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Der Dresdner Komponist Karl-Rudi Griesbach, der am 14. Juni dieses Jahres seinen 65. Geburtstag begehen wird, erhielt sei ne Ausbildung durch Philipp Jarnach in Köln. Seit 1965 ist er Professor und Leiter der Abtei lung Komposition an der Dresdner Musikhoch schule, nachdem er bereits vorher als Dozent sowie zeitweilig auch als Dramaturg und Musik kritiker tätig war. Als Komponist — geehrt mit dem Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dres den und dem Kunstpreis der DDR — schuf er Werke aller Gattungen und machte sich beson ders um das zeitgenössische Opern- und Tanz theater verdient, über sein bisher einziges Streichquartett, für das sich nach der Uraufführung durch das Erben-Quartett bei den 13. Musikfesttagen 1978 in Frankfurt/Oder meh rere führende Quartettvereinigungen unseres Landes eingeetzt haben (das Siering-Quartett spielte es für die Schallplatte ein), äußerte Karl- Rudi Griesbach: „Ich hätte diese Kammermusik vielleicht besser ,Musik für vier Streicher' nen nen sollen, denn ich strebe nicht den homoge nen Zusammenklang der Instrumente an, son dern eher ein .Auseinanderklingen', eine Art gemeinschaftlichen Musizierens auf verschiede nen Ebenen. Im ersten Satz, der mit einer zwölf- tönigen Materialexposition beginnt, errichte ich zwei derartige .Ebenen', indem die 1. Violine und das Violoncello parallel zu einer ausge dehnten Pizzikato-Fläche von 2. Violine und Viola in ein Streitgespräch treten. Diese Dispo sition kehre ich im dritten Satz um. Hier läuft das tragende musikalische Geschehen in den Mittelstimmen ab, während die Außenstimmen, auch mit hämmernden col-legno-Schlägen, den farbigen Untergrund markieren. Dem ersten und dritten Satz liegt eine offene Form zu grunde (AB). Eine Besonderheit stellt das .Inter mezzo' dar, denn es benutzt von den zwölf Tö nen nur zwei. Diese erfahren Abwechslung und erhalten künstlerisches Profil durch experimen telle Klangdarstellungen, die' schockierende Effekte nicht verschmähen. Unterbrochen wer den diese Zweitongeschehnisse von polymetri schen Klopfgeräuschen, die afrikanische Bil dungen aufnehmen und sich von Mal zu Mal steigern. Dieser Teil des Quartetts soll, der Be zeichnung .Intermezzo' folgend, nichts anderes als belustigend-entspannende Episoden zwi schen den Sätzen ausbreiten, bevor der zweite Satz dichtes melodisches Leben mit Hilfe einer Zwölfton reihe durchsetzt." Paul Hindemiths Neigung zu< Späßen, zum Parodieren und Verulken kommt in dem Werk „Minimax — Repertorium für Mili tärmusik", das um 1922 entstand, besonders deutlich zur Geltung. Dieses Stück stellt sowohl eine Parodie auf Militärmusik dar als auch eine lustige Huldigung an den Schirmherrn der Donaueschinger Musiktage in den 20er Jahren, Max Egon Fürst zu Fürstenberg. Die ErkläriÄ des Titels „Minimax" ist weniger in der Feua® löschermarke gleichen Namens noch in einem alten Schallplattenetikett zu finden, sondern wohl in der Kombination der beiden Namen (bzw. Kosenamen) des Donaueschinger Für stenpaares „Maxi" und „Minzi“. Auch der Titel des ersten Satzes „Der Hohenfürstenberger" spricht für diese Deutung. Hindemith wirkte da mals als Bratscher im angesehenen Amar- Quartett und schrieb ein ganze Reihe von Kam mermusikwerken für diese Vereinigung. Um sich von der harten, konzentrierten Arbeit des Streichquartettspiels gelegentlich zu entspan nen, schuf er das vergnügliche, ironische Werk „Minimax", das zur Entstehungszeit in privatem Kreise in Donaueschingen zur Uraufführung kam, wovon eine Fotografie der „Militärkapelle Minimax beim Morgentraining" zeugt, auf der die Mitglieder des Amar-Quartetts mit Papier helmengeziert und mit den Instrumentenbögen salutierend zu sehen sind (veröffentlicht in: „P. Hindemith — Zeugnis in Bildern", Schott, Mainz 1955). Obwohl „Minimax" 1924 das erste Kam mermusikwerk eines noch lebenden Komponi sten war, das der junge Frankfurter Sender in seiner ersten Sendewoche sendete, geriet dflfc Stück mehr und mehr in Vergessenheit. U3|0 gens trug sich Prof. Heinz Bongartz in seiner letzten Lebenszeit mit der Absicht, die reizvolle Komposition Hindemiths für Orchester zu be arbeiten — ein Plan, der leider nicht mehr ver wirklicht werden konnte. VORANKÜNDIGUNG Sonnabend, den 21. Februar 1981,19.00 Uhr (Anrecht D) 6. LANDHAUS-KONZERT Werke von Hindemith, Telemann, Händel, Stamitz, Martinü und Janäcek Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit 1980/81 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna 111-25-12 ItG 3-81 EVP -,10 M