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Nr. 7. 1911. königlich Läehfisehev Sta«ts<rnzrigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden ---> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. Dienstag, 10. Januar Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6 mal gesp. AnkündigungSseite 2b Pf., die Zelle gröberer Schrift od. deren Raum auf 3mal gefp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäst-anzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag- nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Der Reichstag hat heute feine Arbeiten wieder auf» genommen. Der preußische Landtag wurde um 12 Uhr mittags mit einer Thronrede,eröffnet. Die Neubildung des österreichischen Kabinetts ist ge lungen. Das Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenz- Bureau veröffentlichte gestern.bereits die Ministerliste. Nach einer Meldung aus Tanger wird El Mokri dem nächst in Paris einen Vertrag über eine neue Anleihe im Betrage von 40 Mill. Fres, unterzeichnen. * Dem Senat der Bereinigten Staaten von Amerika ist die von der Regierung unterstützte revidierte Ozeandampfer- subsidienbill zngegangen, worin für den Postdienst zwischen den V reinigten Staaten und Südamerika eine staatliche Unterstützung bis zum Höchstbetrage von 4 Mill. Dollar vorgesehen ist. In Belgrad stürzte gestern der Flieger Rusijen bei einem Probefluge ab und verstarb nach wenigen Minuten. Amtlicher Teil. Die Ministerien der Finanzen und des Innern haben den Gemeindevorständen zu Döhlen (Amtshaupt. Mannschaft Dresden-A.), Niederpesterwitz (Amtshaupt- maw schäft Dresden-A.) und Wahren (Amtshauptmann schaft Leipzig) die Befugnis zur Anordnung der Zwangs- Vollstreckung in bewegliche körperliche Sachen und in den Arbeits- und Dienstlohn erteilt. 12 HO Dresden, den 3. Januar 1911. L15 Ministerium des Innern, n. Abteilung DaS Kaiser!. Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus Redlin, Kreis Ostprignitz, Regierungsbezirk Potsdam, Asendorf, Kreis Hoya, Regierungs bezirk Hannover, und dem Stadtbezirk Detmold, Fürstentum Lippe, am 6. Jan. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» «inifterinm» der Justiz. Da von dem Rechtsanwalt Franz Otto Kästner in Schwarzenberg bekleidete Amt eines Notars ist durch Niederlegung und Fest, stellung gemäß § 92 des Gesetzes vom 15. Juni 1900 erloschen. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» der Kiuauze«. Bei der Staatsschulden-Berwaltung sind ernannt worden: Mann, seither Kassierer, als Hauptkontrolleur, Opel, seither Staatsschuldbuchkontrolleur, als Kassierer, Meyer, seither Sekretär, als Staatsschuldbuchkontrolleur, Leuteritz, seither Eisenbahn gehilfe, al» Expedient. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Juneru. Bei dem Landgendarmeriekorps. Verstorben: Obergendarm Hartmann in Dresden-Neustadt und Gendarm Burkert in Wittgensdorf. — Pensioniert: Gendarmerie-Brigadier Lettau in Groitzsch unter Beilegung des Titels „Obergendarm". — Be fördert: Gendarmerie-Brigadier Möge! in Cossebaude zum Obergendarm in Plauen. — Versetzt: Obergendarm Regen- stein in Plauen nach Dresden-Neustadt, die Gendarme Bau- mann in GerSdorf unter Ernennung zum Gendarmerie- Brigadier nach Briesnitz, Trink» in der Brigade Oberneukirch als Distriktsgendarm nach Gersdorf, Lamm in der Brigade Mülsen-St. Jakob in die Brigade Oberneukirch, Ermisch in der Brigade Zweinaundorf als Distriktsgendarm nach Groitzsch, Queitzsch in der Brigade Neumark in die Brigade Zweinaun dorf, Jaenicke in BrieSnitz nach Cossebaude, Queißer in der Brigade Cossebaude in die Brigade Briesnitz, Zenker H in Rüsseina zur LandeSkriminalpolizei-Brigade