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Felix Mendelssohn Bartholdy galt zu seinen Lebzeiten als der gefeiertste Pianist, der be deutendste Musikorganisator und Dirigent, als einer der größten Komponisten Deutschlands. Mit der Wiederent deckung des Badischen und Händelsdien Werkes erwarb er sich unschätzbare Verdienste. Bereits mit 26 Jahren stand er auf dem Gipfel seines Ruhmes, als er zum Direktor des traditionsreichen Leipziger Gewandhauses berufen wurde. Max Reger, ein entschiedener Verehrer von Mendelssohns Werk, urteilte : „Was mich bei Mendelssohn so anzieht, ist die Wahrheit des Ausdrucks, des Empfindungslebens eines menschlich durch und durch vornehmen Künstlers. All den verwirrten und verirrten jungen Übermenschen, bei denen Musik überhaupt erst beim achten Horn, beim .vierfachen Holz’, bei vierundsechzig Schlaginstrumenten und einigen Dutzenden verschieden gestimmterGlocken beginnt, kann man jur ein gründliches .Stahlbad’ in Mendelssohn empfehlen.“ Die Leute beklagen sich gewöhnlich, die Musik sei so vieldeutig; es sei so zweifelhaft, was sie sich dabei zu denken hätten, und die Worte verstände doch ein jeder. Mir geht es aber gerade umgekehrt. Und nicht bloß mit ganzen Reden, auch mit einzelnen Worten; auch die scheinen mir so vieldeutig, so unbestimmt, so mißverständlich im Vergleich zu einer rechten Musik, die einem die Seele erfüllt mit tausend besseren Dingen als Worten. Das, was mir eine Musik ausspiicht, die ich liebe, sind mir nicht zu unbestimmte Gedanken, um sie in Worte zu fassen, sondern zu bestimmte. Felix Mendelssohn Bartholdy |per Dresdner Komponist Karl-Rudi Griesbach, der am 14. Juni dieses Jahres seinen 65. Geburtstag be gangen hat, ist seit 1965 Professor und Leiter der Abteilung Komposition an der Dresdner Musikhoch schule, nachdem er bereits vorher als Dozent sowie zeitweilig auch als Dramaturg und Musikkritiker in Dresden tätig war. Als Komponist - geehrt mit dem Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden, dem Kunstpreis der DDR und dem Vaterländischen Ver dienstorden - schuf er Werke aller Gattungen und machte sich besonders um das zeitgenössische Opern- und Tanztheater verdient. Karl-Rudi Griesbach schreibt zu seiner Sinfonie 1967: „Umriß und Form der Sinfonie haben sich im Laufe der Zeit gewandelt - zu ihrer Gestalt gehören heute nicht mehr unbedingt respektable Länge und klassi- scher Sonatensatz -, aber Inhaltswert und Aussage bedeutung sind sich gleich geblieben; denn auch heute steht der große Gegenstand im Mittelpunkt sinfoni scher Darstellung. Auch meine Sinfonie 1967 sucht diesen großen Gegenstand künstlerisch zu gestalten, indem sie im inhaltlichen Aufbau von dem Gedenken an die Sozialistische Oktoberrevolution ausgeht. Dabei lag es nahe, sich in den drei Sätzen der Sinfonie auf inhaltliche Komplexe wie „Revolutionärer Auf bruch“, „Trauer um die Toten“ und „Neues befreites Leben“ zu beziehen. So gegensätzlich sich diese Inhalte in der Sinfonie musikalisch auch darstellen, so sind sie - ausgehend von der übergeordneten Grundidee - doch durch die Einheitlichkeit motivischer Ausgangs punkte gebunden. Der einteilige 1. Satz wird von einem von Trommeln getragenen Marschrhythmus getragen, auf dem sich - wie ein Fanal - Teile einer aggressiven, aufwärts strebenden Quintmotivik erheben, die mit einer ab wärts gerichteten, mehr gesanglich empfundenen Quartmelodik in Kontrast gestellt sind. Der dreiteilige 2. Satz läßt andeutungsweise Frag mente aus dem Lied „Unsterbliche Opfer“ anklingen, die sich in der Folge von einem melodieerfüllten Streichersatz abheben und im Mittelteil - vor der verkürzten und veränderten Wiederholung des An fangsteils - zu einer Art Trauermarsch verdichten. Im zweiteiligen 3. Satz stehen sich asymmetrische Rhythmen (die fugenartig kontrapunktiert werden) und durch wuchtige Schläge unterbrochene, marsch artige Melodieteile mehrmals gegenüber, ehe sie sich in letzter Steigerung vereinigen und den Satz zu einem kraftvollen Abschluß bringen.“ MEIN KONZERT KLASSEN 11 und 12