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und Harfenakkorde, durch Pauken und tiefste Instrumente Glockeneffekte erzielt. Musikalisch wird der Eindruck einer gewaltigen, feierlich-großartigen Prozession im alten Rußland hervorgerufen. Strawinsky ist in diesem Werk Folklorist, nicht nur, weil seine Melodien Volks liedcharakter haben, sondern auch, weil die Harmonik so spezifisch russisch ist, der Klang (trotz aller impressionistischen Anklänge, die aber auch bei Rimski- Korsakow zu finden sind) den Zauberer des Rußlands der alten Märchen be schwört und der Rhythmus die Kraft dieses großartigen Landes und Volkes zum Ausdruck bringt. Dr. habil, Dieter Hartwig Nächstes Konzert: Freitag, den 23. Februar 1979 Dresdner Tanzsinfoniker unter „Jazz in Dresden" Leitung von Günter Hörig Preis des Programmheftes: 0,25 M Franz Schubert: 7 Lieder für Sopran und Klavier Gretchen am Spinnrade Meine Ruh ist hin, Mein Herz ist schwer, Ich find sie nimmer und nimmermehr. Sein hoher Gang, Sein' edle Gestalt, Seines Mundes Lächeln, Seiner Augen Gewalt. Wo ich ihn nicht hab, Ist mir das Grab, Die ganze Welt Ist mir vergällt. Und seiner Rede Zauberfluß, Sein Händedruck, Und ach, sein Kuß! Mein armer Kopf Ist mir verrückt, Mein armer Sinn ist mir zerstückt. Mein Busen drängt Sich nach ihm hin. Ach dürft ich fassen Und halten ihn, Nach ihm nur schau ich Zum Fenster hinaus, Nach ihm nur geh ich Aus dem Haus. Und küssen ihn, So wie ich wollt, An seinen Küssen Vergehen sollt! Johann Wolfgang von Goethe Lied der Mignon: Nur wer die Sehnsucht kennt Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß, was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude, Seh ich ans Firmament Nach jener Seite. Ach! der mich liebt und kennt, Ist in der Weite. Es schwindelt mir, es brennt Mein Eingeweide. Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß, was ich leide! Johann Wolfgang von Goethe Nacht und Träume Heilge Nacht, du sinkest nieder; Nieder wallen auch die Träume, Wie dein Mondlicht durch die Räume, Durch der Menschen stille Brust, Die belauschen sie mit Lust; Rufen, wenn der Tag erwacht: Kehre wieder, heilge Nacht! Holde Träume, kehret wieder! Matthäus von Collin Lachen und Weinen Lachen und Weinen zu jeglicher Stunde Ruht bei der Lieb auf so mancherlei Grunde. Morgens lacht ich vor Lust, Und warum ich nun weine Bei des Abendes Scheine, Ist mir selb' nicht bewußt. Lachen und Weinen zu jeglicher Stunde Ruht bei der Lieb auf so mancherlei Grunde. Abends weint ich vor Schmerz; Und warum du erwachen Kannst am Morgen mit Lachen, Muß ich dich fragen, o Herz. Friedrich Rückert