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4. LANDHAUS-KONZERT Aula der EOS „Romain Rolland" Sonntag, den 7. Dezember 1980, 19.00 Uhr oHiilhönnoonii^ Ausführende: Irmhild Karp, Alt Thomas-Friedrich Sommer, Violine Brygida Sommer, Klavier Andreas Lorenz, Oboe d’amore Christian Thiele, Cembalo (Continuo) Friedhelm Rentzsch, Violoncello (Continuo) Barock-Collegium der Dresdner Philharmonie Leitung: Volker Karp Jean Francaix geb. 1912 Sonatine für Violine und Klavier (1934) Vivace — Andante — Theme varie Ludwig van Beethoven 1770-1827 Sonate für Violine und Klavier a-Moll op. 23 (1801) Presto — Andante — Scherzoso, piü Allegretto — Allegro molto PAUSE Georg Philipp Telemann 1681-1767 Concerto für Oboe d’amore, Streicher und Basso continuo A-Dur Siziliano — Allegro — Largo — Vivace Zum 300. Geburtstag des Komponisten am 14. März 1981 Georg Friedrich Händel 1685-1759 Huldigungskantate für Alt und Basso continuo auf einen italienischen Text von B. Panfili Rezitativ — Arie — Rezitativ — Arie Erstaufführung Tommaso Albinoni 1671-1750 Concerto für Streicher d-Moll op. 5 Nr. 7 (1707) Allegro — Adagio — Allegro Jean F r a n 9 a ix, 1912 in Le Mans geboren, wo er auch seine Studien an dem von seinem Vater geleiteten Konservatorium begann, voll endete seine Ausbildung am Pariser Conser- vatoire bei Nadia Boulanger (Komposition) und I. Philippe (Klavier). Schon seit 1932 er scheinen seine Werke auf den Programmen internationaler Konzertveranstalter. Seine Mu ¬ sik, für die der Zug zu Anmut und Klarheit, ja zu spielerischer Grazie und Ironie kennzeich nend ist, setzt die Tradition des französischen Neoklassizismus fort. Auch als hochbefähigter Pianist machte er sich einen Namen (als sol- ^er konzertierte er 1958 mit der Dresdner ■hharmonie). In seiner Sonatine für Violine und Klavier, die er 1934 für das Duo Jacques Thibaud und Alfred Cortot schrieb, sind drei kontrastierende Sätze aneinandergereiht: ei nem rhythmisch einprägsamen Vivace in knap per Sonatenform folgt ein Andante, das sich aus einem expressiven 4/4-Thema und einem tanzartigen 3/4-Motiv entfaltet. Fünf abwechs lungsreiche Variationen über ein lyrisches Thema beschließen das Werk. Georg Friedrich Händel: Huldigungskantate nach B. Panfili 1. Rezitativ Händel, du meine Muse, ich kann für dich nicht singen Verse zu deiner Leier, die deiner würdig. Doch spür ich deutlich in mir Harmo nie süß wehen und kann nicht schweigen zu dem Klang der Weise, die mich erfreuet. 2. Arie Orpheus konnte mit süßem Klang bezaubern, Vögel, Fische, Waldestiere, alle lauschten still. •bliche Weise rührten Bäume und Felsen, och das Singen konnte Orpheus sie nicht lehren. 3. Rezitativ Du vermagst mehr als Orpheus, du meine Muse zwingst mich zum Gesänge, obwohl ich meine Leier in einen Baum hing, und stille sie dort schweigt. 4. Arie Melodien soll jeder singen, die der neue Or pheus fand, und zum Spiele seiner Leier schön sten Glanz der Stimme verleihen, daß durch seine frohe Weise jedes Herz voll Freude sei, Und die Zeit so süß vertreibend, werden Stun den, wird der Tag vergehn! Tommaso A I b i n o n i, neben Benedetto Marcello und Antonio Vivaldi bedeutender Repräsentant venezianischer Tonkunst in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, studierte wahr scheinlich bei Giovanni Legrenzi. Seine Hei matstadt Venedig scheint er nur selten ver lassen zu haben, freilich ist seine Biographie so gut wie unbekannt. Bis 1740 komponierte er etwa 50 Opern, von denen jedoch kaum etwas erhalten ist. Seine Bedeutung für unse re Zeit liegt in der Fülle seiner Instrumental kompositionen (Sinfonien, Konzerte, Triosona ten, Violinsonaten). Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in völliger Zurückgezogen heit, zuletzt zwei Jahre ans Bett gefesselt. Daß Johann Sebastian Bach Albinonische Themen bearbeitete und seinen Schülern Generalbässe zu Albinonischen Werken aussetzen ließ, zeigt die Wertschätzung, derer er sich erfreute. Albinonis Opus 5 erschien 1707 in Venedig. Es macht deutlich, daß die kraftvolle, ausdrucks geladene Tonsprache Albinonis, seine lebhaft gegliederte Konzertform Wesensverwandtes in Bach berührt haben muß.