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MnigUch Sächsischer Staatranzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien nnd der Ober- und Mittelvehörden. 1910 Nr. 284 e» Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat D senge» in Dresden. <- Donnerstag, 8. Dezember « nkündigungen: Die Zeilen. Schrift der 6 mal gefp. «nkündigung-seite 2b Pf., di« Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gefp. Textseite im amU. Teile 60 Pf., unter dem Revanion-strich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. aus Geschäst-anzeigen. — Schluß der Annahme norm. 11 Uhr. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, fowie durch die deutschen Postanstalten 3 Marl vierteljährlich. Einzelne Nummern 16 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 12Sb, Redaktion Nr. 4K74. Der Reichstag billigte gestern bei der Weiterberatung der Arbeitskammervorlage trotz der Abmahnung des Staats sekretärs vr. Delbrück den Arbeiterfekretären Sitz und Stimme in den Arbeitskammern zu. Auch im übrigen wurde das Gesetz nach den Beschlüssen der Kommission an genommen. Hente ist keine Sitzung, morgen beginnt die Etatberatung. Zum präsidierenden Bürgermeister von Lübeck für datz Jahr 1911/12 wurde der Grotzkaufmann Senator Hermann Eschenburq gewählt. * Prof. Ludwig Knaus, der berühmte Genremaler, ist gestern abend in Berlin im Alter von 81 Jahren gestorben. * . In Rieder-RupperSdorf bei Herrnhut wurden heute die Händlerin Gedlich und ihre Tochter in ihrem in Brand ge setzten Hause ermordet aufgefunden. In zahlreichen Gegenden Frankreichs dauern die Über schwemmungen an. Aus Spanien wird allgemein un- gttustjgco Setter gemeldet. In Granada ist ein Erdbeben verspürt worden. * Bisher wurden zum englischen Unterhaus« 1«S Unio nisten, 123 Liberale, 23 Vertreter der Arbeiterpartei, 34 An hänger Redmonds und 4 Anhänger O'Briens gewählt. Die Liberalen gewannen 11, die Unionisten 18, die Arbeiter partei 4 Sitze, die Anhänger O'BrienS 1 Sitz. * In Washington ist gestern in Gegenwart des Präsi denten Taft, des deutschen Botschafters Grafen Bernstorff und vieler Lausende von Deutsch-Amerikaner» da- Denkmal Friedrich Wilhelm » Steubens, des Organisators der Armee George «afhtngton», enthüllt worden. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dein Polizeikommissar bei der Polizeidirektion Dresden Regierungsassessor vr. Werner Hartenstein den Titel und Rang als Polizeirat zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, len bisherigen stellvertreteüden Handelsrichter bei den Kammern für Handelssachen im Landgerichte Leipzig Kaufmann Emil Bardorff in Leipzig für die Zeit vom 1. Januar 1911 bis 3V. September 1912 zum Handels richter bei diesen Kammern zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gefreiten (bisherigen Soldaten) Robert Paul Münch beim Bczirkskommando Chemnitz die Befugnis zu ver leihen, die ihm unter dem 4. Dezember 1905 verliehene bronzene Lebensrettungsmedaille am weißen Bande zu tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der König!. Leibarzt, General arzt z. D. vr. Selle das von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich, Apostolischen König von . Ungarn, ihm verliehene Großkreuz des Franz Joseph-Ordens annehme und trage. Die Ziehungsliste der Staatsschuldenverwaltung für drn Termin Neujahr 1911 wird in der gegenwärtiger Nummer des Dresdner Journals beigefügten besonderen Ziehungslistenbeilage amtlich bekannt gemacht. Dresden, den 8. Dezember 1910. 