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ECKART HAUPT Eckart Haupt, 1945 in Zittau geboren, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Musik in Dresden bei Prof. Fritz Rucker, anschließend als Aspirant bei Prof. Ernst List in Leipzig. Er ging erfolgreich aus mehreren Wettbewerben hervor, u. a. in Markneukirchen, Genf und Prag. Nach Stationen in Dessau und Berlin ist er seit 1970 Soloflötist der Dresdner Philharmonie, wirkt als gesuchter Solist, leitet ein Kammermusikensemble und lehrt an der Dresdner Musikhochschule. Neben Gastspielen in dei DDR absolvierte er zahlreiche Konzerte in der CSSR, der VR Polen, der UdSSR, sowie in Spanien, Portugal, der Syrischen Arabischen Republik, Österreich und Japan. Sein besonderer Einsatz gilt der zeitgenössischen Musik. Rundfunk, Fernsehen und Schallplatte sicherten sich seine Mit wirkung. WOLFGANG AMADEUS MOZART SINFONIE G-MOLL KV 559 Wolfgang Amadeus Mozarts „große" g-Moll-Sinfonie (KV 550) — so ge nannt zum Unterschied von der fünfzehn Jahre früher entstandenen „klei nen" in der gleichen Tonart (KV 183) — ist eine der berühmten letzten drei Sinfonien des Komponisten, die auf diesem Gebiet seines Schaffens Abschluß und Höhepunkt zugleich darstellen. In unmittelbarer Folge wur den die Sinfonien in Es-Dur (KV 543), g-Moll und C-Dur (KV 551) im Som mer des Jahres 1788 in der unfaßbar kurzen Zeit von Juni bis August niedergeschrieben. Es ist uns kein bestimmter Anlaß für die Entstehung dieser drei ihrem Charakter nach so verschieden gearteten Meisterwerke bekannt; wir wissen nicht einmal, ob Mozart sie überhaupt jemals in einer Aufführung gehört hat. Wenn auch keine Hinweise dafür existieren, daß der Komponist die drei Sinfonien als eine Art Trilogie, als in sich zusam menhängende Einheit geplant hätte, so bilden die anmutig-heitere Es- Dur-, die dunkelgestimmte, schmerzerfüllte g-Moll- und die strahlende, lösende C-Dur-(„Jupiter"-)Sinfonie doch durch organisches Sich-Ergänzen ihrer Inhalte eine natürliche Einheit .gehören sie innerlich zusammen. In einer Zeit schwerster wirtschaftlicher Sorgen geschaffen (gerade aus dem Sommer 1788 liegen verzweifelte Briefe des^Äisters vor), zc^^die g-Moll-Sinfonie den erschütternden Niederschlag c^r „schwarzen ^Wan ken“, von denen Mozart einmal schreibt, zeigt die ernsten Zweifel, die ihn bedrängten. Nirgends finden wir bei ihm ein Gegenstück, in dem mit einer solchen Ausschließlichkeit schmerzlichen Empfindungen Ausdruck gegeben wurde, wie in diesem von Leid und Schicksalskampf geprägten Werk. Mozarts Zeitgenossen empfanden die Sinfonie denn auch als befremdend düster, ja noch im Jahre 1802 wird sie in einer Leipziger Kritik „schauer lich" genannt. Während die Romantik dagegen sogar hier wieder nur den „ewig heiteren" Mozart sah und die Komposition als „anmutig-graziös" auffaßte, müssen wir heute doch trotz der Verklärung des Schmerzes durch wunderbar edle Formen, durch das klassische Streben nach Klarheit und Schönheit wieder die heftige seelische Erregung, die das Werk durchzieht, sein tragisches, düsteres Grundgefühl und die volle Größe dieser Schmerz lichkeit zu erkennen suchen. Ohne Einleitung beginnt der erste Satz (Allegro molto) sogleich mit der er regten Klage des Hauptthemas. Auch das zweite Thema bringt keinen Gegensatz, sondern erweitert lediglich den dunklen Charakter der herauf beschworenen Stimmung durch sehnsuchtsvoll-wehmütige Töne. Die starke inne^ÄSpannung dj^k'auptthemas, dessen motivisches Material in der Dur^Wihrung dominum, hält während des ganzen Satzes an. Nach er schütternden Wendungen, in denen