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ZUR EINFÜHRUNG 9. ZYKLUS-KONZERT MOZART-SCHUMANN-ZYKLUS Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 25. April 1981, 20.00 Uhr Sonntag, den 26. April 1981, 20.00 Uhr oresoner e oNIHontnrroniio Dirigent: Herbert Kegel Solist: Michele Campanella, Italien, Klavier Robert Schumann 1810-1856 Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Robert Schumann Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 503 PAUSE Allegro maestoso Andante Allegretto Konzertstück für Klavier und Orchester G-Dur op. 92 Introduktion (Langsam) — Allegro appassionato Ouvertüre zur Oper „Genoveva" c-Moll op. 81 Langsam — Leidenschaftlich bewegt Paul Hindemith 1895-1963 Sinfonie in Es Sehr lebhaft Sehr langsam Lebhaft Mäßig schnelle Halbe MICHELE CAMPANELLA wurde 1947 in Neapel gebo- ren und studierte bei Vincenzo Vitale am Konservato rium „San Pietro a Maiella“ in seiner Heimatstadt. Gleichzeitig absolvierte er ein Studium an der Philo sophischen Fakultät der Universität. 1965 gewann er den 1. Preis des Alfredo-Casella-Wettbewerbes in Nea- pel. Seither führten ihn Konzertverpflichtungen in viele europäische Musikzentren, wiederholt in die USA, nach Japan, Südamerika und nach Afrika. Schallplat tenaufnahmen, die auch Preise erhielten (wie den Grand Prix der Liszt-Akademie Budapest), machten seinen Namen ebenso wie zahlreiche Rundfunk- und Fernsehübertragungen bekannt. Seit 1977 lehrt er am Konservatorium „Giuseppe Verdi” in Mailand. Daß Robert Schumann auch eine Oper — „Genoveva" op. 81 — geschrieben hat, ist wenig bekannt. Freilich gehört dieses Werk, dem ein vom Komponisten nach den Genoveva-Dramen von Tieck und Hebbel zu ¬ sammengestelltes Textbuch zugrundeliegt, in noch stärkerem Maße etwa wie Carl Maria von Webers „Euryanthe" oder „Oberon" zu den Schmerzenskindern der deutschen Opern geschichte. Es konnte sich trotz herrlichster Musik infolge des undramatischen Librettos und einer betont lyrischen Grundkonzeption nicht auf der Bühne durchsetzen. Der Kompo nist war schlecht beraten, als er Wagners wohlmeinende Ratschläge über die dramatur gischen Schwächen seines Opernbuches „Ge noveva" unbeachtet ließ. Ihre Uraufführung erlebte die Oper am 28. Juni 1850 in Leipzig. Schumann entschied sich für den „Genoveva Stoff, weil in ihm, ähnlich wie in „Faust" oder in Byrons „Manfred", das „Ringen giganti scher Doppelnaturen" gezeigt wurde. Der in nere Bruch des Werkes aber liegt darin, daß Schumann als Musiker das Schwergewicht auf die Gestalt der Genoveva — einer romanti ¬ schen Dulderin — legte und zwar so ausge prägt, daß selbst die Partie des Gegenspie lers Golo musikalisch von dieser Seite aus be einflußt erscheint. Anders aber noch in der 1847 in Dresden komponierten Ouvertüre zur Oper „Genoveva", die, unter dem unmittel baren Eindruck des Hebbelschen Dramas ent standen, geistig und auch in der Thematik auf Golo, der aus Sinnlichkeit zum satanischen Verbrecher wird, abzielt! Diese Ouvertüre zählt neben der Manfred-Ouvertüre zu Schu manns besten Orchesterwerken. Schon die langsame Einleitung bestimmen zwei düstere Motive, die in der Oper dem finsteren Golo zugewiesen sind. Im schnellen Hauptteil der Ouvertüre spiegelt ein leidenschaftlich-begeh- rendes, herausforderndes Thema in der ersten Violine die dunklen Absichten Golos wider. Das leidvolle Seitenthema, in den Klarinetten und Violinen wechselnd ertönend, weist auf die Gestalt der Genoveva hin. Es kann sich je doch nicht durchsetzen. Da erscheint eine wei tere Themengestalt, die die unverbrüchliche Treue des getrennten Gattenpaares Siegfried und Genoveva symbolisiert. Das Motiv Golos beherrscht die Situation wieder am Schluß der Durchführung und in der Reprise. Erst in der C-Dur-Coda erscheinen die lichten Gedanker Genovevas und Siegfrieds wieder. Freilich en det die Ouvertüre dann, um eine direkte Ver bindung zum Beginn der Oper herzustellen mit dem nach Dur versetzten Golo-Motiv. Das Konzert für Klavier und Or chester C-Dur KV 503 von Wolf gang Amadeus Mozart bildet das letzte in der Reihe von fünfzehn Werken die ser Gattung, die Mozart in den Jahren 1782 bis 1786 geschaffen hat. Es entstand 1786 kurz nach der Vollendung von „Figaros Hoch zeit". Es spiegelt eine einheitliche, kraftvoll heitere Grundstimmung wider, die allerdings dank des charakteristischen Wechsels von Dur und Moll der gleichen Stufe mit dunklen Un terströmungen zu kämpfen hat. Manches mu tet dabei wie ein Vorklang der Jupiter-Sinfonie von 1788 an. Der Einfluß des strengen Satzes auf die Konzertform wertet diese inhaltlich auf, verbindet das Spielerische mit dem Ge danklichen. Eine wichtige Rolle spielt das den ganzen er sten Satz durchdringende Drei-Achtel-Auftakt- motiv, dessen scheinbar nebensächliche und zwanglose Entwicklung das Gefühl natürli chen Wachstums erzeugt. Besondere Aufmerk samkeit verdient ferner der Einsatz des Soli sten, der in Mozarts Konzerten stets auf man nigfaltige und geistige delt wird. Ebenso wie sich großen Schlußkadenz als fiehlt, stellt er sich beim vor. Dem Wiedereintritt Hauptthemas eine längere, dialogisch beginnende, dann aber frei virtuos im Klavier verlaufende Zwi schenpartie voraus. Der langsame Mittelsatz, im Romanzencha^ rakter nach französischem Vorbild gehalterl ist zart verhalten. Hier gibt der Lyriker Mo zart dem Solisten Gelegenheit zu gesangvol lem Vortrag und nuancenreicher Gestaltung der reich verästelten Ornamentik. Auch das Schlußrondo erscheint in gebroche nem Licht, alle Gegensätze sind zugunsten des einheitlichen Ablaufes gemildert. So ent steht durch die Art, in der die einzelnen The men im Verlauf des Satzes umgestellt und neu miteinander verflochten werden, der Ein druck stiller Heiterkeit, eines geist- und ge mütvollen Spieles, das dem Hörer reine Freu de an der sinnlich schönen Klangwirkung ver mittelt. Weise abgewan- der Solist in seiner Improvisator emp- Einsatz als solcher des energischen geht im C-Dur-Konzert sogar dialogisch beginnende,