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Spitzen- und Reiseorchester das Ansehen der Deutschen Demokratischen Repu blik als eines Staates, in dem humanistische Kunstpflege zu den ersten Anliegen gehört, auf zahlreichen Gastspielen in der Welt mehren konnte. 1964 bis 1967 wirkten Prof. Horst Förster, danach Generalmusikdirektor Kurt Masut, ein Künstler von internationalem Ruf, als Leiter des Orchesters. Von 1972 an trat Generalmusikdirektor Günther Herbig für fünf Jahre an die Spitze des Klangkörpers. In dieser Zeit konnte die Dresdner Philharmonie ihre großen Erfolge im In- und Ausland fortsetzen. Die Namen der Gastdirigenten und Solisten, die heute mit dem Orchester musizieren, entsprechen seinem hohen künstlerischen Rang. Im Jahre 1977 übernahm mit Generalmusikdirektor NPT Prof. Herbert Kegel eine der bedeutendsten Dirigentenpersönlichkeiten der DDR die Leitung des Institutes. Er wird mit seiner langjährigen Erfahrung als Orchestererzieher die künstlerische Ausstrahlung der Dresdner Philharmonie im eigenen Land ebenso wie auf internationalen Konzertpodien weiter ausbauen. JOHANNES WINKLER, seit der Spielzeit 1976/77 als Dirigent der Dresdner Philharmonie tätig, wurde 1950 in Radeberg geboren. Er erhielt erste musika lische Eindrücke im Elternhaus. 1960 bis 1968 war er Mitglied des Dresdner Kreuzchores unter Prof. Rudolf Mauersberger. 1968 bis 1974 studierte er an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" in Dresden (Orchester dirigieren bei Prof. Rudolf Neuhaus, Komposition bei Prof. Karl-Rudi Grieß bach, außerdem u. a. Klavier und Fagott). Bereits als Student wurde er 1971 Preisträger im Improvisationswettbewerb in Weimar, er nahm mehrere Jahre am Dirigentenseminar des Internationalen Musikseminars in Weimar bei Arvid Jansons teil, war 1973/74 als Solorepetitor an der Dresdner Staatsoper tätig und wurde Doppelsieger des Carl-Maria-von-Weber-Wettbewerbes Dresden 1973 in beiden Wettbewerbsdisziplinen Dirigieren und Komposition. Seine preis gekrönte „Ode an das Atom" brachte die Dresdner Philharmonie 1973 zur Uraufführung. 1974 bis 1976 absolvierte er eine Aspirantur bei Prof. Arvid Jansons am Leningrader Konservatorium „N. Rimski-Korsakow". Seit 1976 ist Johannes Winkler, der bereits mit der Artur-Becker-Medaille in Gold aus gezeichnet wurde, auch Leiter eines Orchesters, das sich aus den leistungs stärksten Musikstudenten der Musikhochschulen der DDR zusammensetzt und bisher mit Aufführungen der 9. Sinfonie aufwartete, u. a. anläßlich der Beet hoven-Ehrung 1977 in Berlin. Im Dezember 1976 war Johannes Winkler Gast des Staatlichen Sinfonieorchesters Suhl und dirigierte eine Reihe von Konzerten in unserem Bezirk- „Dramatische Musik für Orchester" von Georg Katzer Georg Katzer hat sich unter den Vertretern der mittleren Komponisten generation unseres Landes fraglos eine Spitzenposition erworben. Der 1935 Geborene begann erst im Alter von 17 Jahren mit seiner musikalischen Aus bildung. Nach dem Abitur studierte er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" in Berlin die Fächer Klavier und Komposition. Seine Kompositionslehrer waren hier Rudolf Wagner-Regeny und Ruth Zechlin. Seine Studien setzte er in Prag bei Karel Janecek fort und war von 1961—1963 Meisterschüler von Hanns Eisler und Leo Spies an der Akademie der Künste in Berlin. Er lebt seitdem als freischaffender Komponist in Berlin. Seine in früher Zeit geteilte Produktion in angewandte Musik (Film, Theater, Hörspiel) und autonome Musik entwickelte sich in den letzten Jahren ganz zugunsten der Konzertmusik. Neben sinfonischen Werken steht ein umfang reicher Katalog von Kammermusik, elektronischer Musik, das Ballett „Schwarze Vögel" (1975 an der Komischen Oper Berlin mit großem Erfolg uraufgeführt) und die Oper für Kinder und Erwachsene „Das Land Bum-Bum". Zu seinen bedeutendsten bisherigen Arbeiten gehören u. a.: das Streichquartett (1966), die Sonaten für Orchester I und II (1968, 1969), „Hommage ä Jules Verne" für Kammerorchester (1970), „Baukasten für Orchester" (1971), Streichermusik I und II (1971, 1973), Konzert für Bläserquintett und Orchester (1973), Konzert für Orchester (1974), Konzert für Jazztrio und Orchester (1975), „Empfindsame Musik" für zwei Streichorchester und Schlagzeug (1976/77). Georg Katzers Entwicklungsweg gibt deutlich zu erkennen, daß sein Verhältnis zum klassischen Erbe das einer produktiven Auseinandersetzung ist; dabei wurden weder Stilanleihen noch Formkonventionen zu auslösenden Faktoren seines Schaffens. Unter Vermeidung alles Klischeehaften findet er zu bekennt- nishafter, dialektischer Aussage. Eine differenzierte Orchesterbehandlung und reiche Klangsensibilität fallen auf. Über die im Auftrag der Dresdner Philharmonie geschaffene Dramatische Musik für Orchester (1977), die erst am 29. April 1978 in Dresden ihre Urauf führung erlebte, äußerte der Komponist: „Der Titel meint mehr, als daß es in dem Stück hoch hergehe, nämlich ein wirkliches dramma per musica. Das soll heißen, daß die einsätzige Komposition in Ästhetik und Dramaturgie dem klas sischen Bühnendrama folgt (mit einer Einschränkung allerdings: die verschie denen Figuren eines Bühnenstückes sind hier vertreten durch die Variationen einer einzigen Sechstongestalt). Im klassischen Verständnis dramatischer Kunst spielt der Begriff der Katharsis eine große Rolle (d. i. Läuterung durch das Erlebnis von Mitleid und Furcht), diese ist nicht möglich ohne emotionale Begegnung mit dem Kunstwerk. So bedeutet der Bezug auf das Drama für mich das Bekenntnis zur Emotion, und aller Kalkulation und Konstruktion Sinn und Zweck kann immer nur sein: das Erlebnis Musik. Daher sehe ich mein Stück auch in der großen sinfonischen Tradition. Das mag manche vielleicht befrem den, doch mag er bedenken, daß Tradition nicht nur das Überkommene unserer Vorväter bedeutet, sondern auch das unserer Väter. So würde ich gern auch Mahler, Schönberg, Berg als meine musikalischen Ahnen nennen dürfen. Da unser Ohr ein recht konservatives Organ ist, wird die zeitgenössische Musik meist an dem Klangbild klassischer Musik gemessen (in der wir erzogen wer den). Sie erscheint dadurch manchem Hörer erschreckend, abstoßend. Wahr ist: Sie sucht Schönheit auch dort, wo sie bisher nicht vermutet wurde, und sie kann, will sie wirklich Kunst sein, Konflikten nicht ausweichen."