LUDWIG VAN BEETHOVEN SINFONIE NR. 8 F-DUR OP.93 Ludwig van Beethovens 8. Sinfonie F-Dur op. 93 entstand während eines Kuraufenthaltes in den böhmischen Bädern im Sommer 1812 und wurde in Linz, wo der Meister nach der Kur für einige Wochen seinen Bruder Johann besuchte, vollendet. Die erste Aufführung fand in einem eigenen Konzert Beethovens am 27. Februar 1814 in Wien statt, zusammen mit der „Siebenten" und der Progammsinfonie „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria". Bei den Zeitgenossen fand die „Achte" zunächst wenig Anklang. „Das Werk machte keine Furore", hieß es in einer kriti schen Stimme nach der Uraufführung. Der Grund für diesen Mangel an Verständnis (genaugenommen steht ja die achte, ebenso wie die vierte Sinfonie, auch heute noch ein wenig im Schatten ihrer berühmten Ge- schwisterwerke' lag nicht etwa in der besonderen Schwierigkeit des Wer kes. Im Gegenteil, man hatte wohl nach den vorangegangenen Schöpfun gen neue Steigerungen erwartet und war nun enttäuscht durch eine scheinbare Zurückwendung auf Vergangenes (Anklänge an frühere Werke, Anwendung von sinfonischen Prinzipien Haydns), die aber hier durch aus keinen Rückschritt, sondern eher einen Rückblick von einer höheren Stufe aus darstellte. Heitere Scherzhaftigkeit, beschauliche Behaglichkeit, launiger Humor, kraftvolle Lebensbejahung und ausgelassene Freude charakterisieren das Werk, in dem, wie auch schon in der 7. Sinfonie, wieder dem rhythmischen Element eine große Bedeutung zukommt. Der ohne Einleitung sogleich mit dem frischen, klar gegliederten Haupt thema beginnende I.Satz (Allegro vivace e con brio) ist voller schalk hafter Einfälle und kontrapunktischer Neckereien. Er steigert sich nach fröhlich-tumultarischen Kämpfen bis zum gewaltigen Freudenausbruch der Coda, endet dann aber sehr graziös mit dem noch einmal leise auf klingenden Kopfmotiv des fröhlichen, tänzerischen Anfangsthemas. Auf einen langsamen Satz verzichtend, schrieb Beethoven als 2. Satz ein bezaubernd anmutiges, leicht dahintändelndes Allegretto scherzando. Als Thema liegt diesem Satz ein Kanon zugrunde, den der Meister in hei terer Laune dem Erfinder des Metronoms, Johann Nepomuk Mälzel, ge widmet hatte; die Sechzehntelakkorde der Bläser zu Beginn, die gleich sam das Ticken des mechanischen Zeitmessers nachahmen, bestimmen die Bewegung des scherzhaften Satzes. Der 3. Satz (Tempo die Menuetto) erinnert an einen derbkräftigen Volks J tanz, im Trio erklingt über Stakkato-Triolen der Violoncelli in Hörnern und Klarinetten eine einschmeichelnde, ländlerartige Melodie. Das Finale, der weitaus umfangreichste Satz, in freier Rondoform ge halten, stellt den eigentlichen Höhepunkt des Werkes dar. übermütige Laune, „grimmiger" Humor äußern sich hier in mancherlei drastischen Einfällen, — so gleich zu Anfang in dem (auch später wiederkehrenden) überraschenden, dynamisch stark betonten tonartfremden Cis, nach dem zuerst im Pianissimo im schnellsten Zeitmaß vorüberhuschenden F-Dur- Rondothema, das dann im Fortissimo-Tutti gebracht wird. Das kontra stierende zweite Thema erklingt als lyrische Kantilene der Violinen. Mit größter kontrapunktischer Meisterschaft und bewundernswerter Erfindungs gabe, immer neuen geistvollen Wendungen und Kombinationen bei der Wiederholung der Themen ist dieser Satz, der trotz des dominierenden Humors auch ernstere Gegenströmungen, schroffe Einwürfe aufweist, ge staltet. Durch einen jubelnden, wirbelnden Freudentanz wird das Finale abgeschlossen. ANTONBRUCKNER SINFONIE NR. 7 E-DUR Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur entstand zwischen September 1881 und September 1833. Am 30. Dezember 1884 brachte der junge Arthur Nikisch in Leipzig das Werk zur erfolgreichen Uraufführung — ein Erfolg, der den Weltruhm Bruckners begründete. Schon im Traume war dem Kom ponisten gesagt worden, daß die Sinfonie Erfolg haben würde. Vom grandiosen ersten Tema des ersten Satzes erzählte er nämlich: „Dieses Thema ist gar nicht von mir. Eines Nachts erschien mir Dorn (es war dies ein Freund aus Linz) und diktierte mir das Thema, das ich sogleich auf schrieb: ,Paß auf, mit dem wirst du dein Glück machen!'" In der Tat ist Bruckners „Siebente" wohl das beliebteste seiner Werke — dank der reichen melodischen Erfindung und des herrlichen Adagio. Ihre Sonder stellung verdankt die „Siebente" auch der blühenden Instrumentation, der farbigen, kühnen Harmonik. Bruckners teils breit dahinströmende, teils rhapsodische lyrisch-epische Grundhaltung, die so viele seiner langsamen Sätze kennzeichnet, wird auch zu Beginn der „Siebenten" spürbar. Das Hauptthema des ersten Satzes (Allegro moderato), das man schlechthin „das" Brucknerthema