861b Der Liv-ta-Sau-schuß zu Verwalt««- -er Stautsschui-e«. Die zur Gewährung von Pensionszulagen an Witwen von Bolksschullehrern der Königlich Sächsischen Oberlausitz bestimmten Zinsen der ». Prätor'fche» Stiftung gelangen im Januar 1911 zur Verteilung. Anspruch hierauf haben nur Witwen evangelisch- lutherischer Bolksschullehrer, die einen frommer, sittlich guten Lebenswandel führen und bedürftig sind. Gesuche sind bis Ende Dezember diese» Jahre» hier einzureichen. 347 x Bantzen, am 1. Dezember 1910. 8621 K-ui-Uche ArelAhuuptmuuußchuft. Das Kaiser!. Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche au» Heinersdorf, Kreis Hoyers werda, Reg.-Bez. Liegnitz, Leopold-Hof, Kreis Angerburg, Reg.-Bez. Gumbinnen, Schleife, Kreis Großwartenberg, Reg- Bez. Breslau, Reichenberg, Kreis Danziger Niederung. Reg.- Bez. Danzig, bei Händlervieh, Kirchwistedt, Kreis Bremervörde, Reg.-Bez. Stade, bei Händlervieh, Hoysinghausen, KreiS Stolzenau, Reg -Bez. Hannover,bei Händlervieh, und LoSbergS- gereuth, Bezirksamt Ebern, Reg.-Bez. Unterfranken, am 0. Dezember. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 8. Dezember. Se. Majestät der König nahm vormittags Ministervorträge entgegen und er teilte von 12 Uhr ab Audienz an nachfolgende Herren: Se. Exzellenz Wirkt. Geh. Nat vvr. Ackermann, Oberhof prediger vvr. Dibelius, Vizepräsident des ev.-luth. LandeS- konsistoriumS-DreSden, OberlandeSgerichtSrat vr. Lobe-DreSden, Oberkirchenrat Rosenkranz-Bautzen, Finanz- und Baurat Seidel- Leipzig, Regierungsrat vr. Oertel-Ehemni-, Kirchenrat vr. Albert- Grimma, Medizinalrat vr. Jlbera, Direktor der König!. Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein be, Pirna, Bezirksschulinspektor vr. Barthel-Großenhain, Poftdirektor. Löhmann-Wurzen, Amts- gerichtSrat vr. Wiedemann-Lauenstein, die Landgerichtsräte Hennig und Steckner-Bautzen, die Forstmeister Rinck-Deutsch- einsiedel, Scheibe-Neustadt und TheUemann-Tkum, Schulrat Sieber-Dresden, Baurat Proessel-Ehemnitz, die Prosefsoren vr. Felix-Leipzig, vr. Schmidt-DreSdrn, vr. Linder-Wurzen, Bräbner-Ehemnitz, Viehrig-Plauen i. V und Viehweger-Mittweida, die Amtsrichter Enderlew-Lall«»>m, ;vr. Reichel-Plauen i. L., vr. Sättler-Leidig, Schmwt-Ehemnttz, Urban-Lößnitz t. Erzgeb., Landrichter vr. Viehweger-Chamnktz, die Bezirksärzte vr. Heyn- Kamenz und vr. Klotz-Zwickau, Beterinärrat Freytag-Plauen, die Kommerzienräte Voigtländer-Tetzner, Schweizerthal, Röll auf Klösterlein, Rittergutsbesitzer vr. Becker-Köttenpsch, Pfarrer Müller-Schlettau, Hofrat Vetterling-DreSden, Kommerzienrat Rodig-Ehemnitz, Medizinalrat vr. Ameiner-Dre-den, Sänität-rat vr. Gerhardt-Glauchau, die Bergräte Hauste und Nägel-Dre-den, RechnungSrat Schönchen-Meißen, Gewerberat Reichardt-Bautzen, Okonomierat vr. Klepl-Auerbach, Steuerrat Schmidt-Rochlitz, Fabrikant Baum-Meorane, Fabrikbesitzer Fcin-Hartla, Pianoforte fabrikant Feurich-Leipzig, Fabrikbesitzer Förster-Neusalza-Sprem- berg, Markscheider Hünich-Zwickau, Stadtrat Poege-Glauchau, Stadtverordnetenvorsteher Prokurist Bergt-Stollberg, Rechnungs inspektor Hasche-DreSden, Stadtrat Hoppe-Marienberg, Forst rentamtmann Krause-Schandau, Stadtrat Langer-EhrenfricderS- dorf, Oberbahnhof-vorsteher Ritter-Große-Ronneburg, PrivatuS Rosenbaum-DreSden, RechnungSinspektoc Schneider-Dresden, Lotteriekollekteur Seiberlich-Riesa, Bürgernreister