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zwischen Piccoloflöte, Trompete und Baßklarinette, Kontrafagott, Tuba samt Harfe und Schlagzeug. Eine dramatische Doppelfuge (Allegro) gibt ein grandio ses Bild der sich mehr und mehr in Ausweglosigkeit „verwirrenden" Welt („Das Übermaß der Sünden pflegt die Brüder zu verwirren"). Heraus führt nun die Be sinnung auf die jahrtausendealte Sehnsucht der Menschen nach einem „Himmel reich", einer gerechten Welt, in der die Guten und Bösen gesondert sind, so — wie es das Gleichnis Augustins von den zu sondernden Fischen im Netz über liefert (Baßsolo, Andante con moto). Dies schreckliche Gericht, das „Furcht und Zittern" auslöst (ausgedrückt durch einen dynamisch-dramatisch vorantreibenden Marsch von Chor und Orchester, Allegro molto), das „jüngste Gericht" biblischer Sicht, der barbarische Krieg historischer Realität, wird zur unabweisbaren Forde rung an den wahren Menschen, der „sieht: ... Da ist es Zeit zu sondern". Lfl| so wird der Kriegsmarsch zum Symbol des Wandels der Welt, des Scheidens von Gut und Böse, der Hoffnung auf „die Sitze der Heiligen, wohin jene nicht ge langen können ..die Bösen. Dem Ungarn Sandor Veress gelang mit dem „Psalmus Augustinus" ein Werk von großer Ausdrucksdichte, von historischer Dimension, ein musikalisches Mahnmal schwerster Zeit europäischer Geschichte des 20. Jahrhunderts, ein künstlerisch vertieftes Gleichnis menschlicher Hoffnung. Allgemein wird angenommen, daß die Messe c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart zur Einweihung der Waisenhauskirche am Rennweg in Wien für den 7. Dezember 1768 geschrieben wurde. — Die Kühnheit der Harmonik und Beson derheiten der Instrumentation — hochliegende Trompeten (Clarini) und Posaunen werden dem klassischen Orchester beigeordnet — bilden bereits eine Ausnahme. Dramatisch packend beginnt das Werk mit dem dreimaligen Ausruf „Kyrie" des Chores, der an ähnliches aus Infernodarstellungen aus der Operndramatik Glucks erinnert. Nur zögernd löst sich der Solopart vom Chortutti und läßt eine durch gehende Charakterierungstendenz Mozarts erkennen. Die handlungstragenden Teile des Meßtextes, die auf den Gekreuzigten verweisen und seine Menschwer dung betonen, werden den Soloparts zugewiesen, bzw. durch sie eingeleitet. Häufig verwendet Mozart für diese Teile Melodieformen, die in der herkömm lichen Kirchenmusik ungewöhnlich waren. Schon das von den Soli vorgetragene Seitenthema im Kyrie „Christe eleison" gemahnt an eine alte Volksmelodie der sogenannten Ostracher Liederhandschrift. Ist schon die Einleitung des Kyrie ungewöhnlich, so ist es erst recht der den Soli zugewiesene Mittelteil, der sich wirkungsvoll aufgehellt von den dramatisch düsteren Bildern abhebt, die sich, die dreiteilige Form erfüllend, wiederholen. Die Vertonung des vielteiligen strah lenden „Gloria" folgt dem Sinngehalt der Textabschnitte, die musikalisch unter einander keinen motivischen Zusammenhang aufweisen. Der Wechsel zwischen Chor- und Solipart folgt einerseits Formgesetzen, andererseits aber der oben angedeuteten Charakterisierungsabsicht. Das in die Mitte des Satzes gerückte „Quoniam" weist mit seinem Menuettcharakter eine weitere Merkwürdigkeit auf. Im Gegensatz hierzu tendiert das zwar weitgespannte, in seiner Aussage aber zur Einheit drängende „Credo" auch musikalisch zu motivisch einheitlicher Ge staltung. In diesem Zusammenhang sind die in den einzelnen Teilen des Satzes wiederkehrenden absteigenden Skalen der Violinen, die den Satz wie eine Klam mer umspannen, von besonderem Interesse. Bei freizügiger Textbehandlung läßt Mozart mit verhaltenem Ernst (durch punktierte Achtel dramatisch akzentuiert) das Sanctus“ folgen, wobei das einesteils verselbständigte, anderenteils mit dem Sanctus" verklammerte „Benedictus" in seiner thematischen Substanz eher an eine Opernarie erinnert. Hatte Mozart das für die Einleitung verwandte dunkle c-Moll bereits nach wenigen Takten im „Kyrie" zugunsten eines strahlenden C-Dur verlassen und die Dur-Tonarten in den folgenden Sätzen unterstrichen, so kehrt er im Schlußsatz, im „Agnus Dei", zunächst nach c-Moll zurück. Die ein- •ksvolle Klagemelodie weist er der Posaune zu. Aber die dreimal angestimmte, steigernde Klage bleibt Episode, die Endformel, die Bitte und Forderung nach Frieden umschließt, verbreitet in der musikalischen Umsetzung des Schluß- allegros (C-Dur) strahlende Freude. Das Konzert am 25. Mai wird vom Rundfunk der DDR mitgeschnitten.