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1. PHILHARMONISCHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Freitag, den 28. August 1981, 20.00 Uhr Sonnabend, den 29. August 1981, 20.00 Uhr IniHnanmooMikön Herbert Kegel Dirigent: Peter Rösel, Dresden, Klavier Solist: Johannes Brahms 1833-1897 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 Allegro non iroppo Allegro appassionato Andante Finale (Allegretto graziöse) PAUSE Bela Bartok Konzert für Orchester 1881-1945 Introduzione (Andante non troppo — Allegro vivace) Giuoco delle coppie (Allegretto scherzando) Elegia (Andante, non troppo) Intermezzo interrotto (Allegretto) Finale (Pesante — Presto) Zum 100. Geburtstag des Komponisten am 25. März 1981 PETER RÖSEL wurde 1945 in Dresden geboren. Sein Klavierstudium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" in Dresden bei Ingeborg Finke- Siegmund beendete er 1963 und setzte es von 1964 bis 1969 am Moskauer Konservatorium fort. Dort waren seine Lehrer die Professoren Dmitri Baschkirow und Lew Oborin. Bei mehreren international hoch do tierten Wettbewerben war Peter Rösel unter den ersten Preisträgern, so 1963 beim III. Internationalen Schu mann-Wettbewerb in Zwickau, 1966 beim III. Interna tionalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau und beim IV. Internationalen Musikwettbewerb in Montreal 1968. Der junge Künstler, der bereits zahlreiche Rundfunk-, ZUR EINFÜHRUNG Das Konzert für Orchester kompo nierte Bela Bartok während eines Erho lungsaufenthaltes in der wildromantischen Gegend von Saranc Lake (im Staate Nord New York) im Sommer und Herbst 1943. Die Uraufführung dieses gewaltigsten und bedeu tendsten Orchesterwerkes des ungarischen Mei sters fand am 1. Dezember 1944 mit dem Bo ston Symphony Orchestra unter Serge Kusse- witzky statt. Es hat — abgesehen vom satiri schen zweiten und vierten Satz — einen heroi schen, großartigen Charakter. Alle Instrumen- Fernseh- und Schallplattenaufnahmen produzierte, kon zertiert seit Beendigung seines Studiums mit außeror dentlichem Erfolg in vielen Ländern Europas, Asiens und in Nordamerika. Bei der Dresdner Philharmonie ist er seit 1968 ständiger Gast. Er zählt heute nicht nur zu den erfolgreichsten Künstlern der DDR, sondern auch zu den Besten seines Faches im europäischen Maßstab. 1972 erhielt Peter Rösel den Kunstpreis der DDR, und 1978 wurden seine hervorragenden künstle rischen Leistungen mit dem Naionalpreis der DDR gewürdigt. Seit 1976 ist er Solist des Gewandhausor chesters Leipzig. den Stimmungen und mannigfaltigen Gestal tungen überaus reichen Satz. Das folgende Scherzo, in d-Moll stehend, hebt sich scharf von dem vorangegangenen Allegro ab. Ein wildes, übermütiges, jäh aufwärtsstre bendes Hauptthema, dem ein zarteres Seiten thema der Streicher gegenübergestellt wird, bestimmt die Entwicklung dieses insgesamt stürmisch-virtuos angelegten Musikstückes, das eine große sinfonische Durchführung mit zahl reichen, zum Teil etwas dämonisch-bizarren, ausgelassenen Seitengedanken aufweist. Straffe Rhythmik dominiert im D-Dur-Trio des Satzes. Das zu Beginn vom Solocello vorgetragena gefühlvolle Thema des dritten Satzes (Andai® te) zeigt eine starke Ähnlichkeit mit der Melo die des von Brahms im Sommer 1886 kompo nierten Liedes „Immer leiser wird mein Schlummer". Zart und ausdrucksvoll, gleich sam improvisierend, paßt sich das Soloinstru ment mit begleitenden Figuren dieser innigen, wunderschönen Melodie an. Auch das der Klarinette übergebene Thema des kurzen Mit telteils begegnet uns in einem Brahms-Lied („Todessehnen") wieder. Rondoartiges Gepräge trägt schließlich das fröhliche, musikantische Finale des Konzertes (Allegretto grazioso), dessen kapriziöses, an mutiges Hauptthema zunächst vom Klavier so- listisch dargeboten wird und im Verlauf des Satzes in verschiedener Beleuchtung immer wieder erscheint. Auch die für Brahms' The matik so typischen ungarischen Anklänge tau chen hier wieder auf, besonders in den Terzen- und Sextengängen eines Seitenthemas. Geist volles, gelöstes Konzertieren von Soloinstru ment und Orchester kennzeichnet diesen Satz, der das Werk mit hinreißendem Schwung und bezaubernder, liebenswürdiger Grazie been det. Das Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur o p. 8 3 von Johannes Brahms entstand in den Jahren 1878 bis 1881 und wurde am 9. November 1881 mit dem Komponisten als Solisten in Budapest uraufgeführt — 22 Jahre nach der Uraufführung seines 1. Klavierkon zertes (d-Moll op. 15). Bereits damals, nach dem Mißerfolg des 1. Konzertes, hatte Brahms dem Geiger Joseph Joachim Ende 1859 ge schrieben: „Trotz alledem wird das Konzert noch einmal gefallen, und ein weiteres soll schon anders lauten." Und tatsächlich unter scheidet sich das dem Lehrer und Freund Edu ard Marxsen gewidmete 2. Klavierkonzert in seinem Charakter gänzlich von dem vorher gehenden. Das Werk, von dessen Entstehung der Meister — allerdings recht „unter"treibend — zuerst seiner Freundin Elisabeth von Herzo genberg berichtet hatte („Erzählen will ich, daß ich ein ganz, ein kleines Klavierkonzert geschrieben, mit einem ganz, einem kleinen Scherzo"), ist im Gegensatz zu dem größten teils dunkel und ernst gehaltenen 1. Konzert in seiner Grundstimmung fast durchweg hell und farbig, heiter und optimistisch, wenngleich es auch tragischer Töne nicht entbehrt. Bewußt an positive Traditionen der Klassik und Ro mantik anknüpfend, ist das viersätzig aufge baute B-Dur-Konzert in seinem klassischen Ebenmaß, seiner ausgesprochen volkstümli chen Haltung und seinem großen Empfinden unterschiedlichster Art Ausdruck verleihenden Erfindungsreichtum eines der schönsten und vollendetsten Werke überhaupt. Ein weiches Hornsolo, das zu einem stim mungsvollen, wohllautenden Frage- und Ant wortspiel zwischen Bläsern und Soloinstrumen ten führt, eröffnet den ersten Satz (Allegro non troppo). Erst eine machtvolle Kadenz des Solisten löst den Einsatz des vollen Orchesters aus: Strahlend erklingt jetzt im Tutti die er weiterte Hornmelodie. Zusammen mit dem romantischen zweiten Thema und einem wei teren, rhythmisch lebhaften Thema ungari scher Herkunft wird es in der ungemein span nungsreichen, Klavier und Orchester in glei chem Maße einsetzenden Durchführung kunst voll verarbeitet. Nachdem das motivische Ma terial, nun verändert und umgedeutet, in der Reprise noch einmal vorübergezogen ist, be schließt die kraftvolle Coda den an wechseln