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Nr. 44 Zschopauer Tageblatt ^sckopsu unä 8scli86n Am 24./25. Februar 1845 Alles im Leben ist bloß eine Frage der Courage. Zwi schen Hochmut und Demut steht «in Drittes, dem das Le ben gehört, und das ist einfach der Mut. - Theodor Fontane. Verteidigung vor Gericht — rationiert Im Rahmen der kriegsbedingten Vereinfachung der Recht sprechung mutzte im Interesse der Einsparung von Kräften auch der Aufgabenkreis der Rechtsanwälte verkleinert werden. Für dis Tätigkeit der Anwälte in Zivilsachen war dies schon durch die zweite Kriegsmatznahmevorordnung geschehen. Nunmehr ist aber auch durch die viert« Vereinfachungsverordnung vom 13. Dezember 1944 im Strafverfahren angeordnet worden, daß die Heranziehung von Rechtsanwälten eine gewisse Rationierung ,u erfahren hat. So können, wie aus dem Reichsjust izministe- cium erläuternd mitgeteilt wird, jetzt mehrere Rechtsanwälte nebeneinander als Wahlverteidiger eines Beschuldigten nicht mehr tätig werden. Auch die Vorschriften über die notwendige Verteidigung, den sog. Offizialverteidiger, sind wesentlich einge- ichränkt worden. Während bisher das Gericht dem Beschuldig ten in besonders im Gesetz aufgezählten Fällen einen Pflichtver teidiger beiordnen muhte, falls der Angeklagte nicht selbst einen Verteidiger bestellt, ist jetzt ganz allgemein bestimmt, daß der Kerichtsvorsitzende von sich aus einen solchen Pflichtverteidiger nur dann bestellt, wenn wegen der schwierigen Sach- und Rechts lage die Mitwirkung eines Verteidigers geboten ist oder wenn sich der Beschuldigt« seiner Persönlichkeit nach nicht verteidigen kann. Damit ist di« Verordnung eines Pflichtverteidigers weit gehend in di« Hand des Richters.gelegt. Er wird stets nach pflichtgemäßem Ermessen dann einen Verteidiger bestellen, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, d. h. wenn es wirklich notwendig ist. Ist damit die Pflichtverteidigung einge schränkt, so muh es vornehm« Aufgabe des Staatsanwalts und Richters sein, di« kriegsmäßig bedingte Lage des Beschuldigten nach Möglichkeit zu erleichtern und alles zu tun, um ihn im Ver fahren so zu stellen, als ob er verteidigt würde, s Die Stenererklärmna für 1944 Die Erklärungen für die Einkommensteuer, Gewinnfefsh- stellung, Körperschaftssteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer 1944 sind spätestens am 31. März 1945 an das zuständige Finanzamt einzureichen. Steuerpflichtige, bei denen vermutet wird, daß sie zur Abgabe einer Erklärung verpflichtet sind, erhalten vom Finanzamt einen Dordrruck zugesandt. Die gesetzliche Deiv- pflichtung, eine Steuererklärung abzugeben, auch wenn kein Vordruck zugesandt wird, bleibt unberührt. Die Steuev- pflicktigen, denen bis 10. März 1945 keine ErklärungSvov- drucke zugesandt worden sind, haben sie vom Finanzamt anzu fordern. Wenn ein Steuerpflichtiger nachträglich, aber vor dem Ablauf der Verjährungsfrist erkennt, daß eine Steuerer klärung oder eine andere Erklärung, die er einer Finanz- bebörde abgegeben hat, unrichtig oder unvollständig ist, und das die Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit zu einer Verkürzung von Steuereinnahmen führen kann, so ist er ohne besondere Aufforderung verpflichtet, dies unverzüglich der zuständigen Finanzbehörde anzuzeigen (8 165e Absatz 1 der Reichsabgabenvrdnung). Suche nach Angehörigen. Die Such^ nach ausgebombten Angehörigen in Dresden wird am zweckmäßigsten durch die Post ausgenommen. Wer keine Nachricht von Familienmitgliedern hat, schreibt eine Postkarte (keine Briefe und sonstigem Mitteilungen) an die Vermißten-Suchstelle, Meldestelle Dresden, Innen