Bautzen, Gendarmerie- Brigadier Balzer in Werda nach Rüsseina, Gendarme Tittmann in der Brigade Oberplanitz al» DistriktSgendarm nach Werda» Lohse H in Zwönitz zur LandeSkriminalpolizei-Brigade Chemnitz, Pfefferkorn in Remse nach Zwönitz, Dyhring in Jößnitz nach Remse, Schneider III in der Brigade Lugau al» DistriktS gendarm nach Jößnitz, Bauer in der Brigade Scharfenstein in die Brigade Lugau, Gendarmerie-Brigadier Gerlach in Pot- fchappel zur LandeSkriminalpolizei-Brigade Dre-den, die Gen darme Jugelt in Beiersdorf unter Ernennung zum Gendarmerie- Brigadier nach Potschappel, Meier II in Döbeln nach Beiersdorf, Gruber in der Brigade Wahren al» Distrikt», gendarm nach Döbeln, Zimmermann I in der Brigade Tharandt zur Lande-kriminalpolizei-Brigade Freiberg, Gendarmerie- Brigadier Schaller in Liebertwolkwitz zur LandeSkriminalpolizei- Brigade Leipzig, Gendarme Saro in Großenhain nach Liebertwolkwitz, Winkl r in der Brigade Großzschocher- Windorf al» DistriktSgendarm nach Großenhain, Gendarmerie» Brigadier Richter I in Rodewisch zur LandeSkriminalpolizei- Brigade Zwickau, Gendarm Büttner II in Neschwitz unter Ernennung zum Gendarmerie-Brigadier nach Rodewisch, Gen- barme Wolf II in der Brigade Crimmitschau al» Distrikt»- gendarm nach Neschwitz, Zieger II in Nöthnitz zur Landes kriminalpolizei-Brigade Plauen, Drescher in der Brigade Laube aast al» DistriktSgendarm nach Nöthnitz. — Dem KreiSobergendarm Walther in Leipzig wurde der Diensttitel „Gendarmerie- Inspektor", den Gendarmerie-Brigadiers Huster II bei der Redaktion des Gendarmerieblattes, Bielig bei der Gen darmerie-Oberinspektion und Geißler II bei dem Gendarmerie- Wirtschafts-Depot der Diensttitel „Oberaendarm", dem Bureau-Gendarmen Erlbeck II bei der Redaktion des Gen darmerieblattes und den Gendarmen Berger VIII in Mügeln, Mehnert I in Staucha, Göbel in Löbau, Schuricht in Stauchitz, Merfiowsky in Zschopau, Meinel in Rathen, Mähder in Seibersdorf, Karisch I in Niederbobritzsch, Zeißler in Brockau, Glöß in Ostritz, Schilling II in Langebrück, Albrecht in Possendorf, Baumgartner in Markersdorf-Herms dorf, Frenzel in Schlettau und Bosin in Hohenkirchen der Diensttitel „Gendarmerie-Brigadier" beigelegt. Bei der Polizeidirektion zu Dresden. Pensioniert: Sekretär Schmidt unter Beilegung des Titels „Obersekretär" und Stadtgendarm Noack IV. — Befördert: Bureauassistent Bley zum Sekretär, Expedient Höppner zum Bureauassistent. — Entlassen: StadtgendarmeLippert. Schusterund Pratsch. — Angestellt: Militäranwärter Schindler als Expedient, Sergeant Kaiser, Schutzmann Hofmann und Unteroffizier d. Res. Zahn als Stadtgendarme. — Dem Stadtgendarm John wurde der Diensttitel „Polizei-Wachtmeister" beigelegt. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Kultu» und öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: Eine ständige Lehrer- steüe zu AuerSwalde. Koll.: Die oberste Schulbehörde. 1500M. als Grundgehalt, 150 M. Wohnungsgeld für unverheirateten, 200 M. für verh. Lehrer, sowie 75 M. sür Turnunterricht. Ver heiratete Bewerber werden bevorzugt. Gesuche mit den erforder lichen Unterlagen sind bi» 15. Jan. bei dem Lönigl. Bezirksschul inspektor zu Flöha einzureichen; — die 2. Lehrerstelle an der Kirchschule zu Marbach b. Roßwein. Koll.: Die oberste Schul behörde. Bek Treier Wohnung mit Gartengenuß das aesedl. Ge halt und die gesetzt. Vergütungen für Fortbildungsschule und Turnunterricht. Gesuche mit den erforderlichen Unterlagen (AmtS- sührungszeugnis bis auf die neueste Zeit) bis zum 18. Jan. an den Königl. Bezirksschulinspektor in Döbeln. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Jnserateuteil.) Amtlicher Teil. Vom Königlichen Hof«. Dresden, 10. Januar. Se. Majestät der König wird abends dein Garnisonvortrag im Neustädter Kasino beiwohnen. Zeitungsschau. Unter der Überschrift „Die Verrohung der Presse" schreibt die „Magdeburgische Zeitung" in Anknüpfung an einen, auch im „Dresdner Journal" ver öffentlichten Artikel der „Kreuzzeitung", der sich mit dem gleichen Gegenstände beschäftigte, u. a.: „Der Ton unserer öffentlichen und zumal politischen Erörte rungen hat sich in der Tat bedauerlich vergröbert. Aber nicht nur in der Presse: auch in een B rsammlungen; auch in der Agitation von Mund zu Mund und Mann zu Mann. Das ist ja auch der Grund, warum die feineren und stilleren Naturen je länger je mehr vor allen Berührungen mit dem politischen Leben zurückscheuen. Man will sich nicht gemein machen, mag nicht von oer Wiege bi» nahezu zur Bahre sein ganze» Privaileben ab leuchten lasten und wünscht es zu vermeiden, daß, wenn man zu fällig von dem guten Menschenrecht der Entwicklung Gebrauch machte und seine Anschauungen der tieferen Erkenntnis ent sprechend umformte, irgendein Han» Unverstand einem nachsagt: man hätte seine Überzeugungen gewechselt und verkauft. In den Organen der Wald- und Wiesendemokratie ist Graf PosadowSky kürzlich bö» angefahren worden, weil er freimütig, wenn auch nicht ohne Bitterkeit, bekannt hat, daß in den heutigen Zeitläuften ein Wahl kampf ihn nicht zu reizen vermöchte. Wir wollen zugunsten dieser Katone annehmen, daß nur die graue Theorie sie beriet; daß dieser Wahlkämpfe ordinäre Wirklichkeit ihnen fremd blieb. Oder meinen sie wirklich, der Fünfundsechzigjährige, der durch eine gute Spanne Zeit den wesentlichsten Teil de» deutsche» inner politischen Geschäft» allein geleitet hat, sollte sich nun von einem in Bierdunst und Zigarrenqualm gehüllten Dutzendagitator, in dem noch der ganze Titanentrotz de» gescheiterten Sekundaner» wühlt, examinieren lasten, wieso er eigentlich neuerdings ver nünftige und planmäßige soziale Reformen empfehle und nicht mehr wie einstmals Umsturz- und Zuchthausvorlagen? Nein, wir sind schon herzhaft roh geworden und mitunter, wenn man so liest und hört, wa» alle» unter der ansehnlichen Flagge politischer Auseinandersetzungen segelt, packt einen da» Grauen vor dieser geistigen Verarmung der Ration der Dichter und Denker. Als Gustav Freytag seine „Journalisten" schrieb, und noch später, al- er für drei Taler die Druckseite seinen „Grenzboten" Mitarbeiter warb, pflegte man in der deutschen Presse ander- zu diskutieren. Bor em paar Jahren haben die Verehrer Otto Gildenmeister» in einem handlichen Bande eine» Teil der Leitartikel gesammelt, die der verehrung-würdige Mann in einem über mehr al» ein Bierteljahrhundert au»gedehnten Zeitraum der „Weserzeitung" geliefert hat. Aus ihnen erkennt man mit ivehmütigem Bedauern, in wie hohem Grade, was die Heutigen schier fremd anmutet, die politische Tagesjchriftstellerei ein adliges Gewerbe sein kann. Da spricht noch ein reines und vornehmes Herz über das, was cs am tiefsten bewegt, zu seinem Volk! Während aber die „Kreuzzeitung" eine Besserung der Verhältnisse, insbesondere von einer Revision des Strafrechts erhofft, lehnt die „Magdeburgische Zeitung" diesen Weg ab: „Wir möchten überhaupt bezweifeln, daß gegen das un heimlich grassierende Übel, das, wie wir zeigten, keineswegs auf die Presse beschränkt blieb, mit Strafmitteln etwas auszurichten ist. Hier ist in erster Reihe die Selbstzucht zur Heilung berufen. Die deutsche Presse hat es doch zuwege gebracht, daß feile und käufliche Soldschreiber in ihr so gut wie überhaupt nicht Vor kommen. Das nämliche Rezept wäre unschwer