trotziges Aufbegehren mit rührender Klage wechselt und zu dramatischen Auseinandersetzungen führt, klingt der Satz in schmerzlicher Resignation aus. — Im zweiten Satz, einem weit ausschwingenden, edlen Andante, bleibt der Grundcharakter trotz schwär merischen Schwelgens in sanfteren, weicheren Klängen ebenfalls traurig und nachdenklich .Neben dem schwermütigen ersten Thema werden hier zwei weitere, cunstvoll miteinander verwobene Themen bedeutungsvoll. — Selbst das folgende Menuett verrät kaum noch seine Herkunft von der zierlichen, verspielten Tanzform des Rokoko, sondern ist in seiner herben, ja schroffen Anlage im Gegenteil ein Sinfoniesatz von der gleichen Be deutung und Härte wie etwa der erste Satz. Nur im lieblichen Trio wird vorübergehend ein heiter-tröstlicher Ton angeschlagen. - Voller Unruhe und Leidenschaftlichkeit stürmt schließlich das Finale dahin, dessen Haupt thema übrigens Beethoven später als melodischen Kern des Scherzos seiner 5. Sinfonie c-Moll verwendete. Fast nirgends findet sich ein Ruhe punkt, auch dos gesangliche zweite Thema kann nur für kurze Zeit Be ruhigung bringen. Schärfste Auseinandersetzungen mit kontrapunktischen Verdichtungen und kühnen Modulationen in entfernteste Tonarten kenn zeichnen den Verlauf dieses Satzes. An der tragischen Grundstimmung festhjJtend, sch ießt cj|ÄSinfonie ohne befreiende Lösung ab. WOLFGANG AMADEUS MOZART FLÖTENKONZERT D-DUR KV 314 Das Flötenkonzert D-Dur KV 314 entstammt vermutlich Wolfgang Ama deus Mozarts Mannheimer Zeit (1778) und wurde neben einem weiteren Flötenkonzert (G-Dur KV 313), dem Andante für Flöte und Orchester KV 315 und drei Quartetten für Flöte und Streicher (KV 285, 285b und 298) für den vermögenden Holländer De Jean komponiert. Alle diese Werke beweisen, wie sehr Mozart das ganz eigene Wesen der Flöte er faßte, ihren technischen Forderungen gerecht wurde, obwohl er eigentlich dieses Instrument niemals recht leiden mochte. Die beiden in ihrem Cha rakter einander ziemlich nahestehenden Flötenkonzerte zeigen in formaler Hinsicht wie auch in der Gesamthaltung manche Gemeinsamkeiten mit Mozarts Violinkonzerten aus dem Jahre 1775, sogar in thematischer Be ziehung lassen sich ähnliche Wendungen in diesen Konzerten nachweisen. Aber trotz dieser Anlehnungen, und obwohl das D-Dur-Konzert möglicher weise nur eine Umarbeitung eines Oboenkonzertes darstellt, das Mozart im Jahre 1777 für den Salzburger Oboisten Giuseppe Ferlendis geschrie ben hatte, kommt in den Flötenkonzerten, die vor allem in der Behand lung des Orchesters und in der Verbindung der einzelnen thematischen Gedanken bereits von der frühen Meisterschaft des 22jährigen Komponi sten zeugen, die besondere Eigenart der Technik dieses Instrumentes und der damit zu erreichenden Wirkungen voll und ganz zur Geltung. — Ge rade im D-Dur-Konzert ist der Flötenpart, der in den Soli nach altitalieni scher Art häufig nur von den beiden Violinen begleitet wird, mit außer ordentlich reichen Einfällen bedacht. Besonderes Interesse verdient hier der auch in der Instrumentierung durch die reizvolle Verwendung von Oboen und Hörnern wirkungsvolle 3. Satz, ein Rondo, dessen Haupt thema Mozart übrigens später nur wenig verändert wieder für Blondchens Arie „Welche Wonne, welche Lust" in seiner Oper „Die Entführung aus dem Serail" benutzt hat. JOHANNES BRAHMS SINFONIE NR. 1 C-MOLL OP. 68 Erst im Alter von dreiundvierzig Jahren, 1876, vollendete Johannes Brahms seine 1. Sinfonie c-Moll op. 68 und schuf bereits neun Jahre später seine 4. und letzte Sinfonie. Sein sinfonisches Schaffen umspannt also zeitlich