ministerium, Dresden-Neustadt, Königsuser. Die Karte muß enthalten den Namen des Gesuchten und seine alte An schrift sowie den Namen und die jetzige Anschrift des Suchenden. Kann sich ihr Kind ausweisen? Die Frage: „Kann sich Ihr Kind ausweisen?" ist jetzt beson ders aktuell. Sie gilt nicht nur für Kinde?, Lis allein — und Wann wird verdunkelt? Vom 24. Februar 18.34 Uhr bis 25. Februar 6.30 Uhr. Vom 25. Februar 18.36 Uhr bis 26. Februar 6.28 Uhr. Ilsr l rvvvl rm 8mii8vn8 Di« furchtbar« Bombennacht, die die sächsische Hauptstadt in Schult und Asche legte und die nachfolgenden weiteren schwe ren Angrjsse sind vorüber. Alles, was uns an Dresden lieb und teuer war, ist unter dem Regen der Spreng- und Brand bomben versunken, und nur noch rauchgeschwärzte Ruinen ragen aus dem grauenvollen Chaos der Vernichtung. Viele liebe Menschen haben durch den Terror der britischen Mordbrenner ihr Leben lallen müllen und sind aus der Arbeit hinweggerissen worden. Keine Familie, die nicht den Tod eines Angehörigen beklagt und mehr oder weniger ihr Hab und Gut, in langen Jahren mühsam erworben und gehegt, verloren hat. Di« Not der Menschen, die in diesem Ausmaß wohl selten in einer deutschen Stadt so groß gewesen ist, wird von allen ver antwortlichen Stellen mit Energie bekämpft. Die Volksgemein schaft, von der wir so oft gesprochen haben, erfährt in den Städ ten des Sachsenlandes, die gleich Dresden in den letzten Tagen und Wochen schwer gelitten haben, ihre härteste Bewährungs probe. Die Dienststellen von Partei und Staat, vor allem die NSV., arbeiten Tag und Nacht, um den zunächst ratlos umher irrenden Menschen erst einmal ein Dach über den Kopf zu schaf fen, sie zu verpflegen, Wunden zu verbinden und sie wieder in ein einigermaßen erträgliches Leben zu bringen. Gleichzeitig sind die erforderlichen Maßnahmen angelaufen, um die Verbin dung des ausgelöschten Herzstücks Sachsens mit der Außenwelt wieder herzustellen und die abgerissenen Fäden zwischen den einzelnen Familienangehörigen wieder zu knüpfen. Die Toten freilich kann keine Macht der Erde wieder in unsere Gemeinschaft einreihen. Um sie trauern wir, und ihnen gilt nicht nur unser Gedenken, sondern auch unser fester Entschluß, jenen Banditen das heimzuzahlen, was sie an uns verbrochen haben. Denn die Terrorangrjffe aus Dresden, Chemnitz und andere sächsische Städte waren ebenso wie früher in Leipzig reiner Mord. Di« Engländer wußten sehr wohl, daß sich durch Dres den gerade in diesen Tagen «ine Flüchtlingswelle aus dem Osten zog und Tausende, die Haus und Hof verlassen mußten, hier eine Zuflucht gefunden hatten. Schon der Angriff der amerikanischen Gangster am 3. Februar auf Berlin hatte bewiesen, daß das Ziel des Luftterrors diesen Flüchtlingen in erster Linie galt. Dresden ist das zweite Zeug nis. In diesem Verfahren steckt so viel verabsch«uungswürd!ge - Methode, der wir Deutschen als Kulturnalion hierfür kaum ein Begreifen finden. Hinter dieser abgrundtiefen Gemeinheit grinst die Fratze des Juden, der den Mordgeschwadern den Ein- satzbefehl gab. Systematisch wurde ein Feuerlranz um di« Stadt g«legt und Jagd aus Frauen und Kinder mit Spreng- bomben, Phosphor und Schwefel gemacht. Wer heute nach Dresden kommt, muß «in starkes Herz mit bringen, um all das Leid und Grauen ertragen zu können. Er wird gestärkt durch den vorbildlichen Geist der Kameradschaft, der sich ost in kaum beachteten Selbstverständlichkeiten äußert. Er steht aber auch erschüttert vor^jenen einmaligen Zeugen deut scher Kultur, an denen die sächsische HauMadt so reich war. Di« Stadt des deutschen Barocks war einst der Anziehungspunkt für viel« Tausend« von Engländern und Amerikanern. Ihre wahre