auch auf die Roh linge anzuwenden, die anstatt mit dem Gegner ernsthaft zu dis kutieren, vor seiner Haustür Stinkbomben abladen. Aus diesem Felde erwüchse der „Sreuzzeitnng" bei ihrer immer noch hervor ragenden Stellung in der deutschen Publizistik eine schöne und stolze Aufgabe. Und wenn sie uns dann zur Waffenbrüderschaft aufforderte: wir wären sofort dabei." Deutsches Reich. Die Eröffnung des preußischen Landtages. Berlin, 10. Januar. Der preußische Landtag wurde heute 12 Uhr mittags durch den Ministerpräsidenten vr. v. Bethmann Hollweg eröffnet. Die Thronrede stellt die Fortdauer der Besserung der Staatsfinauzen fest. Ter Fehlbetrag für 1909 ist weit geringer, als veran schlagt wurde. Trotzdem weist auch der Etat für 1911 noch einen Fehlbetrag auf. Die Thronrede kündigt an: einen Gesetzentwurf über die Bildung von Zweck- Verbänden zur Erfüllung größerer kommunaler Auf gaben in einheitlichen Wirtschaftsgebieten, ferner die Schaffung eines Verbandes Groß-Berlin für Bahn- und Baufluchtwesen, sowie zur Erhaltung des Wald- und Wiefengürtels auf der Grundlage freier Selbstverwaltung, ferner Vereinfachung der Rechnungsprüfung durch die Oberrechnungskammer, Förderung der inneren Koloni sation und Erschließung der noch unkultivierten Moore und sonstiger Odländereien, sowie eine planmäßige Aus gestaltung der Jugendpflege zur Entwicklung der körper lichen und sittlichen Kräfte der Schulentlassenen, Er richtung von Pflichtfortbilduugsschulen für Jünglinge in den Gemeinden von über 10 000 Einwohnern, schließlich die Wiedervorlegung der unerledigten Gesetze über dir rheinische Gemeindeordnung und die ländliche Fort bildungsschulpflicht in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Sachsen, Westfalen, der Nheinprovinz und den Hoheuzollernschen Landen, wozu jetzt die Provinz Schles wig-Holstein hinzutritt. Die Ursachen der Invalidität sind bei den Rentnern der Landes Versicherungsanstalt Rheinprovinz für mehrere Jahre systematisch zusammen gestellt worden. In je 100 Entfchädigungsfällen ver ursachten folgende Krankheiten Invalidität im Sinne der Invalidenversicherung (in Prozenten): 1^05 1906 1907 1908 1909 Lungenschwindsucht . . . . 35 37 34 32 H 32 Entkräftung, Blutarmut. . . 18 14 14 17 17 Herzkrankheiten 9 10 7 7K Rheumatismus 7 6 5 5 5'4 Augenkrankheiten 4 4 4 3 3 Krankheiten der AtmungSwege 2'» 2 3 3 3 Magenkrankheiten 2'4 3 2H 2 1 Andere Krankheiten . . . . 21 24 29 30 30^ Lungenschwindsucht ist also die Hauptwurzel der Invalidität. Kräfteverfall und Blutarmut fordern nächst- dem die meisten Opfer. Größe der Linienschiffs- und Panzerkreuzer- Neubauten der Seemächte. Die deutsche Marineverwaltung gibt die Größe ihrer Neubauten an Linienschiffen und Panzerkreuzern erst bekannt, wenn die Schiffe zur Indienststellung fertig sind. Es ist ihr seit Jahren gelungen, die näheren An gaben geheim zu halten, und die deutsche Presse hat, in voller Würdigung der Gründe, keinen Versuch gemacht, den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Die Schiffe der „Nassau"-Klasse sind 18 500 t, Panzerkreuzer „von der Tann" ist 19000 t groß, über die Größe der seit 1908 zum Bau vergebenen Schiffe fehlt jede Halbwegs sichere Angabe. Es sind nur Schätzungen im Umlauf. Bon den Neubauten fremder Seemächte sind dagegen zuverlässige Angaben bekannt England bringt in diesem Jahre feine Linienschiffe auf 24 400 t und seine Panzer kreuzer auf 27 280 t. Die Vereinigten Staaten gehen noch weiter, denn ihre neu?« Linienschiffe sollen es auf 27 430 b bringen. Frankreich geht nicht so weit, denn dort bekommen die neuesten Linienschiffs- bauten ein Deplacement von 23 470 d. Japan hat in