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3. PHILHARMONISCHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden 4*reiteg, den 9. CHrtebei' 1901, 20.00 Uhr ■« Sonnabend, den 10. Oktober 1931, 20.00 Uhr +' AA. (H"” pHilhanrmooikore Herbert Kegel Dirigent: Pascal Devoyon, Frankreich, Klavier Solist: Maurice Ravel 1875-1937 Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Allegramento Adagio assai Presto PAUSE Gustav Mahler 1860-1911 Sinfonie Nr. 7 e-Moll Langsam — Allegro risoluto Nachtmusik I (Allegro moderato) Scherzo (Schattenhaft; fließend, aber nicht schnell) Nachtmusik II (Andante amoroso) Rondo-Finale (Allegro ordinario — Allegro moderato ma energico) Der 1953 in Paris geborene PASCAL DEVOYON zählt J° nVr«i'^ er L l 9 e . n ^ schon zu den arrivierten Pianisten ■ S i f J?* Preisträger mehrerer bedeutender v l °i , Q7o er aV '. erwe ^^ ewer ^ e (Viotti-Wettbewerb ’i B uson i-Wettbewerb Bolzano 1974, Wett- Tcr-kriiL °l- vT e< ^i S 1975, SiIbermedai11en-Gewinner des LorunJfr • S il’ We i!* b ? Werbes Moskau 1978). Ersten Kla- Mndnm rri R 4 erble * er ' m Alter von vier Jahren durch Pnr :- Or V ascour ret de Gueraldi. 1969 wurde er in das onservatoire aufgenommen, und während sei ¬ ner Ausbildung bei Lelio Gousseau erhielt er 1971 den Grand Prix des Conservatoire und weitere Auszeich nungen. Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen tragen zur Verbreitung seines großen künstlerischen Ansehens bei, das er bei Gastverpflichtungen durch namhafte Orchester wie die Berliner, Rotterdamer, Liverpooler, Leningrader und Moskauer Philharmonie, das Amster damer Concertgebouw-Orchester, bei Konzerten in Frankreich, Bulgarien, der BRD, den USA und anders wo erwarb. ZUR EINFÜHRUNG Das Konzert für Klavier und Or chester in G-Dur von Maurice Ravel gehört mit dem zur gleichen Zeit — 1930/31 — entstandenen Konzert für die linke Hand zu den letzten und reifsten Kompositio nen des großen französischen Komponisten. Es zeigt Ravel auf dem Höhepunkt seiner kompo sitionstechnischen und stilistischen Entwicklung. Am 7. März 1875 in dem Pyrenäenstädtchen Ciboure geboren, studierte er bei Gabriel Faure und gelangte stark in die Einflußsphäre Claude Debussys. Gleich den Werken dieses großen musikalischen Impressionisten ist auch in den imponierenden frühen Kompositionen Ravels eine starke Auflösung der Form zugun sten schillernder Impressionen zu bemerken. Die Schulung an Rameau und Couperin („Le Tombeau de Couperin"), ein starker Hang zur tänzerischen Geste („La Valse") und eine enge Verbundenheit mit der vitalen Folklore des be nachbarten Spanien („Bolero"!) lassen jedoch in seiner kompositorischen Entwicklung immer mehr eine klare Zeichnung und ein gestalten des Formbewußtsein Raum gewinnen. Davon gibt das G-Dur-Klavierkonzert, für die be rühmte Pianistin Marguerite Long geschrie ben, deutlich Zeugnis ab. Ganz klare themati sche Erfindungen sind zu beobachten, die in knapper und präziser Form spielerisch und mit viel Sinn für klangliche Delikatesse vorgetra gen werden. Dabei fällt dem Soloklavier eine brillante Rolle zu. Die Harmonik atmet glas klaren romanischen Geist, fern jeder Schwül- stigkeit und Überladenheit. Den Ton des ersten Satzes gibt ein heiteres Thema der Pikkoloflöte an. Das Soloinstru ment trägt eine lyrische Stimmung hinein. Vor einer ausladenden kadenzartigen Solostelle des Pianisten steht eine klanglich interessante Hornkantilene, von raschen Holzbläserläufen begleitet. Dann setzt sich die heitere Anfangs stimmung wieder durch. Von wunderbarer Ausgeglichenheit ist der zweite Satz — Adagio assai —, der durch einen ausdrucksvollen, liedhaft empfundenen Klaviersatz eröffnet wird. Die expressive Weise wird später vom Horn übernommen und von filigranartigen Klavierfiguren umspielt. Den konstanten Untergrund bildet eine ostinat durchgehende Achtelbewegung im Baß des Klaviers, die erst im vorletzten Takt verändert wird. Von klassizistischer Heiterkeit erweist sich der letzte Satz — Presto. Nach einer schwirrenden Quintbewegung des Solisten wechseln sich die Bläser mit einem kecken Thema ab. Eine 6 / 8 - Episode ist von besonderer Brillanz. Der ganze helle, sonnige Satz ist von großer Durchsich tigkeit, von typisch französischer geistiger Prä gnanz und Delikatesse. Ein Werk „vorwiegend heiteren Charakters" nannte Gustav Mahler in einem Brief an den Konzertunternehmer Emil Gutmann seine 7. Sinfonie e-Moll, die letzte in der Gruppe der ganz auf vokale MitwiO kung verzichtenden reinen Instrumental-Sinfo nien Nr. 5—7. Tatsächlich erscheint die in den Jahren 1904/05 komponierte und erstmals am 19. September 1908 unter Leitung des Kompo nisten in Prag aufgeführte „Siebente" in ihrer Grundhaltung besonders im Vergleich mit der so sehr von Tragik und Düsternis beherrschten 6. Sinfonie als viel freier und gelöster, bedeu tet sie nach den Worten des Mahler-Spezia listen Paul Bekker geradezu „eine Rückkehr ins Leben, zur Freude am Werden und Sein". Das fünfsätzig aufgebaute Werk, zu dessen — wiederum großer — Orchesterbesetzung dies mal Mandoline und Gitarre hinzutreten, glie dert sich in drei Teile: drei innerlich zusam mengehörige Mittelsätze werden von zwei großangelegten Rahmensätzen umschlossen, die in ausgesprochenem Kontrast zum Mittel teil stehen. Starke Kontraste, der Gegensatz von Helligkeit und Dunkelheit bestimmen überhaupt in wesentlichem Maße den Charak ter der Sinfonie, für die zudem (vor allem in ihrem mittleren Teil) eine bewußte Hinwendung zur Stimmungswelt der Romantik kennzeich nend ist. _ Mit einer längeren, gedanklich bereits auf da folgende musikalische Geschehen vorbereitend den Adagio-Einleitung, i n der wieder die für Mahler so charakteristischen Marsch-Rhythmen erscheinen, beginnt der Eröffnungssatz. In Hörnern und Violoncelli erklingt zum ersten Male das ungemein kraftvolle Hauptthema des Allegros, dem dann durch die Violinen ein gesangliches, ausdrucksvoll-schwärmerisches zweites Thema („Mit großem Schwung") ge genübergestellt wird. Nach kunstvoller, dra matischer Verarbeitung der Themen in der Durchführung des in freier Sonatensatzform geschriebenen Satzes bringt das (ursprünglich in Moll stehende) Hauptthema in strahlendem