Kulturlosigkeit haben diese Völker darin bewiesen, daß sie die einmaligen Kunstwerke Dresdens als „Postkartenplunder" an sahen und sinnlos vernichteten. Die sauberen Straßen mit ihren gepflegten.Wohnhäusern und Heimstätten des schaffens- frohen sächsischen ^Menschen liegen reihenweise in Trümmern und stehen als Brandruinen bis weit hinaus in die Vororte. Der unvergleichliche Zwinger, das Schloß, die mit vieler Mühe wieder hergestellte Frauenkirche, di« Schloßkirche, das Opernhaus und viele viele andere Kulturstätten sind nicht mehr. Der „Val- kon Europas", die Vrühlsche Terrasse, gleicht einem Kraterfeld. Das neue Rathaus, der Altmarkt mit seinen herrlichen Bürger häusern, das Hygienemuseum und das Schloß im Großen Garten wurden gleichfalls vernichtet. So kann man Beispiel an Bei spiel reihen, vom Weißen Hirsch Lis nach Strehlen und von der Neustadt bis nach Freital und findet nur Trümmer und Trllm- iner. Der furchtbare Schlag, der gegen die deutsche Kultur in Dies- den geführt wurde, fällt auf die anglo-amerikanischen Mord brenner selbst zurück, das wissen wir. Di« Weltgeschichte hatte ihren Sinn verloren, wenn dieser Frevel ungestraft an ihren Urhebern vorllbergehen könnt«. Man müßte an Gott, jeder Ge rechtigkeit, an allem Schönen und Gute'n zweifeln, wenn dieser Geist der Unkultur über die ewigen Werte der europäischen Ee- stttung siegen dürfte. Der deutsche Soldat und die Heimat wer- den bis zum Letzten zusammenstehen, um den Sieg de« Guten über das Bös« erringen zu helfen. fei es auch nur auf kurzen Strecken — unterwegs sind, sondern sis ist, wie praktische Erfahrungen zeigten, auch dann berechtigt, wenn Erwachsene das Kind begleiten. In diesen Wochen der überfüllten Züge laufen Kinder naturgemäß mehr als sonst Ge fahr, von ihren Begleitpersonen getrennt zu werden. Mühselige Nachforschungen und große Sorgen können dann vermieden werden, wenn jedes einzelne Kind, auch wenn es mit Eltern und Geschwistern Mst, einen entsprechenden Ausweis bei sich führt. Man nimmt dazu zwejckmätzig «inen festen Karton?-der möglichst unter dem Mantel gebunden wird und der in deutlicher, halt barer Schrift Name und Geburtsdatum des Kindes, Anschrift der Eltern, Herkunsts- und Zielort angibt. So^ ausgewiesen wird das Kind, auch wenn es einmal im Gedränge verloren gegangen ist, rasch und sicher an sein Ziel kommen. Die Angehö rigen können sofort benachrichtigt werden. Im übrigen ergeht in diesem Zusammenhang der Ruf an jeden Volksgenossen, sich unterwegs um alleinreisende Kinder von sich aus zu kümmern und sich ihrer besonders anzunehmen. Was uns heut« an äuße rer Geborgenheit fehlt, das wollen wir durch vermehrte Vor sorge, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft ersetzen. Ordnung der Möbelwirtschaft Zur weiteren Ordnung der Möbelwirtschaft hat die Eruppen- arbeitsgemeinschaft Möbel in der Reichsgruppe Handel ein« Anweisung herausgegeben. Danach wird di« Eruppenarbeits- gemeinschaft für den Bereich jeweils eines oder mehrerer Lan- deswirtschaftsämter Bezirksverteilungsstellen für Möbel errich ten, bezirklich und örtliche Verteilungsbeauftragte einsetzen und ihnen Weisungen erteilen. Der Bezug von Möbeln zur Wieder- veräußerung^außer von den Verteilungsbeauftragten ist nur zu lässig, wenn der Hersteller eine entsprechende Lieferanweisung der Wirtschaftsstell« für Möbel besitzt, dis dies« im Benehmen mit der Eruppenarbeitsgemeinschaft verteilt. Die Bezirksver teilungsstellen erfaßen die in ihrem Bereich lieferbaren Möbel zur weiteren Verwendung. Die weiteren Einzelheiten dieser Handelsordnung für Möbel ergeben sich aus dem WortlSvt der Anweisung im Reichsanzeiger vom 19. Februar. Der „Schiebböcker" — etwas typisch Sächsisches In unserem Sachsengau gibt es wohl keinen Volksgenossen, dem die Bezeichnung „Schiebböcker" für Butter, Brot und Käs« nicht bekannt wäre. Dieses Gericht, das auch heut« noch in jeder Gaststätte zu haben ist (vorausgesetzt, daß der East über die ent- sprechenden Marken verfügt), entlehnt seine etwas sonderbar anmutende Bezeichnung einem früheren sächsischen Gewerbe, den Rußbuttenleuten, die hier oben im Erzgebirge das Harz scharr- ten und in ihren Pechhütten zu Ruß verarbeiteten. Das ge wonnene Produkt füllten sis in kleine Fäßchen (Butten), die si« gewissenhaft verschmierten, und fuhren sie dann auf dem Schieb- Lock im Lande umher, wo sie zahlreiche Abnehmer für ihre War« fanden. Besonders begehrt war der Nuß zur Herstellung der Druckerschwärze, Ofenschwärze oder Stiefelwichse. Das Hand werk der Rußbuttenleute war freilich eine harte und mühselige -Arbeit, die nur wenig Gewinn abwarf. Ab«r der von Natur genügsame Erzgebirger war auch mit einer kleinen Einnahme zufrieden, sofern sis nur zulangte, der Familie den Unterhalt zu geben. Groß« ^«sen konnte er auf seinen „Geschäftsreisen" nicht machen. So kam es, daß er unterwegs sich nur für einig« Pfennige Brot und Käse leistete. Mit der Zeit wußten all« Gastwirte, wo die Rußbuttenleut« zu verkehren pflegten, di« Wünsch« ihrer Kunden. Wenn der Rußbuttenmann die Gast stube betrat, um sein bescheidenes Mahl zu bestellen, wurde in der Küche nur der Bescheid hinterlassen, da« Ellen für den „Schiebböcker" fertig zu machen. Und schon kurze Zeit später saß der Rußbuttenmann vor seinem Butter, Brot und Käse. Mit -der Zeit bürgerte sich das Wort dermaßen im Sprachschatze des Volkes «in, daß man allgemein unter dem „Schiebböcker" nichts anderes mehr als Butter, Brot und Käse verstand. So ist auch dies« Bezeichnung bis in unsere Tage geblieben. Leipzig. In treuester Pflichterfüllung fiel bei dem Dev- rorangriff auf Dresden der Führer der Motor-Standarte 35 Leipzig, NAKK^StandartenfAhrer Karl Flöter. Er Wurde 1941 mit der Führung der Motor-Standarte 35 beauftragt und Mitte Oktober 1944 zur Führung der NSKK-Standarte 33 Dresden kommandiert. 24. Fortsetzung Während ich esse, frage ich sie dies und jenes, laste ich sie oon sich selbst und ihrem Leben, ihren Leiden und Freuden reden und frage dann beiläufig: „Sie haben die junge Frau des Herrn Ingenieur gekannt?" „Die gnädige Frau? Ja natürlich! Ich bin ja schon so lang in der Familie. Ich hab die Hochzeit mitgemacht und alles ... auch wie wir hierher kamen. Er hat ihr das Schloß zur Morgmgabs. wie man sagt, geschenkt, weil sie so vernarrt war in die Berge. Sie war einmal in der Sommerfrische hier und wollte halt nimmer fort. Wie sie im Brautstand waren, da stand das Schloß hier grad im Verkauf. Ich habe ihn selber aufmerksam gemacht darauf. Da hat er's gekauft. Sie hat eine ganz närrische Freud gehabt, wie wir hergezogen sind." „Er ist dann doch nach Afrika?" sage ich. Sie glättet an ihrer Schürze herum, faßt das eine Ende and wischt sich flüchtig über die Augen. „Ja, das war das ganze Unglück. Da dran trägt er jetzt noch. Er in seinem Pflichteifer hat wohl geglaubt, er muß. Sie haben ihm alle eingeredet, es könnt's niemand anderer wie er. Es waren halt da so Streitigkeiten mit der Regierung wegen den Baum wollplantagen, genau weiß ich das ja nicht, und das kann auch niemand beschreiben, wie das war beim Abschied. Sie haben sich halt so viel gern gehabt. Von dem Turmaltan habe ich sie runtergebracht als eine halb Ohnmächtige. So lang hat sie da oben gestanden und ihm nachgeschaut. Es war zum Erbarmen. Und damals, sa, das war eben das Schlechte, da mar sie in andern