Vogt-SchirgiS- walde, Mühlen- und Holzschleiferei-Besitzer Weber-BraunSdorf, König!. Musikdirektor Wohlgemuth-Leipzig, Obersekretär a. D. Appolt-Bischofswerda, Kantor Geisler - Thallwitz b. Wurzen, Bürgerschul-Vizedirektor Nötzel-Annaberg, Bahnverwalter Spindler- Hirschberg, AmtSstraßenmeister m D. Zimmer-Dresden und Lehrer a. D. Wunderlich-Weinböhla. Se. Majestät der König wird mit Sr. König!. Hoheit dem Kronprinzen abends die Vorstellung im König!. Schauspielhause besuchen. Die staatsbürgerliche Erziehung ber Äugend. Schon seit längeren! und gegenwärtig in besonderem Maße steht die staatsbürgerliche Erziehung der Jugend im Mittelpunkte de» allgemeinen Interesses. Bereits im Dezember 1907 und insbesondere im Oktober vorigen Jahres sind seitens der sächsischen Unterrichtsverwal tung hinsichtlich des Unterrichts in der Staatsbürgerkunde so wohl in der Fortbildungsschule al» auch in den höheren Lehranstalten in Generalverordnungen Anweisungen er gangen, die in Rr. 255 de» „Dresdner Journals" und der „Leipziger Zeituna" ausführlich wiedergegeben und auch auf dem letzten Landtage besprochen worden sind. Hierbei wurde ganz besonders die Anweisung betont, daß der ganze Unterricht in der Bürgerkunde in den Dienst der staatsbürgerlichen Erziehung zu stellen sei. Neuerdings hat das Kultu-mmiüerinm ferner die Veranstaltung einführender rechts- und staatswissenschaft licher Vorträge in diesem Winter zunächst für Lehrer höherer Lehranstalten in die Wege geleitet. Weiter haben das Kultusministerium und das Ministerium de» Innern in Erwägung gezogen, wie die im Lande bereits vorhandenen und an Umfang immer mehr wachsenden Bestrebungen, der männlichen Jugend in der bedeutungsvollen Zeit zwischen der Ent lassung au» der Volksschule und dem Eintritt in da» Heer besondere Pflege angedeihen zu lasten und nicht nur ihre geistige und sittliche Bildung und Erziehung zu fördern, sondern ihr auch durch Turnen, Spiel, gesunden Sport und gemeinsame Wanderungen Gelegenheit und Anregung zur Übung der Körper- und Willenskräfte in einer der Jugend selbst erwünschten Form zu bieten, in wirksamer Weise gefördert werden könnten. Auf Grund der hierüber geführten, bis in den Anfang diefes Jahres zurückreichenden Verhandlungen, zu denen die Vertreter der verschiedensten Kreise hinzuaezogen worden sind und bei denen auch das Kriegsminrsterium seine wertvolle Mithilfe zugesagt hat, ist bereits an die Kreishauptmannschaften und Bezirksschulinspektionen eine Generalverordnung der beiden obengenannten Ministerien ausgefertigt worden, in der jenen Behörden die tatkräftige Unterstützung eines zu diesem Zwecke freiwillig zusammen- getretenen Lande-ausschusses sowie u. a. folgendes zur Beachtung empfohlen wird: 1. Zunächst wird e» sich darum handeln, das Inter esse weiterer Volkskreise für die Bestrebungen zu erwecken, eS werden daher Orts- und Bezirksausschüsse »u gründen fein, die mit den Gemeinden, Innungen und Korpora tionen die erforderliche Verbindung unterhalten nnd sich der Einführung und Leitung der Veranstaltung zu unter ziehen haben werden. Dabei wird jeder Eingriff in den Wirkungskreis bestehender Organifationen (Deutsche Turnerschaft, evangelische und christliche Jünglings- und Arbeitervereine, Sportvereine, Ausschüsse für Ferien- nnd Schulwanderungen, Geländespiele »c.) zn vermeiden, viel mehr Anschluß an sie zu suchen sein. 2. Die zu schaffenden Einrichtungen sollen ohne jede