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Der in Thum (Erzgebirge) im Jahre 1899 gebo rene, seit 1929 in Dresden wirkende und da selbst am 27. August 1965 viel zu früh verstor bene Otto Reinhold, einst Schüler von Hermann Grabner am Leipziger Konservato rium, hat ein zwar nicht quantitativ, jedoch qualitativ sehr gewichtiges Oeuvre hinterlassen. Seine Orchester-, Chor-, Kammermusik- und Liedkomposilionen haben weit über die Gren zen der DDR hinaus Beachtung gefunden. Von der heimatlichen Landschaft, der Herbheit, Kargheit des Erzgebirges wurde schon frühzei tig das Wesen dieses eigenständigen Musikers geprägt, das sich später in der typischen Sprö de, Herbe, Klangunsinnlichkeit und Geradlinig keit seiner musikalischen Sprache so überzeu gend ausdrücken sollte. Otto Reinhold, dessen schöpferisches Lebenswerk einen profilierten Bestandteil unserer neuen Musikkultur dar stellt, schrieb eine eigenwill'ge, ehrliche Hand schrift, die sich einordnen läßt in die neoklassi zistische Musikentwicklung unseres Jahrhun derts. Immer wollte der Komponist seine Musik als Ausdruck seelischer und geistiger Vorgänge verstanden wissen. 1962 wurde der in der Stille wirkende feinsinnige Künstler mit dem Martin- Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden geehrt. Max Reger schrieb sein dreisätziges, doch in einem Zuge zu spielendes Streichquar tett d-Moll als ersten Versuch in dieser Gattung im Alter von noch nicht 16 Jahren (Ostern 1889), „ohne die Partitur eines klassi schen Streichquartettes studiert noch gehört zu haben“, wie Adalbert Lindner, Regers Jugend lehrer, überliefert hat, aus dessen Reger-Archiv das Werk erst 1955 veröffentlicht wurde. Dieses erste Quartett ist ein erstaunlicher Beweis schöpferischer Frühbegabung. Noch verrät die Verarbeitung des Themenmaterials eine un geübte Hand, noch läßt die technische Behand lung der Streicher manche Wünsche offen. Die Häufung von Vortragsbezeichnungen, charak teristisch ja auch für den späteren Reger, die oft naiven Bemerkungen zur Verdeutlichung der Ausdrucksabsichten u. a. lassen Unerfah-^ lenheit und Mangel an technischer Rout™ erkennen. Und doch kündigt sich in dies«® Zeugnis jugendlichen Sturmes und Dranges, das zur Zeit früher Beethoven-Begeisterung entstand, schon der Regersche Stil an. Die Art der Themenaufstellung, gewaltige Steigerun gen, starke dynamische Gegensätze, der Ein bau neuer Gedan' en in das Gefüge der Haupt themen — alle diese fü~ den künftigen Meister der Kammermusik so charakteristischen Form- und Stilelemente finden sich hier bereits vorge bildet. übrigens sandte Adalbert Lindner die Komposition an Hugo Riemann mit der Bitte um ein Gutachten, ob des jungen Max Regers Begabung für den Musikerberuf ausreichend sei, was dieser nicht nur bejahte, sondern sich zugleich bereit erklärte, die Ausbildung des jungen Mannes zu übernehmen. Programm blätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die einführenden Worte in Regers Jugendquartett schrieb unsere Praktikantin Sabine Bösche vom Fach bereich Musikwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig Spielzeit 1980/81 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009/29-81 EVP 0,10 M