Umständen, schon im fünsten Vtonat." „Ist das Kind lebend auf di« W«lt gekommen?" frage ich, obwohl ich das ja weiß. „Ja, sie ist halt so schwach geweß-o. Si* hat vor lauter stummer und Sehnsucht nach ihm nicht mch«- 7»cht gegessen. So war ja niemand bei ihr und wir haben halt doch nicht so viel ausrichten können mir ihr." „So, ich habe geglaubt, die Frau Spiro sei dagewesen, die Schwägerin." Sie nickt. „Ja, zuletzt. Wir haben ihr telegraphiert. Wir haben uns ja nicht zu helfen gewußt, wie der Doktor gesagt hat, es geht zu End mit ihr." „Was war das für ein Doktor?" „Der Doktor Hammerle. Er war damals Landdoktor, setzt ist er schon gestorben." „Warum ging sie nicht in ein Spital nach Innsbruck?" frage ich. „Sie wollte nicht. Wir haben auch geglaubt, es wäre das Beste, aber sie wollte halt nicht. Ich bitt Sie, bis man da herauf jemand bekommt — damals hat ja nicht jeder Doktor ein Auto gehabt, wie jetzt. Wie der Doktor kommen ist, aus den wir so gewartet haben, ist ihm der Schweiß nur so heruntergeronnen." „Wer war denn die Hebamme?" Sie denkt nach. „Die Frau Fliegel, ein« recht brave Frau." , „Lebt sie noch?" „Nein, sie lebt nimmer. Sie ist vor drei Jahren ge storben." „Wag war eigentlich die Todesursache?" Sie zupft wieder an ihrer Schürze herum und läßt deren Saum durch die Finger gleiten. „Der Herr Doktor hat gesagt Herzschwäche." „Und das Kind, Frau Stillfried?" „Das Kinder! ist ein schönes Kinderl gewesen .. .Wer hat es gepflegt, so lange es am Leben war?" „Die Hebamm und ich, weil sie einmal hat wegmüssen." „Und die Frau Spiro?" frage ich. „Sie hat sich nicht viel umgesehen. Sie war nur sehr aufgeregt. Sie ist ein paarmal fortgefahren — damals sind sie ja noch mit der Kutsche gefahren — hat sich auf die Station bringen lasten und hat dem gnädigen Herrn depeschiert nach Afrika, von Innsbruck aus. wie sie ichon im Sarg gelegen ist. Dann ist sie zu mir herunter gekommen i» di« Küche und hat bitterlich geweint und hat gesagt, daß > das Kinder!, das der Pfarrer noch schnell getauft hat. auch verschieden ist und daß sie es zu ihr in den Sarg gelegt hat. Ich war so verzagt und erschrocken, ich hab gar nichts mehr sagen können drauf." „Haben Sie das Kind im Sarg siegen gesehen?" frage ich. Sie nickt. „Ja." „Wie hat es ausgesehen?" „Mein Gott, Herr Doktor, ein kleines wächsernes Christ kindl ist ihr im Arme gelegen. Sie waren so schön zugedeckt mit golddurchwirkten Schleiern, sie und ihr armes Kinderl. Ich habe auch vor Weinen kaum was gesehen, und damals hab ich mir auch gedacht, wie ste's so lieb und friedlich im Arm gehalten hat: Es ist ein Glück, daß es so gekommen ist und daß das Kinderl nicht am Leben geblieben ist. Später freilich ..." Sie schweigt. „Was später?" „Später habe ich mir oft gedacht: Von der Gründlichkeit soll man sich nie abhalten lassen, auch im größten Schmerz nicht." „Wie meinen Sie das?" Sie schüttelt den Kopf. „Ich kann da nichts reden, Herr Doktor! Über Sachen, die man sich so einbildet, soll man auch nicht reden. Da könnte man einen furchtbaren Schaden an richten. Der Pfarrer hat Mutter und Kind eingesegnet, der Sarg war noch offen. Dann haben wir ihn erst geschlossen." Sie geht zum Herd und ich stehe auf, denn der Führer des Lergsteigertrupps klopft an das Fenster. Mir geht das Gespräch lang nach. Wenn nur mehr aus dieser Frau herauszubringen wäre. Ich kann mir ja denken, was sie meint. Wenn ich das heutige Gespräch mit dem am ersten Morgen und ihrer damaligen Warnung gegenüberhalt« ... surchtbar, wenn es so wäre! - * Dies« Tage sind oon einer Erwartung ersüllt, di« quält. Die abendlichen Berichte der Patrouille lauten immer gleich: Nicht». Fortsetzung folgt.