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ZUR EINFÜHRUNG Der tschechische Komponist Evzen Zämecnik wurde 1939 in Brno gebo ren. Er studierte Violine und Komposition am Konservatorium seiner Heimat stadt und absolvierte anschließend ein Kompositionsstudium an der Janäcek- Akademie Brno bei Jan Kapr. Weitere Studien trieb er sodann bei Günter Bialas an der Staatlichen Hochschule für Musik in München und als externer Aspirant bei Jifi Dvoräcek an der Prager Akademie der Musischen Künste. Neben seiner umfangreichen kompositorischen Tätigkeit — es entstanden bis her mehrere Opern, Orchester- und Kammermusik- sowie Vokalwerke — wirkt er als Geiger in der Staatlichen Philharmonie Brno und als Mitglied des Bohu- slav-Martinü-Kammerorchesters. über seine heute erklingende Komposition, die 1973 entstandene und Jifi Be- lohlävek gewidmete Musica concertante schreibt Evzen Zämecnik: „Das Streichorchester ist in diesem Werk in sechs Geigengruppen, zwei Brat schengruppen, zwei Cellogruppen und eine Baßgruppe geteilt. Die Form ist vierteilig, und die Sätze sind auf der Grundlage von Tempo- und Ausdrucks kontrasten aufeinanderfolgend geordnet. In allen Sätzen wird das Bestreben deutlich, die konzertanten Möglichkeiten der einzelnen Instrumentengruppen und auch der Soloinstrumente zu nutzen; diesem Zweck dient auch die vielfäl tige Teilung der Orchesterstimmen. Jeder der vier Sätze ist aus einem Gedanken entwickelt, gleichsam aus einer Keimzelle, die sich im weiteren Verlaufe ständig entwickelt und wächst: Im 1. Satz ist dies eine gewisse rhythmische Grundlage, die aus einer kurzen und einer langen, nebeneinandergestellten Einheit entsteht. Im 2. Satz sind es ein scharfes, spitzes Spiccato (Strichart mit deutlich voneinander abgesetzten Tö nen) und kurze, schnelle Glissandi auf einer Saite hin zum Flageolett. Der 3. Satz ist nachdenklich-gesanglich angelegt; in seinem Verlauf ist wohl am kon sequentesten die ursprüngliche melodische Kontur des thematischen Bausteins enthalten, der zu Beginn des Satzes in der tiefen Lage von Celli und Bässen erscheint. Den 4. Satz könnte man als Perpetuum mobile bezeichnen. Typisch für diesen Satz ist die schnelle Sechzehntelfolge. Erst zum Schluß kommt die Bewegung für einen Augenblick zum Stillstand, um als Reminiszenz das Thema des 1. Satzes anklingen zu lassen: den Abschluß bildet eine straffe, schnelle Coda. Die harmonische Struktur ist im weitesten Sinne als tonal zu bezeichnen. Des öfteren wird mit harmonisch angereicherten Akkorden, mit Clustern (Tontrau ben) und mit verschiedenen Arten der Bitonalität (dies besonders im 3. und 4. Satz) gearbeitet. Erwähnenswert bleibt noch, daß zu den typischen Gestaltungs elementen dieser Komposition in allen ihren Teilen eine Schichtung verschiede ner metrischer Flächen gehört, die sich gegenseitig durchdringen und in Kon fliktstellung bringen." Anton fn Dvorak komponierte seinen letzten Liederzyklus, die Bibli schen Lieder op. 99, im März 1894, im zweiten Jahre seines Amerika- Aufenthaltes als Direktor des Nationalkonservatoriums für Musik in New York. Traurige Nachrichten hatte er aus Europa erhalten: im Oktober 1893 war Char les Gounod, im November 1893 Peter Tschaikowski und im Februar 1894 Hans von Bülow gestorben. Unter dem Eindruck dieser Todesfälle — Tschaikowski und Bülow hatten seinem Freundeskreis angehört — griff er zu den tschechischen Fassungen der Psalmen Davids aus der Kralicer Bibel (Bible Kralickä) der Böhmischen Brüder aus dem 16. Jahrhundert mit ihren Betrachtungen über Le ben und Tod und schuf zehn klavierbegleitete Gesänge, deren Melodien sich deklamatorisch eng an die lapidaren Texte anschließen. Bewunderungswürdig ist die Einfachheit und zugleich tiefe Beseeltheit des Ausdrucks — Zeugnis der Theo Adam