politische Färbnng fein. Der Geist wahrer ' Vaterlands liebe ist zu pflegen. Die durch die Leibesübungen ge steigerte Kraft und Gesundheit wird die rechte Freude am Leben und das Selbstvertrauen, der Zusammenschluß gleichgesinnter Jünglinge und die Pflege echt vater ländischen Geiste- untv ihnen die Freude an der Heimat und ihren Einrichtungen stärken. S. Die Veranstaltungen müssen sich unmittelbar an die Entlassung ans der Volksschule und den Eintritt in die Fortbildungsschule anschließen. Zweckmäßig werden sie sich in der Regel an die allgemeinen sonne an die gewerblichen und kaufmännischen Fortbildungsschulen an lehnen, well diese Anstalten mit geringen Ausnahme» die gesamte männliche Jugend vom 14. bis 17. Lebens jahre unter der Zucht der Schule vereinigen, und weil zu erwarten ist, daß die Schüler auch nach dem Aus tritte aus den Fortbildungsschulen sich gern an den Ver- anstaltunHen weiterhin beteiligen werden. 4. Die Einführung des Turnens als Pflichtunterricht ist zwar in den Fortbildungsschulen anzustreben: für die erweiterten Fortbildungsschulen bietet, die Vorschrift in § 14,4 des Bolksschulgesetzes schon jetzt die Füglichkeit hierzu. Aber im Hinblick darauf, daß eine neue Art von Zwang leicht auf inneren Widerstand stößt, empfiehlt es sich, die Bildung von Jugendvereinigungen anzustreben, an denen sich die jungen Leute freiwillig beteiligen. Dabei erscheint es rätlich, an die vaterländisch gesinnten Turn vereine Anschluß zu suchen. . 5. Auf di« Mitwirkung d«r Lehrerschaft bei der Leitung dieser freien Bereimgungen darf gewiß gerechnet werden; den» die Jortbildungsschnle hat wie die Volks schule überhaupt eme vorwiegend erziehliche Aufgabe. Da diese innerhalb der Lehrstunden nicht ausreichend ge löst werden kann, muß die Schule bestrebt fein, auch außer halb der Schule auf die jungen Leute Einfluß zu gewinnen. 6. Anf die Gemeinden, fowie auf die Korporationen und Innungen, die Fortbildungsschulen unterhalten, wird einzuwirken fein, daß. sie, ihre Turnhallen zur Verfügung stellen, nötigenfalls Jugendheime errichten, geeignete Turn- und Spielplätze schaffen, fowie die Spiel-, Gport- und anderen Vereine, die sich der Jugendpflege widmen, auch durch Gefvähruna von Geldmitteln unterstützen. 7. Sehr empfehlnSwert erscheint, daß die ver schiedenen Orte und Schulen eines größeren Bezirk» viel leicht alljährlich einmal Jugendfeste mit Kampf- u»d Wettspielen veranstalten. Die bekannten Erfahrungen in England, die mgn erfreulicherweise auch in Dresden be obachten kann, zeigen, wie fesselnd und anregend der artige Wettkämpfe auf die beteiligte Jugend wirken. 8. Die Leibesübungen werden oie Juaendvereine vorwiegend im Sommerhalbjahr in Anspruch nehmen. Im Winter empfiehlt e» sich, Veranstaltungen zur Pflege edler, geist- und gemütbildender Unterhaltung zu treffen, sowie die Möglichkeit zu schaffen, die ungen Leute mit gutem Lesestoff zu versehen und se anzuleiten, die Bolksbibliotheken, in denen eine besondere Abteilung für die Jugend eingerichtet werden möchte, in zweckmäßiger Weife zu benutzen. An der TurnlehrerbildungSanstalt zu Dresden sind fcho» bisher Kurse zur Ausbildung von Vorturnern und Spielleitern, und zwar auch solchen, die nicht dem Lehrer stande angehören, mit Unterstützung des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterricht» abaehalten worden. Diese Kurse sollen auch in Zukunft gefördert und nach Bedürfnis erweitert werden.