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schwelgerischer und formaler Hypertrophie, wle es in dem heute erklingenden Opus 4 Schon bergs der Fall ist: „Verklärte Nacht ist die Schöpfung eines im Banne von Richord Wagners „Tristan und Isolde" stehenden jungen Komponisten. Das Werk wurde 1899 für Streich sextett entworfen und später (1917/1943) auch für Streichorchester eingerichtet. In dieser Form gelangt die Komposition heute zur Aufführung. Es ist eine Musik von großer Schönheit und zwingender Ausdruckskraft, reich an Farben und Stimmungen, schwärmerisch, lyrisch, ver klärt und ekstatisch. Sie folgt sehr empfindsam den wechselnden Stimmungen des gleichnami ¬ gen Gedichtes (1896) von Richard Dehmel, das Keser programmatischen „Sinfonischen Dich- Lng" zugrundeliegt: Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain; der Mond läuft mit, sie schaun hinein. Der Mond läuft über hohe Eichen kein Wölkchen trübt das Himmelslicht, in das die schwarzen Zacken reichen. Die Stimme eines Weibes spricht: Ich trag' ein Kind, und nit von Dir ich geh in Sünde neben Dir. Ich hab' mich schwer an mir vergangen. Ich glaubte nicht mehr an ein Glück und hatte doch ein schwer Verlangen nach Lebensinhalt, nach Mutterglück und Pflicht; da hab’ ich mich erfrecht, da ließ ich schaudend mein Geschlecht von einem fremden Mann umfangen, und hab' mich noch dafür gesegnet. Nun hat das Leben sich gerächt: nun bin ich Dir, o Dir begegnet. Sie geht mit ungelenkem Schritt. Sie schaut empor; der Mond läuft mit. Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht. Die Stimme eines Mannes spricht: Das Kind, das Du empfangen hast, bei Deiner Seele keine Last, "sieh, wie klar das Weltall schimmert! Es ist ein Glanz um Alles her, Du treibst mit mir auf kaltem Meer, doch eine eigene Wärme flimmert von Dir in mich, von mir in Dich. Die wird das fremde Kind verklären Du wirst es mir, von mir gebären; Du hast den Glanz in mich gebracht, Du hast mich selbst zum Kind gemacht. Er faßt sie um die starken Hüften Ihr Atem küßt sich in den Lüften. Zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht. Bewundernswert hat Schönberg in dem einsät- zigen Stück, das noch nichts von der späteren Entwicklung seines Schöpfers ahnen läßt, die Möglichkeiten des Klangkörpers ausgenutzt, eine überwältigende Fülle von Klangfarben und Effekten erzielt. Der unendliche Reichtum der Melodien und üppig-sinnlichen Harmonien ent kräftet nicht zuletzt jene Behauptungen, Schön bergs Hinwendung zur sogenannten „Atonali- tät" und Dodekaphonie sei das Eingeständnis der Unfähigkeit, „schöne" Musik schreiben zu können. Formal sind hier Sonatenhauptsatz und Sonatenzyklus ineinander verschränkt. RobertSchumanns aus der Düsseldorfer Zeit stammendes, im Oktober 1850 vollendetes Violoncellokonzert a-Moll op. 129 gehört neben Dvoraks Konzert für das gleiche Instrument zu den schönsten des 19. Jahrhun derts. Der Form nach ist es ein zusammenhän gendes Konzertwerk, dessen drei Sätze unmittel bar ineinander übergehen. Das virtuose Ele ment, obschon vorhanden, tritt völlig hinter dem eigentlichen musikalischen Ausdruck zurück. Das schwärmerische, auf einen elegisch-kantablen, echt romantischen Ton gestimmte Konzert setzt das Soloinstrument in seinen besten Klangre gionen ein — neue Hoffnungen, Beglückung über wiedergewonnene Schaffenskraft sprechen aus dieser Partitur Schumanns. Nach kurzer vier taktiger Orchestereinleitung stellt das Violon cello, begleitet von Achtelfiguren des Streich quartetts, das schwärmerische Hauptthema des ersten Satzes (Nicht zu schnell) vor. Das Or chester bringt sodann einen kraftvolleren, vor wärtsdrängenden Gedanken ins Spiel, und das Seitenthema erzeugt eine heitere, beschwingte Atmosphäre. In der Durchführung herrscht das Hauptthema vor, das auch den strahlenden Satzschluß bestimmt. — Eine ausdrucksvolle Romanzenmelodie trägt das Soloinstrument zu Beginn des kurzen langsamen zweiten Satzes vor. In einem kontrastierenden lebhaften Ab schnitt stimmen die Bläser wie aus der Ferne die vier ersten Takte