelnder „Saitarello" (Springtanz; das Tanzthema erklingt in den Holzblä sern), der, aus der neapolitanischen Volksmusik übernommen, ein mitreißen des Bild aus dem italienischen Volksleben mit seiner ausgelassenen Fröh lichkeit trotz elegischer Episoden zeichnet. Dieser Satz ist ein typischer, geist sprühender, elegant-schwungvoller Mendelssohn, der jeden Hörer wohl in sei nen Bann zwingt. Die durch den Ausfall der Schubert-Messe im 4. Zyklus-Konzert bzw. 4. Konzert für Betriebe bedingte Zuschlagsrückzahlung in Höhe von 3,— M pro Karte wird mit entsprechender Verrechnung bei der diesjährigen Anrechtserneuerung vor genommen. Der Zuschlag für einzeln erworbene Karten wird bis Ende Februar 1979, jeweils dienstags, 14.00—16.00 Uhr, im Zimmer 579 des Kulturpalastes zurückerstattet. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 24. Februar 1979, 20.00 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 25. Februar 1979, 20.00 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr, Dr. habil. Dieter Härtwig 6. ZYKLUS-KONZERT und 6. KONZERT IM ANRECHT C »Nllnarnoonte Felix Mendelssohn Bartholdy, der musikalisch von einer seltenen Frühreife war, besitzt in der Musikgeschichte ein dreifaches Ansehen: als Or ganisator (so gründete er beispielsweise das Leipziger Konservatorium als erstes in Deutschland und brachte Bachs Matthäus-Passion hundert Jahre nach ihrer Uraufführung erstmalig wieder zum Erklingen), als Dirigent der Leipziger Ge wandhauskonzerte (hinzu kam seine ausgedehnte Konzerttätigkeit in Berlin, Lon don und anderen Städten) und nicht zuletzt als Komponist zahlreicher Werke für die verschiedensten Gattungen, die zu den schönsten Zeugnissen der Mu sik des 19. Jahrhunderts gehören, wie die geniale Musik zum „Sommernachts traum", das Violinkonzert, die „Schottische" und „Italienische Sinfonie". Men delssohns formvollendete Tonsprache erwuchs oft aus Natur- und Landschafts FRANZ-SCHUBERT-ZYKLUS Dirigent: Herbert Kegel Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Werke von Schubert, Weber, Ravel und Schostakowitsch Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1978/79-Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in Franz Schuberts 1. Sinfonie schrieb Prof. Dr. H. Goldschmidt (Konzert buch, Leipzig 1974) Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 T. ItG 009-12-79 EVP-.25 M 5. KONZERT IM ANRECHT C und 5. ZYKLUS-KONZERT 1978/79