vom Hauptthema des er sten Satzes an. — Ein Rezitativ des Solisten leitet in den rhythmisch bewegten, schwungvollen dritten Satz (Sehr lebhaft) über. Während das frische und spritzige Hauptthema vom Orchester eingeführt wird, erklingt das gesangvollere zweite Thema im Wechselspiel von Soloinstru ment und Holzbläsern. Die Durchführung arbei tet vor allem mit dem Hauptthema. Horn und Klarinette bringen eine Reminiszenz an das Hauptthema des ersten Satzes. Eine Kadenz des Solisten führt zur Reprise und zum brillan ten, wirkungsvollen Ausklang des Stückes. Wolfgang Amadeus Mozarts Sin fonie D-Dur KV 385 (Haffner-Sinfonie) — nicht zu verwechseln mit der sechs Jahre frü her geschriebenen Haffner-Serenade KV 250 — entstand aus einer zweiten Serenade, die der Komponist im Sommer des Jahres 1782 auf Wunsch seines Vaters für die befreundete Salz burger Familie Haffner schuf, und zwar diesmal zur Feier der Nobilitierung (Erhebung in den Adelsstand) des gleichnamigen Sohnes des Salzburger Bürgermeisters Sigmund Haffner. Mozart komponierte das Werk Ende Juli und Anfang August in größter Eile während drin gender Nacharbeiten zu seiner im Juli uraufge führten Oper „Die Entführung aus dem Serail". Als ihm Leopold Mozart die Festmusik im Fe bruar des folgenden Jahres zurückschickte, konnte sich der Sohn bereits gar nicht mehr an diese Komposition erinnern: „Die Neue Haffner Sinfonie hat mich ganz surpreniert — denn ich wußte kein Wort mehr davon; — die muß gewiß guten Effekt machen", äußerte er in einem Brief an den Vater vom 15. Februar 1783. Wir kennen das liebenswürdige Werk, zu dem ur sprünglich noch ein am Anfang und Schluß er klingender Marsch und ein wohl verlorengegan genes zweites Menuett gehörten, heute nur noch in der Form als viersätzige Sinfonie, in der es der Komponist — unter Hinzufügung von Flöten und Klarinetten in den Ecksätzen — am 23. Fe- VORANKÜNDIGUNG: Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in Mozarts Adagio und Fuge c-Moll für Streicher schrieb unsere Praktikantin Danuta Schmidt vom Fachbereich Musikwissenschaft der Hum boldt-Universität Berlin. bruar 1783 in einer seiner Akademien in Wien aufführen ließ. „Recht feurig gehen" muß nach Mozarts Anga be das Einleitungs-Allegro, dessen Verlauf fast ausschließlich von dem unisono einsetzenden, durch seine kühnen Sprünge sehr charakteristi schen Kopfthema bestimmt wird. Dieses rhyth misch prägnante, mit seinem Umfang von über zwei Oktaven erstaunlich weit ausholende The ma, in seiner Anlage etwas betont prunkvoll und leicht theatralisch, wird in dem reich gear beiteten Satz mit ungewöhnlicher kontrapunk- tischer Kunst durchgeführt. — Anmutig gibt sich das liebliche, melodisch schlichte Andante. Es folgt ein festliches, kraftvolles Menuett mit nem wirksam kontrastierenden, graziösen T^l das der Mozart-Forscher Alfred Einstein als den hervorragendsten Satz der Komposition bezeich nete und bereits mit dem Menuett der berühm ten späten Es-Dur-Sinfonie KV 543 von 1788 verglich. — Das schwungvolle Finale, ein Presto- Satz in Verbindung von Sonaten- und Rondo- Form (nach Mozart „so geschwind, als es mög lich ist" auszuführen), besitzt wie der erste Satz teilweise ein wenig opernhafte Züge. Das hüb sche Hauptthema des Finalsatzes zeigt Ver wandtschaft mit der Osmin-Arie „Ha, wie will ich triumphieren" aus der „Entführung", so die Entstehung der Sinfonie im gedanklichen Um kreis dieser Oper demonstrierend. 1206-1981 775 JAHRE DRESDEN Sonnabend, den 27. Juni 1981, 18.00 Uhr, Schloßpark Pillnitz Sonntag, den 28. Juni 1981, 18.00 Uhr, Schloßpark Pillnitz CHORSERENADE Freiverkauf Freiverkauf Ausführende: Kinderchor Hradec Krälove (CSSR) Leitung: Jin Skopal Kinderchor der Dresdner Philharmonie Leitung : Wolfgang Berger Philharmonischer Chor Dresden Leitung : Matthias Geissler Weitere Serenaden der Dresdner Philharmonie finden in diesem Sommer infolge Auslandsverpflichtungen des Orchesters nicht statt. Spielzeit 1980/81 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-35-81 Preis 0,25 M 10. ZYKLUS-KONZERT 1980/81